Das war das Börsenjahr 2014 - Zweiter Teil

Extrem geht es weiter: Mit Griechenland kehrte ein Sorgenkind ins Zentrum der Aufmerksamkeit zurück. Daneben rätselten Marktteilnehmer um kryptische Formulierungen der Notenbanken und feierten einen historischen IPO-Sommer.
"Griechenland braucht keine neuen Hilfen" - so die Aussage des griechischen Premierministers Samaras Ende 2013. Gute Vorsätze fürs neue Jahr hatte das krisengebeutelte Land gefasst: Zum einen wollte Athen an die Märkte zurückkehren, zum anderen nahm sich das Land vor, wieder einen Haushaltsüberschuss zu erwirtschaften. Beide Vorsätze wurden nahezu vorbildlich eingehalten. Im April brachte Griechenland den ersten Haushaltsüberschuss vom Jahr 2013 mit einem Primärüberschuss von 1,5 Milliarden Euro unter Dach und Fach. Kurze Zeit später vermeldete das Land seine Rückkehr auf den Kapitalmarkt. Es stellte sich jedoch im Sommer heraus, dass Samaras‘ Aussage, Griechenland brauche keine neuen Hilfen, auf wackeligen Beinen stand. Zumindest war dies die Überzeugung des Internationalen Währungsfonds, der im Juni erklärte, die Sorge um Griechenland bestehe weiterhin und es sei mit "erheblichen Finanzlücken" in den kommenden zwei Jahren zu rechnen. Das Athener Finanzministerium beharrte jedoch auf der Aussage, es seien keine weiteren Maßnahmen notwendig.
Im Juli sammelte Griechenland nur 1,5 Milliarden am Kapitalmarkt durch den Verkauf von Staatsanleihen ein. Dies war hauptsächlich der Sorge um die kriselnde portugiesische Banco Espirito Santo geschuldet, die die Investoren vorsichtig werden ließ.
Einen Monat später konnte Griechenland jedoch jubeln: Die griechische Wirtschaft war im 2. Quartal erstmals seit 2008 wieder gewachsen, was die skeptischen Gemüter des IWF etwas erweichte. Im Oktober sprach man von einer "vorläufigen Kreditlinie" des Euro-Rettungsfonds und ließ den Gedanken zu, Griechenland steuere womöglich auf den Ausstieg aus dem Hilfsprogramm zu. Im November kam der Kompromiss: Ein vorbeugender Notfallkredit für Griechenland als eine Art Finanzpolster wurde beschlossene Sache. Zwar trauten die Euro-Partner Griechenland nicht zu, sich selbst frisches Geld am Kapitalmarkt besorgen zu können, doch das drohende dritte Hilfspaket war damit vorerst vom Tisch.
Anfang Dezember dann der Schock: Die griechischen Märkte stürzten ins Bodenlose. Die Furcht der Anleger vor einem Rückfall in die Krise, sorgte an den griechischen Finanzmärkten für schwere Turbulenzen: Der Leitindex ASE fiel so stark wie zuletzt 1987. Die Ankündigung vorgezogener Präsidentschaftswahlen fachte die Unsicherheit in dem hochverschuldeten Land stark an. Die Tatsache, dass die Wahl am 17. 12. im ersten Durchgang scheiterte, verstärkte ebenfalls nicht das Wohlbefinden der Investoren. Auch eine weitere Wahlrunde am 23. Dezember brachte kein Ergebnis. Erneut verfehlte Dimas die nötige Mehrheit. Sollte der Wahlgang am 29. Dezember ebenfalls scheitern, käme es 2015 zu vorgezogenen Parlamentswahlen. Dann wäre zu befürchten, dass das Linksbündnis Syriza, das den Sparkurs Griechenlands ablehnt, die Wahl für sich entscheidet und damit eine Periode politischer Blockaden und Komplikationen einläutet.
Das Rettungsprogramm der Europartner für die krisengebeutelten Griechen wird derweil noch zwei Monate länger dauern. Athen hatte sich dabei durchgesetzt, denn zunächst war als Kompromiss eine Zusatz-Zeit von drei Monaten im Gespräch gewesen. Diese zusätzliche Verlängerung wird als "technische Verlängerung" bezeichnet, wegen der Verzögerung der laufenden Kontrollen der Troika. Die Troika selbst hätte sich eine Verlängerung um sechs Monate gewünscht.
Kleine Randnotiz: Seit dem Beginn der Krise im Jahr 2010 hat Griechenland im Zuge des internationalen Hilfsprogramms insgesamt 240 Milliarden Euro erhalten.
2014 - Das Jahr der historischen Zinstiefs
Sowohl in den USA als auch in Europa befand sich der Leitzins am Anfang des Jahres auf dem historischen Tiefstand von 0,25 Prozent. Während EZB-Chef Mario Draghi im Januar jedoch noch "entschieden" das "Versprechen dauerhaft niedriger Zinsen" bekräftigte und die "Bereitschaft zum Ankauf verbriefter Kreditpakete" gegen die Deflationsgefahr signalisierte, hielten die US-Marktteilnehmer bereits gespannt nach Hinweisen auf eine mögliche Leitzinsanhebung Ausschau.
