Experten-Meinungen: Wie sich Aktien und Rohstoffe entwickeln
Mit welchen Erwartungen können Anleger in das neue Börsenjahr gehen - einige Meinungen für 2011 zu den Aktien-, Renten- und Rohstoffmärkten sowie dem Euro.
Ein fundamental wie technisch sauberes Bild mit institutionellem Anschub für deutsche Aktien, Extra-Gang in den Schwellenländern, weiterer Auftrieb bei Rohstoffen und Sorgen um den Euro - mit diesen Szenarien startet das Börsenjahr 2011.
Klaus Stabel von der ICF ist positiv gestimmt für 2011. Der Analyst geht davon aus, dass die Phase der Erholung noch nicht abgeschlossen sei. "Die Kursziele reichen von 6.200 bis 9.000 Punkte für den Dax zum Jahresschluss, der Konsens liegt etwa bei 7.500 Punkten. Das ist aus heutiger Sicht natürlich nicht mehr so viel." Weshalb er an eine Fortsetzung des Trends glaubt, fasst Stabel folgendermaßen zusammen: "Das Wirtschaftswachstum bleibt stark, Inflation ist erstmal kein Thema, die Zinsen bleiben, wie sie sind, die Anleihenmärkte werden instabil."
Positiv für Aktien sollten sich nach Stabels Erwartungen auch Umschichtungen der Versicherungen auswirken, die im Moment in Aktien noch unterinvestiert wären. "Die Portfolios der Versicherungen halten noch etwa 80 Prozent Renten, die Aktienquote liegt bei 7 bis 9 Prozent, das ist zu wenig."
Achten sollten Anleger auf die erste Berichtssaison im Februar und März. "Derzeit werden Gewinnsteigerungen der Unternehmen von 20 Prozent erwartet und Dividendenausschüttungen von im Schnitt 3,5 Prozent."
DAX: technisch im grünen Bereich
Auch der Markttechniker Wieland Staud ist optimistisch. Er sieht für den DAX Jahreshöchstkurse von 8.200 Punkten. Die mittel- bis langfristige technische Verfassung des DAX sei gegenwärtig gut. "Eine massive Widerstandszone zwischen 7.000 und 7.250 Punkten gepaart mit kurzfristig ausgereizten Elliott Waves lassen zwar vermuten, dass die Entwicklung des DAX im ersten Quartal nicht unbedingt immer nur ein Quell reiner Freude sein wird. Aber der Boden für neue Allzeithochs scheint bereitet zu sein." Den Stop-loss-Punkt für "jeden Optimismus ermittelt Staud bei 6.350 Punkten. "Sollte dieses Niveau entgegen unserer aktuellen Erwartung unterschritten werden, dann könnte 2011 ein ziemlich unangenehmes Aktienjahr werden."
Emerging Markets weiter vorn
Der Chefstratege von Carmignac, Eric Le Coz, ist sehr bullish für Emerging Markets, entsprechend hoch bliebe auch das Engagement der Fondsgesellschaft in solchen Ländern. Denn die Wachstumschancen der Emerging Markets seien nach wie vor hervorragend. Konkret: "Die brasilianische Wirtschaft wird im nächsten Jahr weiter stark wachsen, während die Inflation von der Zentralbank kontrolliert wird. In Indien, wo sich das Wachstum ebenfalls zum Großteil auf die Binnennachfrage stützt, wurden im Laufe des vergangenen Monats Korruptionsaffären ruchbar - den Markt hat dies jedoch nicht spürbar destabilisiert." China hätte außerdem jüngst bewiesen, dass es in der Lage sei, makroökonomische Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen. Die Ära eines stabilen Wachstums in China wäre somit angebrochen."
Preisdruck bei Rohstoffen
Trotz des bereits hohen Preisniveaus bei vielen Rohstoffen rechnet Jochen Stanzl, der sich für den Anleger-Informationsdienst BörseGo intensiv mit Rohstoffen auseinander setzt, mit weiteren Verteuerungen.
Beim Erdöl wirke die Schwäche des US-Dollar und die Liquiditätsflut aus den USA preistreibend, denn die erdölfördernden Länder hätten sich "offenbar entschieden, den Preis von jetzt 70 US-Dollar auf 100 US-Dollar anzupassen", da sie eine Entwertung des US-Dollar befürchteten. Auch Gold sei ein Nutznießer dieser Situation, wobei dessen Preis angesichts der kurzfristigen Überhitzung jederzeit scharf korrigieren könnte.
