Hoffnungen auf Friedensverhandlungen im Ukraine-Krieg: DAX dämmt Verluste zum Handelsende merklich ein

Der deutsche Leitindex DAX rutschte am Montag zeitweise kräftig nach unten, konnte die deutlichen Abschläge im Tagesverlauf jedoch wieder eingrenzen.
Der DAX startete mit einem Abschlag von 2,08 Prozent auf 14.263,73 Punkte, konnte damit die vorbörslich zwischenzeitlich unterschrittene 14.000-Punkte-Marke aber verteidigen. Danach blieb der deutsche Leitindex tief im Minus, zum Handelsstart an der Wall Street arbeitete sich der DAX jedoch immer weiter an die Nulllinie heran. Zur Schlussglocke verlor das Börsenbarometer dann noch 0,73 Prozent auf 14.461,02 Zähler.
Sorgen machte sich der Markt nicht nur über den Ukraine-Krieg, sondern auch die wirtschaftlichen Auswirkungen der verhängten Sanktionen gegen Russland auf westliche Unternehmen. Am frühen Abend wurde bekannt, dass die Friedensgespräche wohl nach einer ersten Runde beendet wurden. Beide Delegationen sollen in ihre Hauptstädte zurückkehren und sich für eine zweite Runde abstimmen, berichtet Reuters.
Der Angriff Russlands auf die Ukraine hat den weltweiten Börsen einen schweren Schlag versetzt. Von Panik war zwar nichts zu bemerken, die Nervosität ist aber groß. So stieg der VDAX als Gradmesser für die Verunsicherung von Anlegern am Tag der Invasion Russlands in die Ukraine auf den höchsten Stand seit Oktober 2020. Verlässliche Prognosen für die kommenden Wochen kommen derzeit dem Lesen von Kaffeesatz gleich. Nachdem sich die heftigen Gefechte in der Ukraine in der Nacht zum Montag fortgesetzt haben, belastete dies die Märkte weiter. Zudem setzte Europäische Union schwerwiegende Sanktionen gegen die russische Zentralbank in Kraft.
"Für Investoren ist jetzt entscheidend, die Gründe für den Krieg zu verstehen", schrieb die kanadische Denkfabrik BCA Research. Russland wolle mit dem Angriff verhindern, dass die Ukraine ein Partner der USA und deren Verbündeter wird. Moskau werde dafür vermutlich einen Marionettenstaat installieren und so auf absehbare Zeit eine Annäherung des Landes an den Westen verhindern. Sollte sich Russland lediglich die Schlüsselregionen der Ukraine einverleiben, dann dürften künftige Regierungen aus Angst vor einem neuerlichen Angriff Russlands kaum Avancen in Richtung Westen unternehmen.
Sanktionen gegen Russland
Zu einer kriegerischen Auseinandersetzung zwischen der Nato und Russland werde es nicht kommen. "Wegen der Gefahr einer gegenseitigen nuklearen Vernichtung ist eine solche Eskalation unwahrscheinlich", heißt es in der Studie. Die USA und Russland blickten auf eine 73 Jahre lange Geschichte der Vermeidung eines direkten militärischen Konflikts zurück. Washington und die Europäische Union dürften es bei weitreichenden Sanktionen gegen Russland belassen.
Diese Sanktionen dürften aber russische Exporte von Energieträgern nach Europa nicht umfassen. Hierin liege für die Investoren das bei weitem größte Risiko im Zusammenhang mit dem Konflikt: "Ein europäischer Boykott oder ein russisches Embargo würden eine Rezession in Europa auslösen. Mit einer Rezession würden die politischen Führungen in Europa in den kommenden Jahren ihre Macht verlieren". Darum werde Europa diese Option nicht ziehen. Selbst die USA seien anfällig für Preisschocks an den Energiemärkten, nicht zuletzt mit Blick auf die Zwischenwahlen in den USA im November.
Europa-Aktien im Fokus
In Bezug auf die Börsen dürfte der Konflikt zwischen Russland und Europa bedeuten, dass sich europäische Aktien zumindest auf kurze Sicht schlechter schlagen als andere Märkte, prognostiziert BCA Research. Vor allem die Gaspreise dürften hoch bleiben und die Wirtschaft belasten. Das gelte vor allem für Deutschland und Italien, die auf russisches Gas besonders angewiesen seien. Eine Reduzierung dieser Abhängigkeit benötige Zeit. Mit Blick auf die Sektoren belasteten hohe Energiepreise vor allem die Industrie, die im DAX stark vertreten ist. Der Bankensektor leidet zudem von der Aussicht auf weiter niedrige Zinsen.
Redaktion finanzen.net mit Material von dpa-AFX
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