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Australien nach der Flut

aktualisiert 18.03.11 11:44 Uhr

Land unter in Down Under. Die starken Unwetter von Januar und Februar haben viele Minen absaufen lassen. Was das für die Wirtschaft bedeutet.

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von Jörg Schmilewski, €uro am Sonntag

Produktionsschäden durch höhere Gewalt treffen zahlreiche Rohstoffförderer in Australien. Jüngstes Opfer: der Bergbaukonzern Xstrata, der die Kohlemine Ulan im Bundesstaat New South Wales infolge unablässiger Regenfluten vorläufig schließen musste. Wasser drang in die Schächte ein, sodass nun schweres Pumpgerät und Verdampfer zum Einsatz kommen, um die Mine trockenzulegen.

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„Dieses Verfahren dauert – und es kostet viel Geld“, sagt Gary Doran, Unternehmensberater bei Deloitte Australia, der vor zwei Jahren die Wiederherstellung einer weiter nördlich gelegenen Mine erfolgreich managte. Der Schaden sei für die Betreiber immens, meint Doran. „Es kann zwei Jahre dauern, bis eine überflutete Mine ihre volle Produktionskapazität erneut erreicht.“

Für die Bergbaubranche, Austra­liens wichtigstem Wirtschaftszweig, kommt es in diesem südlichen Sommer knüppeldick. Ein stark ausgeprägtes La-Niña-Phänomen verur­sacht anhaltende Regenfälle. Zudem ziehen immer wieder Wirbelstürme an Land. Yasi, der Anfang Februar auf die Ostküste traf, war der stärkste gemessene Wirbelsturm in der Region seit fast 100 Jahren.

Die Auswirkungen der australischen Flut beeinflussen sogar Wirtschaftsabläufe in Europa. So beziehen deutsche Stahlhütten zum Beispiel knapp die Hälfte ihrer in Hochöfen eingesetzten metallurgischen Kohle aus Australien. Noch in diesem Frühjahr, mahnen Experten der Branche, könne es somit zu heftigen Problemen am Stahlmarkt kommen. Dauern die australischen Lieferengpässe an, sei die Rohstahlproduktion im bisherigen Umfang gefährdet.

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Noch schwerwiegender könnten die Folgen der australischen Unwetter für Chinas Wirtschaft sein. Immerhin sorgte Chinas Rohstoffhunger in der abgelaufenen Dekade dafür, dass Australiens Bruttoinlandsprodukt (BIP) rasant wuchs.

Den Löwenanteil seiner Umsätze macht das Land mit dem Bergbau, die zur Stahlherstellung benötigte Kokskohle ist Exportschlager Nummer 1. Für 2011 war dem Land ein BIP von 1,3 Billionen Australischen Dollar prognostiziert worden. Als Folge der jüngsten Schäden erscheinen diese Vorhersagen nun aber fraglich. Ben Jarman, Volkswirt bei der Investmentbank JP Morgan in Sydney, erwartet daher „ein deutlich schwächeres BIP im ersten Quartal, das sich erst im zweiten Viertel 2011 erholen wird“.

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Die Überschwemmungen im Bundesstaat Queensland, wo 46 Minen rund 80 Prozent der gesamten australischen Exportkohle fördern, seien „die schwersten, von denen die australische Kohleindustrie jemals getroffen wurde“, erklärt Tom Price, Analyst von UBS Australia: „Das Ausmaß ist so gravierend, wie es sich bislang niemand vorstellen konnte.“ Drei Viertel der Bergwerke waren am Höhepunkt der Unwetter überflutet. Alle großen Rohstoffförderer – ob BHP Billiton, Rio Tinto, Xstrata oder Peabody Energy – mussten Minen vorübergehend schließen.

