Kopf der Woche

Windreich-Chef: Schneller als die Großkonzerne

aktualisiert 13.07.11 14:16 Uhr

Willi Balz, Hobbypilot und Gründer der Windreich AG, über unternehmerisches Tempo, den Schub der Energiewende und seine Offshore-Pläne.

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von Stephan Bauer, €uro am Sonntag

Willi Balz macht’s am liebsten selbst. Gäste etwa fliegt der passionierte Pilot persönlich von Stuttgart nach Bremerhaven. Dort werden die riesigen Offshore-Windkraftanlagen ge­baut, die Balz bald zu Hunderten in der Nordsee aufstellen will. Seine Windreich AG, praktischerweise nur 13 Kilometer vom Privatfliegerterminal des Stuttgarter Airports entfernt, steuert Balz als Gründer, Großaktionär und Vorstandschef ebenfalls in Eigenregie.

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Der Schwabe treibt seine Projekte mit Hochdruck voran. Da kann es schon mal vorkommen, dass Pilot Balz den Start abbricht, weil er in der Eile drei Passagiere am Flugsteig hat stehen lassen. Nicht jeder kann bei dem Tempo mithalten.

Gehen die Pläne des 50-Jährigen auf, so wird der Selfmade-Millionär Deutschlands Energiezukunft fast im Alleingang sichern. Der Bauernsohn aus Wolfschlugen bei Stuttgart, der mit Immobilien ein Vermögen gemacht hat, ist mit seinen rund 100 Mitarbeitern der derzeit größte Entwickler von Offshorewindanlagen in der Nordsee. Die Finanzierung des ersten Windparks mit 1,6 Milliarden Euro Volumen hat Balz soeben unter Dach und Fach gebracht. „Global Tech 1“, rund 180 Kilometer vor Bremerhaven gelegen, soll mit 80 Windrädern und 400 Megawatt Leistung ab 2013 eine Million Menschen mit Strom versorgen.

Spätestens ein Jahr später will Balz einen zweiten, ähnlich großen und teuren Windpark, „MEG 1“, ans Netz bringen. „Ein Park pro Jahr, zwei ersetzen ein Atomkraftwerk“, sagt Balz in Stakkato-Schwäbisch. Für 20 weitere Projekte hat der umtriebige Netzwerker die Genehmigung beantragt. €uro am Sonntag sprach mit dem begeisterten Flieger über kühne Visionen – und die Fallstricke ihrer Umsetzung.

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€uro am Sonntag: Herr Balz, mögen Sie Schweinswale?
Willi Balz:
Ich bin im Tierschutzverein und mag alle Tiere. Mit Schweinswalen habe ich noch keinen Kontakt gehabt. Ich tauche nicht, ich fliege.

Die Wale sind ein Grund, weshalb es in Deutschland äußerst strenge Auflagen für den Bau von Offshorewindparks gibt ...
Wir treffen sehr aufwendige Maßnahmen zum Schutz der Tiere. Die Wale werden durch sanftes Klopfen unter Wasser vorsorglich ver­trieben, bevor wir mit dem Bau der Fundamente beginnen.


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Wie schwierig ist es, eine Genehmigung zu erhalten?
Bei der Genehmigung gelten ähnliche gesetzliche Bedingungen wie an Land. Offshore ist es aber dramatisch teurer. Allein die Baugrunduntersuchungen dauern vier bis sechs Monate, weil man in 40 Metern Wassertiefe 50 Meter tief bohren muss. Das ist für die Statik der Anlagen unabdingbar. All das führt dazu, dass wir an einer Baugenehmigung sechs bis acht Jahre arbeiten und hohe zweistellige Millionenbeträge investieren.

23 Parks mit rund neun Gigawatt Kapazität und einem Investitionsvolumen von über 30 Mil­liarden Euro wollen Sie ins Meer stellen und Strom für 20 Millionen Menschen erzeugen. Besteht die Gefahr eines Größenrauschs?
Nein, das ist kein Rausch, sondern unser klarer Plan für die nächsten 15 Jahre. Wir haben 13 Jahre Onshoreerfahrung, haben bereits über 1.000 Windräder aufgestellt und große Kompetenz.

Die Energiewende der Berliner Regierung kommt Ihnen dabei wohl wie gerufen?
Die Finanzierung der Projekte wird leichter. Wir haben das Glück, dass wir jetzt – auch durch unsere Voraussicht – bereit sind für die neue Situation. Andere haben Feuer unterm Dach und müssen schleunigst schauen, dass sie in der einmalig für die Stromerzeugung geeigneten deutschen Nordsee aktiv werden.