Im März gingen zwei Worte um die Welt, die den internationalen Anlegern Rätsel aufgaben. Die neue Fed-Chefin Janet Yellen verkündete, der Leitzins bleibe "für beträchtliche Zeit" auf seinem niedrigen Niveau. Über die Bedeutung dieser Formulierung zerbrachen sich die Marktakteure weltweit fast das ganze restliche Jahr über die Köpfe.
Kurze Zeit später sorgte Yellen erneut für Furore: Sie gab einen vermeintlichen Hinweis, wonach der Leitzins schon ein halbes Jahr früher angehoben werden solle. Die Fed kühlte die erhitzten Gemüter jedoch schnell wieder ab und korrigierte Yellens Aussage - vorerst.
Im Spätsommer brachte ein Fed-Protokoll dann die Gewissheit: Die Leitzinserhöhung sei früher als erwartet möglich - die Rede war von März 2015. Dies wurde im Oktober relativiert. Die Fed-Chefin erklärte erneut die Leitzinsen blieben für "beträchtliche Zeit" niedrig, nun hieß es jedoch, die Zinsanhebung sei nicht vor dem Sommer 2015 zu erwarten.
Die endgültige Erleichterung für die Anleger kam erst im Dezember. In der letzten Fed-Sitzung des Jahres formulierten die US-Notenbanker ihre Aussage um und verkündeten den Märkten, bei der Straffung der Geldpolitik könne man "geduldig sein". Die Märkte reagierten angesichts der Aussicht auf eine längere Zeit des billigen Geldes mit Erleichterung. Lauerten die Anleger in den USA seit Jahresbeginn auf eine Zinsanhebung, so ging es für den Leitzins in Europa erst einmal noch weiter abwärts. Im Juni senkte die EZB den Zins auf ein Rekordtief von 0,15 Prozent und versetze die europäischen Märkte damit in Feierlaune. Der DAX schoss in Sekundenschnelle über die lang ersehnte 10.000-Punkte-Marke und marschierte auf ein neues Allzeithoch.
Im Spätsommer ging es dann noch einmal abwärts. Die Europäische Zentralbank senkte den Leitzins erneut ab und setze ihn auf ein neues Rekordtief von 0,05 Prozent fest. Diskussionen um Negativzinsen wurden laut. Im Spätjahr wurden diese bei den ersten Banken Realität. So führte Ende November etwa die Commerzbank Negativzinsen auf Großkundenguthaben ein. Zur gleichen Zeit wurden Meldungen um eine sogenannte "Palastrevolte" innerhalb der EZB laut. Die Notenbank-Gouverneure waren unzufrieden mit Draghis Führungsstil. Dieser wurde unterdessen nicht müde zu beteuern, die EZB sei zu weiteren Maßnahmen gegen die Konjunkturflaute in der Eurozone und die niedrige Inflation bereit.
Der Stand der Dinge zum Jahresende? Ungewiss. Im Dezember machte ein Pressebericht die Runde, wonach der EZB-Präsident derzeit nicht mehr auf eine Mehrheit innerhalb seines sechsköpfigen Direktoriums der Notenbank bauen könne. Die Lage ist besonders brisant, da die EZB demnächst über ein groß angelegtes Staatsanleiheprogramm entscheiden soll. Die neueste Stellungnahme des Rates beinhaltet jedoch noch keine Festanlegung auf den Staatsanleihekauf, lässt diese Maßnahme jedoch nach der Einschätzung von Marktbeobachtern näher rücken. Jedoch wird ebenfalls damit gerechnet, dass dieses Mittel nur einen kleinen Inflationsschub auslösen könnte.
Alibaba, Zalando, Rocket Internet - der Sommer der Internet-Börsengänge
Auch in Sachen Börsengänge brachte das Jahr 2014 Bewegung in die Märkte. Im Spätsommer machten gleich drei Internetfirmen ihre ersten Schritte an der Börse. Den fulminanten Auftakt der IPO-Saison legte der chinesische Internetriese Alibaba aufs Parkett der NYSE. Die Alibaba-Aktie notierte zu ihrem Handelsauftakt bei 92,90 Dollar und legte innerhalb ihres ersten Handelstages noch kräftig zu. Damit war der IPO von Alibaba der weltweit größte Börsengang aller Zeiten. Die Märkte jubelten. Auch am Jahresende ist die Alibaba-Euphorie noch nicht verebbt. Ende Dezember ist das Papier um die 110 Dollar wert.Im Windschatten des gefeierten Alibaba-Börsengangs, brachten die Samwer-Brüder am 1. Oktober ihren Online-Modehändler Zalando an den Markt - als Vorreiter des eigenen Online-Konzerns Rocket Internet, der schon einen Tag später den Gang aufs Parkett wagen sollte. Die Zalando-Aktie machte sich zunächst gut, startete mit einem Erstkurs von 24,10 Euro klar über dem Ausgabepreis von 21,50 Euro. Doch bereits im Laufe des ersten Handelstages flaute die Euphorie um den Börsenneuling ab. In den ersten Handelsstunden fiel das Papier unter Erstkursniveau und schloss auf dem Ausgabepreis. Bis zum Jahresende brachte es die Zalando-Aktie jedoch noch zu einer Beförderung. Mit dem 22. Dezember ist Zalando im SDAX notiert.
