Hypothekenmarkt-Risiko

Trotz eigenem Investment: Darum sieht PIMCO diesen Trump-Trade kritisch

21.05.25 16:12 Uhr

Trump-Trade im Kreuzfeuer: PIMCO kritisiert mögliche Pläne mit Pleite-Firmen Fannie Mae und Freddie Mac | finanzen.net

Die Diskussion um die Zukunft von Fannie Mae und Freddie Mac gewinnt aktuell erneut an Brisanz. PIMCO warnt eindringlich vor einer überstürzten Privatisierung der beiden Hypothekenriesen.

• Markt spekuliert auf ein Ende der Zwangsverwaltung von Fannie Mae und Freddie Mac
• PIMCO befürchtet Schaden für Steuerzahler und Hypothekenmarkt
• Bei Privatisierung explizite Staatsgarantie gefordert

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Die Allianz-Tochter PIMCO schlägt Alarm: Die unter US-Präsident Donald Trump wieder aufkeimende Erwägung, Fannie Mae und Freddie Mac aus der seit 2008 bestehenden Zwangsverwaltung zu entlassen, könnten laut der Investmentgesellschaft massive Risiken für den US-Hypothekenmarkt bedeuten. Bereits im Jahr 2020 während Trumps erster Amtszeit gab es laut "HousingWire" Überlegungen, die beiden sogenannten Government-Sponsored Enterprises (GSEs) - im Deutschen "staatlich geförderte Unternehmen" - ohne Zustimmung des Kongresses aus der Zwangsverwaltung zu entlassen - und auch schon damals hatte PIMCO gewarnt. Nun, in seiner zweiten Amtszeit, rücken diese Vorhaben offenbar wieder in den Fokus - und die Allianz-Tochter veröffentlichte eine neue Warnung.

PIMCO: Fannie Mae und Freddie Mac sind einer der "krassesten Trump-Trades"

Der neue Direktor der Federal Housing Finance Agency (FHFA), Bill Pulte, der sich kürzlich selbst zum Vorsitzenden von Fannie Mae und Freddie Mac ernannte, zeigte sich im Mai in einem Interview mit "CNBC" offen für eine mögliche Privatisierung. "Wir werden sehen. Wir haben einen großartigen Deal-Maker als Präsidenten der Vereinigten Staaten. [...] Meine Aufgabe besteht derzeit darin, die operative Effizienz [von Fannie Mae und Freddie Mac] zu steigern, die aufgeblähten Strukturen zu beseitigen, die Unternehmen sicher und solide zu machen und, offen gesagt, sie in bester Verfassung zu halten, um alles zu tun, was der Präsident beschließt", antwortete er auf eine entsprechende Frage. In diesem Zusammenhang befasse er sich unter anderem damit, die aufgeblähten Strukturen und den angeblich herrschenden Betrug bei der Kreditvergabe zu beseitigen. "Wir werden diese Unternehmen umkrempeln, und sie werden wieder zu großen amerikanischen Ikonen werden, aber dieses Mal auf sichere und solide Weise", so Pulte weiter.

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Bereits der klare Sieg der Republikaner bei der US-Wahl hatte laut "MarketWatch" den Optimismus für ein bevorstehendes Ende der Zwangsverwaltung von Freddie Mac und Fannie Mae wieder angefacht. Die jüngsten Äußerungen dürften diese Spekulationen nun noch verstärkt haben. Das zeigt sich auch an den Aktien der beiden Hypothekenriesen, die "over the Counter" gehandelt werden, denn eine Privatisierung dürfte den Aktionären potenziell zugutekommen. In den letzten zwölf Monaten stiegen die Fannie Mae-Aktien im OTC-Handel um 377 Prozent, für die Papiere von Freddie Mac ging es um 293 Prozent hoch. Auch seit Jahresbeginn sind deutliche Aufschläge zu sehen: So verbuchte der Anteilsschien von Fannie Mae seit Januar ein Plus von rund 132,6 Prozent auf 7,63 US-Dollar, bei Freddie Mac sind es im gleichen Zeitraum plus 78,5 Prozent auf 5,83 US-Dollar (Stand: Schlusskurs vom 20. Mai 2025).

Die Investmentgesellschaft PIMCO, die zu den größten Käufern von hypothekenbesicherten Wertpapieren von Fannie Mae und Freddie Mac zählt, warnt allerdings eindringlich vor diesem sogenannten "Trump-Trade" und den möglichen Folgen eines übereilten Endes der Zwangsverwaltung. Die "Outperformance von rund 20 Milliarden Dollar an ausstehenden Aktien und Vorzugsaktien von Fannie Mae und Freddie Mac, angetrieben durch Spekulationen, dass diese staatlich geförderten Unternehmen (GSEs) aus der über 16 Jahre währenden Zwangsverwaltung entlassen werden könnten", sei eines der "krassesten Beispiele für diese 'Trump-Trades'", heißt es in einem auf der Unternehmenswebseite veröffentlichten Artikel von Libby Cantrill, Head of Public Policy bei PIMCO, und den Portfoliomanagern Daniel Hyman und Mike Cudzil. Die Experten mahnten in diesem Zusammenhang an, "nichts zu reparieren, was nicht kaputt ist: Wir glauben, dass die Beibehaltung der Zwangsverwaltung von Fannie und Freddie Stabilität und Liquidität gewährleisten würde und letztlich ein besseres Geschäft für den US-Steuerzahler wäre".