Sie haben 23 Genehmigungen von insgesamt 58 möglichen Nordsee-Parks beantragt. Was konkret halten Sie in Händen?
Drei Genehmigungen sind erfolgt, eine weitere erwarten wir in Bälde. Damit können wir bis ins Jahr 2016 planen und jedes Jahr einen Park bauen. In diesem Takt wollen wir bleiben. Laut Untersuchung eines Marktforschungsinstituts vom Früh­jahr kommen wir auf rund 35 Prozent Marktanteil als Eigentümer von Offshoreflächen in der deutschen Nordsee. Inzwischen haben wir aber zwei weitere Projekte gekauft. Damit sind wir mit Abstand Marktführer in Deutschland.

Wie kommt es dazu, dass ein Mittelständler sich so viele Projekte schnappt – direkt vor der Nase von RWE, Eon und Co?
Wir sind einfach schneller. Eine Genehmigung kann man hierzulande nicht, wie etwa in Großbritannien, ersteigern. Man muss dazu als Erster beim Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie vollständige Unterlagen einreichen. Sofern man einen strengen Zeitplan einhält, ist die Fläche gesichert. Erfolgt etwa der Baubeginn nicht rechtzeitig, ist die Genehmigung futsch. Dann wäre der Nächste am Zug. Aber wir schaffen das.

Und die großen Energiekonzerne schauen zu?
Bislang haben sich die großen deutschen Versorger – mit Ausnah­me der EnBW – lieber in Großbritannien in der Windkraft engagiert. Vielleicht deshalb, weil sie in Deutschland auf Kohle und Kernkraft gesetzt haben. Zwei Windparks machen ein Atomkraftwerk überflüssig. Man wollte sich womöglich nicht das Geschäft kaputt machen.

Wie weit ist das erste Projekt, „Global Tech 1“?
Wir haben soeben die Finanzierung abgeschlossen. Komponenten für etwa 700 Millionen Euro wurden bereits gefertigt. Anfang 2012 steht die Netzanbindung bereit, zugesagt durch die Bundesnetzagentur. Im nächsten Frühjahr beginnen wir mit der Errichtung der ersten Windräder. Der Bau wird etwa ein Jahr dauern.

Wie läuft es bei Ihrem Neuerwerb „MEG 1“?
Wir beginnen jetzt mit der Finanzierungsrunde und der Suche nach Eigenkapitalgebern. Es gibt Interesse aus der klassischen Industrie wie etwa der Bahn, von Fluglinien oder Automobilherstellern – Unternehmen, die ihre Emissionsbilanz aufbessern wollen oder wirklich CO2-freie E-Mobilität anstreben. Wir haben auch sehr konkrete Anfragen von Banken, etwa von der Deutschen Bank oder von ausländischen Investoren. Bislang war es zugegeben reichlich schwierig. Die Finanzierung von „Global Tech 1“ haben wir mitten in der Finanzkrise gestemmt. Darauf bin ich besonders stolz. Künftig wird es leichter gelingen, daran hat auch die Förderung von Fremdmitteln durch die KfW und die EIB (Kreditanstalt für Wiederaufbau, ­Europäische Investitionsbank, die Red.) einen großen Anteil.

Wer beteiligte sich bislang an ihren Anlagen?
Onshore sind das Privatleute, überwiegend aus der Region Stutt­gart. Ab einer halben Million Euro Eigenkapital kann man einsteigen. Im Grunde ist eine Windkraftanlage ja ein konservativeres Investment als eine Immobilie: Stromerlöse sind ­sicherer als Mieteinnahmen. Mit der Technik haben wir hervorragende Erfahrungen gemacht. Das einzige Risiko ist der Wind selbst. Zuletzt hatten wir einige schlechte Windjahre. Hier liegt ein Riesenvorteil des Standorts Nordsee: Die Windintensität ist hoch und sehr gleichmäßig.

Sie bauen – im Gegensatz zum größten Wettbewerber, Bard – nichts selbst. Warum?
Eine hohe Fertigungstiefe erhöht die Risiken. Wir setzen auf unsere Kernkompetenz, die Projektentwicklung, die Bauüberwachung und später die technische und kaufmännische Betriebsführung. Wir kaufen unsere Komponenten hinzu und sind damit flexibler. Konzerne wie Areva, die etwa die Windturbinen liefern, bieten zudem wichtige Garantien. Das ist von Vorteil, wenn man beispielsweise Banken ins Boot holen will.