Im Weltvergleich bewegt sich Australien mit „bulk commodities“ (Schüttgut) gleich mehrfach in der Spitzengruppe – mit einem Weltmarktanteil von 32 Prozent als Exporteur von Eisenerz, 16 Prozent als Exporteur von Thermalkohle und 57 Prozent als Exporteur von Kokskohle, mit der das Land am Südpazifik zuletzt jährlich rund 50 Milliarden Dollar umsetzte. Queenslands Ministerpräsidentin Anna Bligh erklärte, das Flutdesaster werde sich „auf die internationalen Märkte für Kohle und Stahl auswirken“.

Analysten rechnen für 2011 mit einer Verdoppelung des Preises für eine Tonne Kokskohle auf 500 Dollar. Infolge fast zeitgleicher Naturkatastrophen in den Kohleexportländern Südafrika, Indonesien und Kolumbien hatte sich das Angebot bereits vor den Überflutungen in Australien deutlich verknappt.

Aber auch andere Rohstoffmärkte sind in Aufruhr. Anbauer von Zuckerrohr wurden am Übelsten getroffen. Australien ist der drittgrößte Zuckerexporteur der Welt. Verbandsfunktionär Steve Greenwich schätzt, es werde „zwei oder drei Jahre“ dauern, bis frühere Erträge wieder erzielt werden könnten. Der Verarbeiter Saugar kündigte bereits höhere Importe aus Brasilien und Thailand an, um entstandene Ernteausfälle zu kompensieren. Dass auch der weltgrößte Produzent Brasilien Ernteverluste nach starken Regenfällen meldete, treibt den Weltmarktpreis für Zucker. Während solche Ernteausfälle in erster Linie Australiens Inflation befeuern, könnten die Schäden an der Infrastruktur der Erfolgsstory des Landes auf den Rohstoffmärkten einen noch härteren Dämpfer verpassen. Die Rohstoffindustrie boomt seit rund 20 Jahren.

Das Problem: Häfen, Bahnstrecken und Straßen wuchsen nicht schnell genug mit. Erst vor drei Jahren be­gann das Land mit einem 20 Milliarden Dollar umfassenden Infrastrukturprogramm, dem Building Australia Fund, erneut in seine Infrastruktur zu investieren. Viele Auf­bauleistungen machten nun jedoch die jüngsten Unwetter zunichte. Es gebe „ein großes Maß an Zerstörung, vor allem an Bahnstrecken“, erklärt Ben Jarman.

Oft sind Minenbetreiber von einer einzigen Bahnlinie abhängig. Doch mehrere Bahnbetreiber, darunter QR National in Queensland, mussten auf dem Höhepunkt der Flut sämtliche Kohletransporte einstellen. Auch der Bahnlinien- und Hafenbetreiber Asciano meldet, mehrere Güterverkehrsstrecken instandsetzen zu müssen. Nach schweren Flutschäden dürften mehrere dieser ­Strecken „bis zu drei Monate unbefahrbar“ sein, schätzt Queenslands Resources Council. Umfangreiche Reparatur­arbeiten seien inzwischen aber im Gang, sagt JP-Morgan-Volkswirt Ben Jarman.

Zerstört oder beschädigt sind neben Straßen auch viele Brücken und Pumpstationen. Das Prestigeobjekt der Essener Hochtief in Australien musste ebenfalls eine Zwangspause einlegen: Ihr australisches Tochterunternehmen Leighton stoppte zeitweise alle Arbeiten an seinem größten Bauvorhaben: Brisbanes vier Milliarden Dollar teure, sieben Kilometer lange Mautstraße zum internationalen Flughafen.

Nach Meinung von Analysten könnte der Gesamtschaden der Unwetter schon bald die 20-Milliarden-Dollar-Marke übersteigen. Die australische Regierung will 5,6 Milliarden Dollar der Kosten mithilfe einer Flutsteuer refinanzieren. Investoren sind alarmiert. Mark Fitzgerald, ein hochrangiger Manager von UBS Australia, warnt vor „Unsicherheit an den Börsen“, insbesondere jedoch vor negativen Effekten für Banken und Versicherungen. Der Aktienkurs des Versicherers Suncorp Metway fiel ­bereits dramatisch, weil die Hälfte seines Budgets für Naturkatastrophen nach Analystenmeinung bereits aufgebraucht ist.

