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Rüstungs-ETFs: Jetzt noch einsteigen oder schon zu spät?

11.06.25 04:00 Uhr

Rüstungs-ETFs: Jetzt noch einsteigen oder schon zu spät? | finanzen.net

Rüstungsaktien und entsprechende ETFs gehören zu den Gewinnern der letzten Jahre - nicht nur wegen geopolitischer Spannungen, sondern auch wegen massiver staatlicher Investitionen.

Die NATO-Staaten, allen voran Deutschland, erhöhen ihre Verteidigungsausgaben deutlich, was Konzernen wie Rheinmetall, Hensoldt oder BAE Systems volle Auftragsbücher beschert. Parallel wächst das ETF-Angebot: Ob thematisch fokussiert oder breit diversifiziert - Anleger können heute gezielt von der Aufrüstung profitieren.

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Doch lohnt der Einstieg jetzt noch? Die Kurse vieler Rüstungsaktien haben sich bereits vervielfacht. Das Timing wird also schwieriger - Rückschläge sind nicht auszuschließen. Hinzu kommt eine neue politische Komponente: Die Diskussion über eine Sondersteuer auf sogenannte "Übergewinne" nimmt Fahrt auf. Die EU-Kommission, aber auch einzelne Staaten wie Italien oder Deutschland prüfen Modelle zur Gewinnabschöpfung - ein Damoklesschwert für Aktionäre.

Gleichzeitig bleibt die Nachfrage robust. Die NATO plant eine Anhebung der Verteidigungsausgaben auf bis zu 5 % des BIP - das wäre ein gewaltiger Stimulus für die Branche. Analysten erwarten in vielen Fällen zweistellige Wachstumsraten bis 2030, gestützt durch langfristige Regierungsaufträge. Zudem sind viele Unternehmen nicht nur auf Waffen fokussiert, sondern auch im Bereich Cyberabwehr, Satellitentechnologie oder Kommunikation tätig.

Zusammengefasst gilt also: Wer auf strukturelle Trends und geopolitische Realitäten setzt, findet im Segment der Rüstungs-ETFs weiterhin interessante Chancen. Aber: Die politische Diskussion rund um Sonderabgaben sollte im Risikomanagement mitgedacht werden.

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Wobei Anleger eine immer größere Auswahl haben. Mittlerweile haben die führenden ETF-Emittenten insbesondere beim Thema europäische Rüstungswerte deutlich nachgezogen. Der Blick auf zwei der Neulinge:

Der SPDR S&P Europe Defense Vision UCITS ETF (ISIN IE0008GRJRO8 / WKN A417ZR) ist brandneu und wurde erst Ende Mai aufgelegt. Er bildet den S&P Europe Defense Vision Index physisch ab und setzt auf Unternehmen, die direkt oder indirekt zur europäischen Verteidigungsfähigkeit beitragen. Der Fonds umfasst 30 Positionen, darunter Schwergewichte wie BAE Systems, Saab und Rheinmetall. Die Gesamtkostenquote liegt bei 0,15%, damit ist dieser ETF derzeit der Günstigste in der Vergleichsgruppe. Die Erträge werden thesauriert. Aufgrund der nur wenige Tage umfassenden Börsenhistorie sollten Aufträge limitiert werden.

Ebenfalls ganz frisch ist der BNP Paribas Easy Bloomberg Europe Defense UCITS ETF Dist (ISIN LU3047998979 / WKN A418KL), der Mitte Mai aufgelegt wurde. Dieser ETF hat aber ein Alleinstellungsmerkmal: Denn bislang ist er der einzige ETF in der in Deutschland handelbaren Vergleichsgruppe, der Dividenden ausschütten will. Die Gesamtkostenquote beträgt ebenfalls noch günstige 0,18 %, das Fondsvolumen ist aktuell ebenfalls noch gering. Die Replikation erfolgt vollständig physisch.

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Anleger, die einen eher globalen bzw. doch stärker Amerika-lastigen Ansatz suchen, finden im HANetf Future of Defence UCITS ETF (ISIN IE000OJ5TQP4 / WKN A3EB9T) ein entsprechendes Angebot. Dabei fokussiert sich dieser ETF vor allem auf Unternehmen aus NATO- und Partnerstaaten, was sich auch im Benchmark, dem EQM NATO+ Future of Defence Index widerspiegelt. Mit 61 Positionen und einem Fondsvolumen von über 2,1 Mrd. EUR ist der ETF bereits gut etabliert. Die Gesamtkostenquote liegt bei 0,49 %, Erträge werden thesauriert.

Fazit: Rüstungs-ETFs sind kein kurzfristiger Trend, sondern Ausdruck einer strategischen Neuausrichtung vieler Volkswirtschaften. Wer in diesem Bereich investiert, partizipiert an einer politisch gestützten, mittelfristig gut planbaren Nachfrage - aber nicht ohne Risiken. Die Debatte über Sondersteuern zeigt, dass der öffentliche Druck auf die Branche wächst. Für Anleger heißt das: sorgfältige ETF-Auswahl, klare Zieldefinition - und ein wachsames Auge auf die politische Wetterlage.

Bildquellen: Imagentle / Shutterstock.com