Welche Garantien sind das?
Wir haben für „MEG 1“ einen Vollwartungsvertrag über zwölf Jahre. Die technischen Risiken liegen komplett beim Hersteller. Das beeindruckt Banken deutlich mehr, als wenn Wettbewerber sich die Herstellergarantie quasi selbst geben.

Ihre Vision?
Ich sehe eine ganz realistische Chance, dass Deutschland in einigen Jahren günstiger als jedes andere Land der Welt Energie erzeugt. Die Nordsee ist hierfür ein hervorragender Standort.

Bislang galten deren Tiefen eher als Nachteil ...
Der Betrieb kleinerer Anlagen als fünf Megawatt macht dort keinen Sinn, weil die Wassertiefen so sind, dass sie ein aufwendiges und teures Fundament brauchen. Wir haben gute Maschinen, 4.000 bis 5.000 Volllaststunden im Jahr sind damit möglich. Zudem gibt es keine Wirbelstürme oder Tsunamis. Nur wenige Gebiete auf der Welt bieten ähnlich günstige Bedingungen. Das ist mehr wert als Goldminen oder Ölquellen, die alle irgendwann versiegen.

Bis 2030 sollen laut Bundesregierung 25 Gigawatt Windkapazität offshore stehen – bislang sind es 200. Ist das machbar?
Das ist zu schaffen. Das scheitert weder an der Technik noch an der Zulieferkette und mittlerweile auch nicht mehr an der Finanzierung. Jetzt geht es los.

Sie werden Deutschlands Offshorewindpapst?
Ich lerne konsequent aus meinen Erfahrungen. Eins habe ich on­shore katastrophal falsch gemacht: Ich habe es verpasst, mir große Flächen für Windkraftanlagen an Land zu sichern, als es leicht möglich gewesen wäre. Diesen Fehler wollte ich offshore nicht wiederholen.

Volles Risiko?
Wo ist das Risiko, wenn man sich im weltweit besten Gebiet für die Windstromerzeugung viele Genehmigungen für große Windparks sichert? Ich schlafe viel besser, als manche hoffen.

Zweite Anleihe der Windreich AG zur Zeichnung
75 Millionen Euro Volumen hat die zweite Anleihe der Windreich AG. Zielgruppe sind laut Finanzchef Matthias Hassels vornehmlich Privat­investoren. Die Anleihe (ISIN: DE 000 A1H 3V3 8) wird in Stücken zu je 1.000 Euro begeben, der Kupon beträgt 6,5 Prozent pro Jahr, die Ausgabe zu 100 Prozent.
Börsennotiz erfolgt am Segment BondM der Börse Stuttgart. Die Wirtschaftsauskunftei Creditreform erhöhte zuletzt die Bonitätsnote von „BBB“ auf „BBB+“, was einer „stark befriedigenden Bonität mit Investment-Grade“ entspricht. Es handelt sich indes nicht um ein klassisches Rating einer großen Agentur wie Standard & Poor’s, Moody’s oder Fitch. Aufgrund des Zinskupons wäre die Anleihe wohl im (besten) Non-Investment-Grade („BB+“) anzusiedeln – sofern sie künftig ähnlich notiert wie die erste Anleihe der Schwaben aus dem Jahr 2010 im Volumen von 50 Millionen Euro. Diese steht derzeit knapp über Ausgabekurs. Die Bilanz für 2010 weist eine solide Eigenkapitalquote von knapp 38 Prozent aus. Die Windreich AG muss laut Unterlagen rund 150 Millionen Euro binnen eines Jahres zurückzahlen, die liquiden Mittel liegen bei gut 40 Mil­lionen Euro. Das Papier ist daher riskant, jedoch als Beimischung durchaus interessant. Die Zeichnungsfrist läuft noch bis 13. Juli.

zur Person:

Willi Balz (50), Gründer
der Windreich AG

Der passionierte Pilot verdiente Millionen mit der Entwicklung und Finanzierung von Immobilienprojekten, bevor er 1999 seine erste Windanlagenfirma, Natenco, gründete. Nach einem Verkauf für einen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag gründete der Ingenieur die Windreich AG. Balz ist Alleinaktionär und Vorstandschef.

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