Lichtblicke gibt es dennoch, denn tatsächlich sind die negativen Folgen der australischen Flut nicht überall so groß, wie in der alten Welt gemutmaßt wird. Sonst sehr trockenen ­Gebieten Australiens bescherte das La-Niña-Phänomen eine gute Wasserversorgung. Der Weizen­export 2010/11 dürfte somit um 1,2 Millionen Tonnen auf 16 Millionen Tonnen zulegen. Die Ernte von Raps und Gerste fiel so groß aus wie seit elf Jahren nicht mehr. Und dank gut gefüllter Stauseen wollen die Australier künftig auch wieder mehr Baumwolle und Reis anbauen.

Investor-Info

Exchange Traded Commodities
ETCs – die andere Rohstoffanlage

Keine andere Anlageform hat so ein rasantes Wachstum vorzuweisen wie die sogenannten Exchange Traded Commodities (ETC) und Exchange Traded Funds (ETF). Die Nachfrage von institutionellen wie privaten Investoren hat dem Markt für diese Papiere in den vergangenen Jahren jeweils Zunahmen im zweistelligen Prozentbereich beschert. Während ETFs in der Regel die Entwicklung von Aktienindizes abbilden, beziehen sich ETCs auf Rohstoffpreise oder -indizes. Die Laufzeit ist unbegrenzt, die Papiere werden an der Börse gehandelt und haben eine entsprechend hohe Liquidität. Weil Rohstoffe meist als Terminkontrakte gehandelt werden, die bei Fälligkeit häufig aufwendig und teuer durch neue Kontrakte ausgetauscht werden müssen, haben Anleger mit ETCs den Vorteil, mit relativ geringen Gebühren unkompliziert auf Rohstoffe setzen zu können. Allerdings beziehen sich die ETCs häufig nicht auf die tatsächlich für den Rohstoff gezahlten Spotpreise, sondern auf Preisindizes, die auch sogenannte Rollverluste aus den Termingeschäften berücksichtigen.

Physische Hinterlegung
Gold und Kupfer ins Lager

Wichtiger Unterschied zwischen ETCs und ETFs: Letztere sind wie Fonds rechtlich Sondervermögen. Geht der Anbieter der Papiere pleite, ist die Anlage geschützt. Anders verhält es sich bei ETCs, die juristisch als Schuldverschreibungen gelten und damit auch ein Emittentenrisiko bergen. Das hat dazu geführt, dass Emittenten ihre Produkte mit physisch hinterlegten Rohstoffen besichern, die oft noch an Treuhänder ausgeglie­dert sind. Damit ist der Anleger im Konkursfall geschützt. Gerade bei Gold ist Investoren die physische Absicherung wichtig, aber auch Silber und sogar Kupfer werden eingelagert.

DB Mean Reversion
Erfolgreicher Rohstoffkorb

Mit diesem währungsgesicherten ETC, der im Herbst 2010 aufgelegt wurde, können Anleger in die Wertentwicklung eines Rohstoffkorbs investieren. Er enthält zwölf Basiswerte aus den Bereichen Energie, Edelmetalle, Agrarrohstoffe und Industriemetalle, deren Kurse wegen der steigenden Kohlepreise anziehen sollten.

Zucker-ETC
Schlechte Ernten, gute Preise

Zu viel Regen und Nässe verträgt Zuckerrohr gar nicht, entsprechend wird die Ernte des weltweit drittgrößten Zuckerexporteurs Australien deutlich geringer ausfallen. Preistreibend bei dem Rohstoff wirkt sich auch die vermehrte Beimischung von Biosprit aus Zucker an den Tankstellen aus. Etwas für Spekulationsfreudige.

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13.05.2025Rio Tinto OverweightJP Morgan Chase & Co.
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