Insbesondere aber bei Agrarrohstoffen rechnet Stanzl mit anhaltenden Preissteigerungen. In Hinblick auf das Marktsaldo zwischen Angebot und Nachfrage sei in 2010 das Angebot und in Folge auch die Lagerbestände verringert worden. In 2011 erwarte man nun schlechte Ernten in wichtigen Exportländern wegen widriger klimatischer Bedingungen.
Sorgenkind Euro
Eines der wichtigsten Themen aus hiesiger Sicht ist weiter der Euro. Stabel beispielsweise betont, dass sein optimistisches Szenario für deutsche Aktien die Hoffnung einschließt, dass der Euro nicht auseinander breche. "Im vergangenen Jahr hat der Euro gegenüber dem US-Dollar 10 Prozent, gegenüber dem Yen 21 Prozent verloren", konkretisiert der Analyst. "Einzig die dänische Krone hat der Euro hinter sich lassen können."
Folker Hellmeyer, Chefanalyst der Bremer Landesbank und auf Währungen spezialisiert, freut sich über den Einstieg Estlands in die Eurozone zum Jahresbeginn, denn dieser impliziere, "dass der Euro trotz der Attacken aus dem angelsächsischem Lager auch Freunde hat und durchaus als zukunftsfähig eingeschätzt wird."
Die Ökonomen von HSBC Trinkaus rechnen für die nächsten Monate damit, dass das Thema "Schuldenkrise in der Eurozone" für die Einheitswährung weiter einen Belastungsfaktor darstellt. "Im weiteren Jahresverlauf sollte dann aber zunehmend deutlich werden, dass die Basis für einen Fortbestand der Währungsunion gelegt ist und die Reduzierung der Staatsschulden offensiv vorangetrieben wird." In den USA dagegen sollte der Aufholbedarf in Bezug auf die Konsolidierung der Staatshaushalte dagegen zunehmen. In diesem Umfeld erwarten sie einen behaupteten Euro zum US-Dollar, der zum Jahresende 2011 bis auf 1,40 US-Dollar zulegen könnte.
Gemischtes Bild von den Rentenmärkten
Bei Bundesanleihen zumindest rechnet die Helaba mit weiter steigenden Renditen und prognostiziert 3 Prozent für zehnjährige Bundesanleihen. Rentenanalyst Ulrich Wortberg erklärt, dass es aus technischer Sicht mit der Bewegung von 2,09 Prozent im Tief bereits deutlich nach oben gegangen und der Abwärtstrend überwunden wäre. Außerdem würden deutsche Anleihen im Zuge der Diskussionen um die Verschuldungskrise und der damit einher gehenden Risikoaversion weiter als Sicherheit fungieren. Kurzfristig könnten sich die Bundesrenditen also weiter nach oben entwickeln, im Jahresverlauf sehe man aber nicht mehr viel Potential nach oben.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftsdaten
Das Jahr startet "fulminant" am ersten Handelstag mit dem US-Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe.
Montag, 3. Januar
16 Uhr. USA: ISM-Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe im Dezember. Die HSBC erwartet einen wegen des strengen Wintereinbruchs einen leichten Rückgang auf 56,5 Punkte nach 56,6 Punkten im November. Das sei aber weiterhin ein solider Wert. Die Analysten erinnern daran, dass der ISM-Einkaufsmanagerindex seit August 2009 oberhalb der Expansionsmarke von 50 Punkten ausfalle und damit ein anhaltendes Wachstum im US-Industriesektor signalisiere. Damit stünden die Chancen gut, dass der Start ins neue Jahr bei der Produktion positiv ausfalle.
Dienstag, 4. Januar
11 Uhr. Eurozone: Verbraucherpreise Dezember. Den Anstieg der harmonisierten Verbraucherpreise sieht die DekaBank bei 0,2 Prozent gegenüber November und 1,8 gegenüber dem Vorjahresmonat. Damit läge der Preisanstieg immer noch unter der EZB-Marke von 2 Prozent. Im November sind die Preise um 0,1 Prozent, bzw. 1,9 Prozent gestiegen.
Freitag, 7. Januar
14.30 Uhr: USA: Arbeitsmarktdaten Dezember. Analysten der DekaBank glauben, dass es im Dezember in den USA zu einem leichten Beschäftigungsaufbau gekommen ist. Zum einen habe der Vormonat beispielsweise im Einzelhandel ungewöhnlich schwache Entwicklungen aufgewiesen. Hier sei mit positiven Rückpralleffekten zu rechnen. Zum anderen hätten sich wichtige Arbeitsmarktindikatoren wie die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe weiter gut entwickelt. Deswegen erwarte man einen Rückgang der Arbeitslosenquote von 9,8 auf 9,7 Prozent. (DEUTSCHE-BOERSE AG)