PIMCO sieht Gefahren für Hypothekenmarkt und Steuerzahler bei Ende der Zwangsverwaltung

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Der Kern der PIMCO-Kritik: Eine Freigabe der GSEs ohne ausdrückliche, gesetzlich verankerte staatliche Garantie würde Unsicherheiten auf dem Markt verstärken und höchstwahrscheinlich zu steigenden Hypothekenzinsen führen - mit schwerwiegenden Folgen für viele US-Haushalte. "Die Hypothek mit 30-jähriger Festverzinsung - das Kronjuwel des US-Hypothekenmarktes - könnte durch eine übereilte Privatisierung ernsthaft gefährdet werden", so PIMCO. Die Investmentgesellschaft erinnert dabei auch daran, dass Fannie Mae und Freddie Mac nach wie vor eine wesentliche Rolle in diesem Bereich spielen und zusammen etwa 70 Prozent des US-Hypothekenmarktes abdecken. "Wenn die Beendigung der Zwangsverwaltung überstürzt erfolgt und bestimmte Probleme - insbesondere im Zusammenhang mit der staatlichen Garantie für die während der globalen Finanzkrise 2008 in Zwangsverwaltung übergegangenen GSEs - nicht gelöst werden, könnten viele Amerikaner unwissentlich mit höheren Hypothekenzinsen konfrontiert werden. Dies käme zu einem Zeitpunkt, an dem die Erschwinglichkeit von Wohnraum für viele Amerikaner ein großes Problem darstellt", heißt es bei PIMCO weiter.

Darüber hinaus geht es für die Investmentgesellschaft aber auch um Gerechtigkeit. Es stelle sich die Frage, "wer von der Entlassung der GSEs aus der Zwangsverwaltung profitieren könnte. Wir sehen zwar, dass die Entlassung den Vorzugsaktionären zugutekommen könnte, aber wir sehen nicht unbedingt, dass die Entlassung - insbesondere, wenn sie mit einer 'impliziten Garantie' staatlicher Unterstützung verbunden ist - zwangsläufig den Steuerzahlern zugutekommt. Die Annahme, dass der Staat auch nach der Freigabe für die Verluste der GSEs verantwortlich wäre, ohne dass es dafür eine echte, dauerhafte Entschädigung gäbe, wirft die Frage auf, warum die politischen Entscheidungsträger diese überhaupt freigeben. Anders ausgedrückt: Wenn der Steuerzahler in einer Rezession letztlich für die Verluste der GSEs haftet, warum sollte er dann nicht auch in berauschenden Zeiten die Gewinne der GSEs einstreichen?", heißt es in dem Artikel. "Wenn die GSEs freigelassen werden, der Staat aber weiterhin in der Pflicht steht, ihnen zu Hilfe zu kommen, wären dann nicht letztlich (wieder einmal) die Steuerzahler die größten Verlierer, weil die Gewinne der GSEs privatisiert, die Verluste jedoch sozialisiert würden?", so die Experten weiter.

Klare Regeln und Strategie gefordert

"Obwohl wir Verständnis für den Wunsch haben, die GSEs aus der Zwangsverwaltung zu entlassen, sind wir jedoch der Ansicht, dass die politischen Entscheidungsträger ihre genauen Ziele darlegen und die möglichen - beabsichtigten und unbeabsichtigten - Konsequenzen bedenken sollten, bevor sie fortfahren", so das PIMCO-Team daher - und fordert klare gesetzliche Regelungen und ein planvolles Vorgehen bei einer möglichen Neuordnung von Fannie Mae und Freddie Mac. Falls die Entscheidung der US-Regierung letztlich und nach reiflicher Überlegung zugunsten einer Privatisierung der beiden Hypothekenriesen ausfalle, "ist unserer Ansicht nach die gesetzliche Regelung einer expliziten staatlichen Garantie durch den Kongress die einzige Möglichkeit, Störungen des MBS-Marktes [Mart für hypothekenbasierte Wertpapiere; Anm. d. Red.] allgemein und insbesondere der wichtigen 30-jährigen Festhypothek zu vermeiden", so die Experten. Dies könne sich letztlich sogar positiv auf die Hypothekenzinsen und die Wirtschaft insgesamt auswirken.

Redaktion finanzen.net

Bildquellen: Frontpage / Shutterstock.com

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