Die Black Swans für 2010
Die dänische Saxo Bank weiß, wie man Aufmerksamkeit erheischt. Alljährlich sagt ihr Chefvolkswirt David Karsbøl zehn Black-Swan-Ereignisse voraus.
von Jörn Kränicke, Euro fondsxpress
Einen Jahresausblick der besonderen Art liefert jedes Jahr die dänische Saxo Bank. Chefvolkswirt David Karsbøl versucht, sogenannte Black-Swan-Ereignisse auf den globalen Finanzmärkten vorherzusagen. Ein "Black Swan" ist ein äußerst unwahrscheinliches und im Prinzip nicht prognostizierbares Ereignis mit extremen Auswirkungen, die völlig unerwartet eintreten.
Wer das Buch "The Black Swan" von Nassim Nicholas Taleb gelesen hat, weiß, dass sich mit solchen Vorhersagen ordentliche Gewinne einfahren lassen. In seinem 2007 erschienenen Buch wies Taleb beispielsweise auf extreme Risiken bei Banken (Fannie Mae) hin.
Ob Karsbøl ebenso treffsicher schwarze Schwäne vorhersagen kann, bleibt abzuwarten. Interessant sind seine zehn Thesen allemal:
1. Staatsanleiherenditen werden auf 2,25 Prozent fallen!
Deflationäre Kräfte und die exzessive Geldpolitik werden die Renditen von Staatsanleihen unter Druck setzen, sofern es der Aktienmarkt nicht schafft, den Rentenmarkt von seiner Wachstumsstory zu überzeugen.
2. Die Volatilität (VIX-Index) wird sinken (auf 14)!
3. Der chinesische Yuan wird um fünf Prozent gegenüber dem Dollar abwerten!
Das sei eine Folge des Gleichmuts gegenüber Risiken, den Anleger wie schon in den Jahren 2005 und 2006 an den Tag legen.
Die Bemühungen der chinesischen Regierung zur Eindämmung des Kreditwachstums könnten das investitionsgetriebene Wachstum Chinas als unzulänglich entlarven. Die massiven chinesischen Kapazitätsüberschüsse und das konjunkturelle Umfeld könnten sich final als entscheidender Faktor für eine Abwertung des Yuan erweisen.
4. Der Goldpreis wird 2010 auf 870 Dollar sinken, 2014 dann aber auf 1500 Dollar steigen!
Die jüngste Dollarstärke könnte der Goldspekulation jegliche Grundlage entziehen. Auch wenn man langfristig optimistisch für Gold gestimmt sei, so sei dieser Trade mittlerweile doch zu leicht geworden, um sich kurzfristig wirklich auszuzahlen. Eine deutliche Korrektur in Richtung der 870-Dollar-Marke könnte die Spekulanten vertreiben und gleichzeitig das Edelmetall in einem längerfristigen Aufwärtstrend verharren lassen.
5. Der Yen wird bei 110 US-Cent notieren!
Die derzeitige Schwäche des Dollar liege in einer verantwortungslosen Fiskalund Geldpolitik begründet. Dennoch hält Karsbøl es für möglich, dass die US-Währung im nächsten Jahr eine Erholung verzeichnet, da der Dollar-Carry-Trade zu lange eine zu einfache Wette gewesen sei. Der Yen wiederum spiegele nicht die wirtschaftliche Realität in Japan wider.
6. Die verärgerte US-Öffentlichkeit könnte den Anstoß für eine neue Partei in den USA geben!
Die Stimmung infolge der zahlreichen krisenbedingten Rettungsaktionen und der allgemeinen Missbilligung beider großer Parteien sinke auf das Niveau von 1994 und 2006. Die Forderung der amerikanischen Wähler nach einem echten Wandel könnte bei den Parlamentswahlen im Herbst 2010 eine dritte, neue Partei zu einem entscheidenden Faktor werden lassen.
7. Der Social Security Trust Fund in den USA wird Pleite gehen!
Dies sieht Karsbøl weniger als spektakuläre Behauptung denn als eine versicherungsstatistische und mathematische Gewissheit. Das Ungeheuerliche sei, dass Sozialversicherungsabgaben und -beiträge so lange verschwendet worden seien.
8. Der Preis für Zucker wird um ein Drittel zurückgehen!
Trotz des jüngsten Preisanstiegs, der durch die Dürre in Indien und die starken Regenfälle in Brasilien ausgelöst wurde, signalisiere die Forward- Kurve für die Zeit nach 2011 bereits jetzt einen Rückgang der Preise.
9. Der japanische TSE Small Index wird um 50 Prozent zulegen!
Japanische Nebenwerte liefen zuletzt deutlich schlechter als große Titel. Die Fundamentaldaten würden jedoch zeigen, dass der TSE Small ein "Schnäppchenindex" sei. Mit einem Kurs/ Buchwert-Verhältnis von lediglich 0,77 kenne Karsbøl aktuell keinen anderen Index, der derart günstig bewertet sei.
10. Die US-Handelsbilanz wird erstmals seit 34 Jahren ins Positive drehen!
Die letzte positive Handelsbilanz gab es 1975. Der Dollar stehe inzwischen tief genug, um den US-Export zu stimulieren. Die Handelsbilanz hat sich auch bereits etwas gebessert. Sobald dieser Trend eine gewisse Dynamik entwickele, sei eine positive US-Handelsbilanz im kommenden Jahr nicht auszuschließen.