Vanguard-ETFs: Warum Anleger ganz wild drauf sind
03.03.17 03:00 Uhr
Eine einzige Fondsgesellschaft sammelte 2016 mehr Geld ein als alle anderen Anbieter zusammen. Vanguard ist ein Synonym für die Erfolgs-Geschichte von ETFs.
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von Christoph Platt, Euro am Sonntag
Das zurückliegende Jahr war aus Sicht der internationalen Fondsindustrie nicht besonders erfreulich. Zwar konnte die Branche Zuflüsse verbuchen, doch sie fielen deutlich geringer aus als in den Jahren zuvor.
533 Milliarden US-Dollar konnten Investmentfonds voriges Jahr weltweit einsammeln. Von 2012 bis 2015 waren es hingegen zwischen 856 und 1.359 Milliarden Dollar pro Jahr gewesen, wie die Daten der Ratingagentur Morningstar zeigen. Übrigens: Wenn Sie als Privatanleger in ETFs investieren wollen, dann sollten Sie sich einmal OSKAR ansehen, den unkomplizierten ETF-Sparplan für alle.
Ein Anbieter kann sich allerdings über das vergangene Jahr nicht beklagen: Vanguard. Die US-Gesellschaft, Pionier im Geschäft mit börsengehandelten Indexfonds (ETFs), erhielt fast 290 Milliarden Dollar frisches Geld und sorgte damit für ein Kuriosum: Sie sammelte 2016 mehr Geld ein als alle anderen etwa 4.000 Fondsgesellschaften weltweit zusammen.
Die Zahlen ausschließlich als Erfolg für Vanguard zu verbuchen, wäre aber zu kurz gegriffen. "Die Fonds-Absatzbilanz 2016 sagt mehr über den Zustand der aktiven Fondsindustrie aus als über die Qualitäten des Anbieters Vanguard", meint Ali Masarwah, Fondsexperte bei Morningstar. Vanguard wächst bereits seit Jahren rasant und führt nach Daten der Ratingagentur beim Neugeschäft die Rankingliste der Fondsanbieter in den USA seit 2007 Jahr für Jahr an. Der große Zuspruch für Vanguard verdeutlicht vielmehr das wachsende Interesse an den extrem preisgünstigen ETFs.
Beim genaueren Blick auf die Absatzzahlen wird die Misere der aktiven Fonds sichtbar. Aus aktiv verwalteten Fonds flossen im vergangenen Jahr netto gut 92 Milliarden Dollar ab. Indexfonds verbuchten dagegen Zuflüsse von 625 Milliarden Dollar. "Auch wenn der Aufstieg von Indexfonds bereits seit Jahren zu beobachten ist, hat das Jahr 2016 diesbezüglich eine neue Qualität offenbart", sagt Masarwah.
Bis 2016 sei das Nettoneugeschäft der aktiven Fondshäuser stagnierend bis rückläufig gewesen, aber keinesfalls - wie im vorigen Jahr - negativ. Und auch beim Kampf um das meiste neu eingeworbene Kapital waren aktive und passive Fonds meist ebenbürtig. So hatten Indexfonds etwa 2011 und 2015 die Nase vorn, während von 2012 bis 2014 aktiv gemanagte Fonds mehr Geld einsammelten.
Starkes Trio
Vanguard steht mit seiner Erfolgsgeschichte nicht allein da. Neben dem genossenschaftlich organisierten ETF-Haus sind mit iShares und State Street zwei weitere Anbieter passiver Anlageprodukte unter den Top 3 des zurückliegenden Jahres.Einziger Wermutstropfen aus Sicht der ETF-Gesellschaften: Ihre Erfolgsgeschichte findet vor allem in den USA statt. "Es waren vorwiegend Anleger aus den USA, die 2016 den spektakulären Erfolg von Vanguard ermöglichten", sagt Masarwah.
Zwar wächst der Zuspruch für Indexfonds auch in Europa, doch der Anteil passiver Produkte am gesamten Vermögen von Publikumsfonds ist wesentlich geringer als in den USA. Er liegt in Europa bei gut 15 Prozent, während in den USA bereits über ein Drittel des Geldes in Indexfonds steckt.
Investor-Info
Vanguard FTSE All-World ETF
Die Welt in einem Produkt
In den USA ist Vanguard ein Gigant, doch in Europa hat die Gesellschaft noch nicht richtig Fuß gefasst. Lediglich knapp 20 ETFs von ihr sind hierzulande erhältlich. Eines der interessantesten Produkte ist der Vanguard FTSE All-World ETF. Er folgt der Entwicklung von knapp 3.000 Aktien aus aller Welt - Schwellenländer inklusive. Die Gebühren sind noch einmal niedriger als bei vergleichbaren ETFs auf den ähnlich gestrickten Index MSCI All Country World.ISIN: IE00B3RBWM25
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