von Tim Schäfer, Euro am Sonntag
Es ist 12 Uhr mittags. Um diese Tageszeit sind überwiegend Frauen im Alter von 30 bis 50 im Ross
Store im texanischen Houston auf Schnäppchenjagd. Auf massive Rabatte haben es die Kundinnen abgesehen. "Der Preisnachlass gegenüber dem Kaufhaus ist der Grund, warum ich hierherkomme", sagt eine Rentnerin, die sich gerade den Schmuck am Eingang anschaut.
Die Dame läuft hinüber zu den Hosen. Jeans von Levi Strauss kosten hier 22,99 statt 39,99 Dollar im Kaufhaus, verrät das Preisschild. Der empfohlene Preis des Herstellers liegt gar bei 58 Dollar. Wie hoch die Ersparnis ist, weiß der Kunde dank der Preisschilder sofort - und hohe Rabatte sind ein wichtiges Lockmittel der US-Discountkette. Vor allem in diesen Tagen, in denen die wichtigste Saison der Einzelhändler, das Weihnachtsgeschäft, auf Hochtouren kommt.
Brancheninsider sagen, der typische Ross-Kunde sei eine arbeitende Mutter, die für die Familie einkauft. Es werden untere bis mittlere Einkommensschichten angesprochen. Der Rabatt liegt zwischen 20 und 60 Prozent. Gesteuert werden die 1.172 Filialen vom Hauptsitz im kalifornischen Dublin. Chairman Michael Balmuth verfolgt eine behutsame Expansionsstrategie. Jahr für Jahr erhöht er die Zahl der Niederlassungen. Die Bilanz lässt er unterm Strich frei von Schulden, Investitionen speist er aus den freien Mitteln.
Aktionäre verwöhnt Balmuth mit Aktienrückkäufen und Dividenden. Vorsichtig sind die Prognosen, regelmäßig überrascht er mit den Geschäftszahlen die Analysten positiv. Die Aktie stieg binnen zehn Jahren um mehr als 500 Prozent. Damit zählt das Papier zu den Topwerten im US-Aktienindex S & P 500.
Während Kaufhausketten wie J.C. Penney oder Sears seit geraumer Zeit über schleppende Verkäufe klagen, freut sich Ross-CEO Barbara Rentler über steigende Umsätze. Mit zehn Milliarden Dollar erreichte Ross Stores im vergangenen Jahr einen neuen Rekord. Auch die Finanzkennziffern sind erste Güte: Die Eigenkapitalrendite erreicht 44 Prozent. Mit acht Prozent ist die Nettoumsatzrendite blitzsauber für einen Einzelhändler.
Das Ross-Prinzip
Den Grundstein für den heutigen Erfolg legte Morris Ross, als er im Jahr 1950 die erste Niederlassung im kalifornischen Pacifica eröffnete. Ross selbst arbeitete den Überlieferungen zufolge 85 Stunden die Woche. Er war nicht nur geschäftstüchtig, sondern auch sparsam: Vom Einkauf bis hin zur Buchhaltung erledigte er alles selbst.
Herzstück des heutigen Konzepts sind Markenhersteller, die Bestände speziell für Billigmärkte wie Ross produzieren. Ross hält auch stets selbst Ausschau nach Schnäppchen: Immer wieder mal kommt es vor, dass bei Zulieferern Bestellungen gestrichen werden, Abnehmer insolvent werden oder Lagerbestände
altern. Dann schlägt die Stunde der Billigheimer von Ross. Die Einkäufer der Kette gehen extrem clever vor - und nutzen ein Netzwerk aus 7.900 Zulieferern. Der Warenmix ist genau auf die Kundeninteressen abgestimmt. Nichts wird dem Zufall überlassen. Ständig soll das Sortiment wechseln, Ladenhüter sollen strikt vermieden werden. Das kurz bevorstehende Mindesthaltbarkeitsdatum auf Schokoladenpackungen oder Kaffeetüten deutet an, dass die Produkte irgendwo wie Blei im Regal beziehungsweise Lager gelegen haben müssen. Die Einkäufer, die von New York und Los Angeles den Nachschub beisteuern, nutzen den Druck, der auf Fabrikanten lastet: Wenn diese ihre Ware nicht loswerden, sind sie froh, wenn Ross sie zum Spottpreis nimmt.
Was auffällt: In den Filialen gibt es wenig Personal. Um Diebstahl zu unterbinden, sind auffällige Alarmanhänger an die Artikel angeheftet und hängen massenweise Kameras an der Decke. In der Filiale in San Diego nahe des Gaslamp-Viertels sind zwei Wachleute am Eingang positioniert. Sicherheit wird also großgeschrieben.
Die Rentnerin in Houston geht nach 15 Minuten - ohne Schmuck, aber mit einer Tüte mit rosafarbenen Kinderschuhen, die mit Comicfiguren geschmückt sind. Da wird sich wohl bald irgendwo ein Enkelkind über ein Geschenk freuen.
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Der Hebel muss zwischen 2 und 20 liegen
Keine Daten
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