Die Lehren aus der Lehman-Pleite

Vor zehn Jahren ging das US-Geldhaus Lehman Brothers pleite. Was sich seitdem verbessert hat, wie die Banken heute auf Krisen vorbereitet sind - und wo neue Risiken lauern.
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von Wolfgang Ehrensberger, €uro am Sonntag
Gerhard Schick war noch nicht lange finanzpolitischer Sprecher der Grünen im Bundestag, als die US-Bank Lehman Brothers am 15. September 2008 pleiteging. Zehn Jahre später zieht der über Parteigrenzen hinaus anerkannte Finanzexperte, der auch den deutschen Bankenrettungsfonds SoFFin mitkontrollierte, ein vernichtendes Fazit: Das Finanzsystem sei heute "weder nachhaltig noch stabil, und die nächste Finanzkrise ist programmiert", warnt Schick.
Entwarnung gibt auch die Commerzbank nicht, die die Lage in einer Studie aber etwas differenzierter beurteilt. Tenor: Die Zentralbanken haben demnach ab 2008 grundsätzlich richtig reagiert, um einen Sturzflug der Konjunktur zu verhindern. Aber zehn Jahre später ist die Verschuldung vieler Volkswirtschaften teilweise noch höher als vor der Krise. Und die meisten Notenbanken haben ihre geldpolitischen Strategien noch immer nicht verändert, um in Zukunft neue Blasen zu verhindern.
"Blick in den Abgrund"
Dabei haben sie bei Ausbruch der Krise mit großzügig gewährter Liquidität eine Pleitewelle und Wirtschaftskrise wie 1929 verhindert. "Die westlichen Volkswirtschaften haben in den Abgrund geschaut, waren aber nicht wie 1929 hineingefallen", erläutert Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Die Bankenaufsicht habe grundsätzlich die richtigen Konsequenzen gezogen: Höhere Eigenkapitalvorgaben etwa führten dazu, dass die US-Banken heute 40 Prozent mehr Eigenkapital vorhielten, die europäischen Häuser sogar doppelt so viel.
Die Bankenaufsicht konzentriere sich zudem nicht nur auf die Stabilität einzelner Häuser, sondern des gesamten Finanzsystems, sie könne also bei drohenden Blasen Kapitalvorgaben etwa für den Immobilienbereich anpassen. Und Kapitalgeber müssten sich mittlerweile an den Kosten einer Sanierung oder Abwicklung beteiligen. "Das stärkt das Haftungsprinzip", erläutert Krämer. Die Kapitalgeber der Banken drängten so auf risikoärmere Geschäftsmodelle.
"Italien als "Sollbruchstelle"
Kritisch sieht der Commerzbank-Chefvolkswirt jedoch die anhaltende Geldflut durch die Notenbanken, die auf höhere Inflationsraten zielen, aber neue Blasen auf den Finanz- und Immobilienmärkten riskieren.
Als Hauptrisiko stuft Krämer allerdings die anhaltend hohen Schulden insbesondere der Euroländer ein. Vor allem in
Italien, Spanien und Griechenland sind die Staatsschulden relativ zum Bruttoinlandsprodukt heute sogar deutlich höher als vor Ausbruch der Staatsschuldenkrise 2009.
Während in Ländern wie Irland oder Spanien die Ursachen der Krise zum Teil angegangen wurden, hat Italien der Commerzbank-Analyse zufolge trotz beschlossener Schuldenbremse kaum Fortschritte gemacht. Bruttoinlandsprodukt und Steuereinnahmen dürften dort auch in den kommenden Jahren weiter unterdurchschnittlich zulegen. "Italien bleibt die Sollbruchstelle der Währungsunion", warnt die Studie. "Damit besteht zehn Jahre nach der Lehman-Pleite weiter ein existenzgefährdendes Risiko für den Euroraum." In Italien ist der Staat außerdem besonders stark bei den eigenen Banken verschuldet, was das Systemrisiko noch verschärft.
Demzufolge empfiehlt Krämer nicht nur höhere Leitzinsen und ein Ende der EZB-Anleihenkäufe, sondern auch, den Banken vorzuschreiben, Staatsanleihen wie andere risikoreiche Anlagen zu behandeln und mit Eigenkapital zu unterlegen.
Einen ganz anderen Weg schlägt unterdessen der Grünen-Finanzexperte Schick ein, der sein Bundestagsmandat zum Jahresende aufgibt. Ab heute, 15. September 2018, ist der 46-Jährige Alleinvorstand der Bürgerbewegung Finanzwende e. V., die sich für "grundsätzliche Änderungen im Finanzsystem" einsetzen will. Zu seinen Mitstreitern zählen unter anderem Bankenkritiker Martin Hellwig und Sachverständigenrat-Mitglied Peter Bofinger.
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