Seit letztem Donnerstag ist der größte Schweizer Aktienindex SMI um rund 13 Prozent eingebrochen. Damit wurden innerhalb kürzester Zeit milliardenschwere Börsenwerte verbrannt. Erste Devisenbroker sind bereits pleite, auch hierzulande haben Branchenriesen plötzlich tiefe Löcher in der Bilanz.

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Erste Pleiten am Markt
Besonders deutlich wurden die Folgen am Devisenmarkt: Der Euro brach zum Schweizer Franken zwischenzeitlich um bis zu 30 Prozent ein. Und mit dem Absacken der Europäischen Gemeinschaftswährung wurden auch zahlreiche Devisenbroker mit in den Abgrund gezogen. Betroffen sind nicht nur kleine Anbieter, die sich mit riskanten Finanzwetten verzockt haben - auch große Player haben den Ereignissen in der Schweiz Tribut zollen müssen und millionenschwere Verluste eingeräumt.
Der erste Dominostein, der infolge der SNB-Entscheidung gefallen ist, war der kleine neuseeländische Devisenhändler Global Brokers. Bereits kurz nach Bekanntgabe der Frankenfreigabe strich der Broker die Segel und stellte sein Geschäft ein. Akute Liquiditätsprobleme seien schuld und hätten zu enormen Verlusten der Kunden geführt, hieß es in einer Erklärung. Man genüge nun nicht mehr den Anforderungen der Finanzaufsicht, hieß es von Global Brokers weiter.
Am letzten Handelstag der vergangenen Woche traf es dann den britischen Devisenhändler Alpari. Auch die Briten schieben den schwarzen Peter der Schweizerzischen Nationalbank zu: Deren Entschluss habe zu extremen Schwankungen und dem Austrocknen jeglicher Liquidität geführt, hieß es. Die Mehrheit der Kunden habe daraufhin Verluste erlitten, die über das Eigenkapital hinaus gingen. "Wo der Kunde diesen Verlust nicht abdecken kann, wird er an uns weitergereicht", so Alpari weiter.
Probleme meldete auch der größte Anbieter von Devisenhandel für Kleinanleger in den USA, FXCM. Man habe auf Kundenseite Verluste von 225 Millionen US-Dollar zu verkraften, so der Broker. Zahlreiche weitere Broker meldeten ebenfalls millionenschwere Kundenverluste, weitere Pleiten werden am Markt erwartet.
Auch Branchenprimus Deutsche Bank betroffen
Das Desaster vom vergangenen Donnerstag hat aber nicht nur zahlreiche kleine Broker schwer getroffen. Die Deutsche Bank, bis 2014 neun Jahre lang der weltgrößte Devisenhändler, muss dem Franken-Desaster ebenfalls Tribut zollen: 150 Millionen Euro soll Deutschlands Branchenprimus infolge der Frankenaufwertung verloren haben. Das dürfte die Bilanz des Finanzhauses empfindlich belasten.
Wie das "Wall Street Journal" berichtet, seien auch der US-Konkurrent Citigroup und der britische Rivale Barclays sowie einige weitere Hedgefonds von Verlusten im dreistelligen Millionenbereich betroffen.
Deutscher Einzelhandel Nutznießer des Finanz-Tsunamis
Doch es gibt nicht nur Verlierer der Frankenaufwertung. Freuen konnten sich insbesondere Einzelhandelsunternehmen im grenznahen Raum in Süddeutschland. In Konstanz, wo man Grenzgänger aus der Schweiz gewöhnt ist, war der Ansturm aus dem kleinen Land am Wochenende besonders hoch. Die Schweizer Bahn hatte Sonderzüge nach Deutschland eingesetzt, am Bodensee reagierte man spontan mit einer erweiterten Produktpalette und lockte die Schweizer Einkaufstouristen mit Zusatzrabatten.
Konstanz und viele andere grenznahe Gemeinden gehören seit geraumer Zeit zu beliebten Shoppingzielen der Schweizer. Nicht nur sind zahlreiche Alltagsprodukte hierzulande günstiger zu haben als in der Schweiz, zusätzlich sparen die Eidgenossen auch noch die 19-prozentige deutsche Mehrwertsteuer, die sie an der Grenze erstattet bekommen. Dass der Franken zum Euro nun so massiv aufwertete, machte einen Ausflug ins grenznahe Ausland noch attraktiver: Viele Schweizer deckten sich zusätzlich mit Produkten aus Deutschland ein.
Deutsche Wirtschaft rechnet mit Belastungen
Doch trotz hohen Umsätzen im Einzelhandel - schon heben Vertreter der deutschen Wirtschaft den warnenden Zeigefinger. Waren und Dienstleistungen aus der Schweiz werden sich nach der Entkopplung des Franken vom Euro voraussichtlich deutlich verteuern. Und das dürfte auch hiesige Unternehmen massiv belasten.
Für zahlreiche deutsche Kommunen ist die aktuelle SNB-Entscheidung gelinde gesagt eine Katastrophe. Seit Jahren haben viele Kommunen ihre Verbindlichkeiten in die Schweiz ausgelagert - nach der Frankenfreigabe sind die Schulden dort nun teils deutlich gestiegen. Erste Schätzungen sehen die Verbindlichkeiten der deutschen Städte rund zwei Milliarden Euro höher als vor dem SNB-Paukenschlag vom vergangenen Donnerstag.
Supergau für Schweizer Exportunternehmen
Auch Schweizer Konzerne sehen sich einer schwierigen Situation ausgesetzt - Konzerne, die auf Export angewiesen sind, werden deutliche Absatzschwierigkeiten im Ausland zu verkraften haben. Infolge dessen brachen in den letzten Tagen Aktien von Schweizer Unternehmen, die auf Export angewiesen sind und deren Kosten binnen Minuten explodierten, ein. Anteilseigner von
Swatch,
Richemont ABB und
Holcim, aber auch Aktionäre der Privatbank
Julius Bär und der Großbanken
Credit Suisse und
UBS mussten hilflos mit ansehen, wie die Kurse ihrer Investments in den Keller rauschten. Wie sich die aktuellen Ereignisse auf die Bilanzen der Unternehmen auswirken werden und welche Löcher in die Finanzplanung großer Unternehmensriesen gerissen werden - noch sind die konkreten Auswirkungen nur zu erahnen.
Die nächsten Wochen und Monate werden zeigen, ob es der Schweizerischen Nationalbank gelingen wird, den Frankenkurs wieder zu stabilisieren. Dass die eidgenössischen Währungshüter mit einer weiteren Abwertung der Europäischen Gemeinschaftswährung rechnen, ist angesichts der aktuellen Entscheidung kein Geheimnis mehr.
Claudia Stephan/Redaktion finanzen.net
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