Dies war keine sehr gute Basis für den IPO von Rocket Internet am Folgetag. Tatsächlich wurde die Rocket Internet-Aktie nicht gerade euphorisch aufgenommen. Das Papier startete auf seinem Ausgabepreis von 42,50 Euro und sackte im Verlauf des ersten Handelstages auf 37 Euro ab. Die Anleger ließen sich von den Visionen des Rocket-Internet-Chefs Oliver Samwer nicht beeindrucken. Dieser äußerte sich jedoch in einem Interview zuversichtlich: "Unser Unternehmen ist nicht fokussiert auf den ersten Kurs." Inzwischen hat sich die Aktie jedoch erholen können. Ende Dezember kostet das Papier um die 50 Euro.
Zu guter Letzt: So war das Jahr 2014 für den DAX
Der deutsche Leitindex hat sich im Jahr 2014 auf eine rasante Achterbahnfahrt begeben. Einige Experten hatten dem DAX für das Jahr 2014 die 11.000 Punkte bis Jahresende vorhergesagt - die Messlatte lag also hoch. Doch so recht wollte der wichtigste Index Deutschlands nicht in die Gänge kommen. Auf Hochs folgte die Talfahrt stets auf dem Fuße - und umgekehrt. Erst zur Jahresmitte trieb die EZB den DAX auf Rekordkurs, als die Notenbanker um EZB-Chef Draghi den Leitzins auf ein historisches Tief von 0,05 Prozent absenkten. Innerhalb weniger Sekunden schossen die Kurse in die Höhe und die lang umkämpfte 10.000-Punkte-Marke konnte endlich fallen. Die Anleger waren in Feierlaune und schickten den deutschen Leitindex kurze Zeit später auf ein neues Allzeithoch, das bis Dezember Bestand haben sollte. Die Party währte bis in den August - dann kam der Kater. Die geopolitischen Risiken, die kurzzeitig angesichts der Feierstimmung an den Börsen in den Hintergrund getreten waren, rückten wieder mit Macht ins Blickfeld der Anleger. US-Präsident Barack Obama hatte grünes Licht für Luftangriffe gegen die Dschihadistengruppe Islamischer Staat im Nordirak gegeben - "De facto haben wir seit heute Nacht einen neuen Krieg im Irak"- hieß es an den Börsen. Den Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, waren schlechte Konjunkturdaten aus Europa und der Kurssturz war perfekt. Der DAX fiel auf ein neues Jahrestief bei 8.913 Punkten. Bis Mitte Oktober konnten sich die deutschen Standardwerte noch etwas erholen, bevor sie erneut die Talfahrt antreten mussten. Diesmal gaben die Inflationsdaten der Eurozone den Ausschlag. Die Inflation war auf ein neues Fünf-Jahres-Tief von 0,3 Prozent gefallen. Die Märkte reagierten geschockt - der DAX brach um fast drei Prozent ein.
Damit war die Berg- und Talfahrt des DAX für das Jahr 2014 jedoch noch nicht beendet. Im Dezember ließen die Börsianer ein weiteres Mal die Korken knallen: Nach einer unvergleichlichen Aufwärtsrallye hatte der deutsche Leitindex noch einmal die 10.000-Punkte-Hürde übersprungen und ein neues Allzeithoch bei 10.093,03 Punkten generiert. Den Anlass hatte ein überraschend gut ausgefallener US-Arbeitsmarktbericht geliefert.
Dem Jahresende sieht der DAX nun gelassen entgegen. Um die Weihnachtszeit ist die Stimmung an den internationalen Aktienmärkten gut. Dies treibt auch die deutschen Kurse an. Was das Jahr 2015 anbelangt - die Deutsche Bank prophezeit dem deutschen Leitindex eine rosige Zukunft. Den Grund sieht die Bank in einer Kombination von schwachem Euro und weltwirtschaftlichem Wachstum, die als Motor für die Kurse funktionieren soll. Eine Zahl stellte die Deutsche Bank ebenfalls in den Raum: Ende 2015 werde der DAX die 11.500 Punkte geknackt haben. Dabei sei den Anlegern jedoch empfohlen, sich schon einmal ein starkes Nervenkostüm zuzulegen: Denn auch die Kursschwankungen dürften im neuen Jahr zunehmen.
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