Fonds-Experte Kiesel: Wachstum trotz Fed-Politik
Die Konjunktur in den USA erholt sich. Rendite erhofft sich Fondsmanager Mark Kiesel vor allem vom Auto- und Energiemarkt. Und er setzt auf das Glücksspiel in Macao.
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von Astrid Zehbe, Euro am Sonntag
Mark Kiesel verantwortet das Corporate-Bond-Portfoliomanagement beim amerikanischen Vermögensverwalter Pimco. Er managt unter anderem den Fonds Pimco GIS Global Investment Grade Credit, der in globale Unternehmensanleihen investiert.
€uro am Sonntag: Nach der Ankündigung der Fed, ihr Anleihekaufprogramm über kurz oder lang zu beenden, sind die Anleiherenditen gesunken. Auch der von Ihnen gemanagte Fonds ist zeitweise um sieben Prozent eingebrochen. Wie gehen Sie mit der Situation um?
Mark Kiesel: Die lockere Geldpolitik hat vielen Wirtschaftsbereichen sehr geholfen, in denen wir investiert sind. So profitieren etwa der Häuser- und der Automobilmarkt in den USA von den billigen Zinsen. Wir rechnen hier auch weiterhin mit einem Wachstum von acht bis 15 Prozent, selbst wenn die Fed die geldpolitischen Zügel in Zukunft allmählich wieder anzieht.
Was macht Sie so sicher?
Es gibt weitere Wachstumstreiber. Und unsere Strategie ist es, genau diese Branchen und einzelne Firmen zu finden, die langfristig lukrativ sind — unabhängig von geldpolitischen Entscheidungen.
Welche Wachstumstreiber sind das?
Lassen Sie mich als Beispiel den Automobilmarkt nehmen: Auf den amerikanischen Straßen sind Fahrzeuge unterwegs, die im Schnitt elf Jahre alt sind. Viele Amerikaner haben den Autokauf wegen der Krise lange vor sich hergeschoben. Jetzt kaufen sie — auch weil neue Autos deutlich effizienter im Verbrauch sind. Es gibt also eine angestaute Nachfrage, und das in Kombination mit einer zurückliegenden Konsolidierungswelle der Autoindustrie.
Aber wie nachhaltig ist so ein Nachfrageboom?
Angesichts der wirtschaftlichen Erholung in den USA gehen wir davon aus, dass der Automarkt weiter wächst. Einer der größten Treiber der Branche ist das starke Wachstum im Energie- und Immobiliensektor.
Die Umsätze sind das eine, aber wie sieht es auf der Kostenseite aus?
Nach Beginn der Finanzkrise waren viele Unternehmen gezwungen, sich zu restrukturieren und Kosten zu senken. Viele Firmen stehen deswegen heute deutlich besser da als noch vor fünf Jahren.
Wieso ist es Ihnen so wichtig, dass die Unternehmen, in die Sie investieren, überproportional stark wachsen?
Unternehmen, die rasch wachsen, haben in der Regel mehr freien Cashflow, können also schneller Schulden abbauen. Wir achten auf ein geringes Verhältnis zwischen Schulden und Börsenwert, das tendenziell sinkt. In einigen Branchen fällt dieser Wert um fünf bis zehn Prozent.
Welche Folgen hat dies?
Die Bonität der Unternehmen wird sich langfristig verbessern. Damit kalkulieren wir auch. Ziel ist es, schon jetzt Unternehmen zu finden, die mit hoher Wahrscheinlichkeit in den nächsten Jahren eine bessere Ratingnote erhalten als bislang. Das steigert die Rendite unserer Investments.
Wie schätzen Sie die Märkte außerhalb der USA ein?
Wir haben in vielen Ländern mit relativ geringen Wachstumszahlen zu kämpfen. Europa befindet sich noch im Tal, auch wenn die Europäische Zentralbank die Lage beruhigen konnte. Schwellenländer wie Indien oder Brasilien schwächeln. China erholt sich und könnte dieses Jahr ein Wachstum von etwa sieben Prozent erreichen.
Sie investieren seit 20 Jahren in Kasino-Unternehmen aus den USA, die einen Großteil ihres Gewinns mittlerweile in Asien machen, vor allem in Macao. Gibt es da noch Wachstumspotenzial?
Ja. Die Chinesen lieben es zu spielen. Bislang ist Macao für Spieler, die nur ein bis zwei Tage dort sind. Angesichts enormer Infrastrukturinvestitionen gehen wir aber davon aus, dass die chinesische Regierung Macao zu einer Feriendestination auch für Familien ausbauen will. Kein Wunder, der Staat erhält 40 Prozent der Gewinne, die in Macao gemacht werden. Das sind allein dieses Jahr 16 Milliarden Dollar.
Investor-Info
Glob. Inv. Grade Credit Fund
Trotz Einbruch lukrativ
Der Fond investiert vor allem in globale Unternehmensanleihen mit erstklassiger Bonität (Investment-Grade). Mit etwa zwei Drittel sind US-Bonds besonders stark im Portfolio vertreten. Derzeit will Fondsmanager Mark Kiesel vom boomenden Energiemarkt profitieren. Ein Fünftel des Fondsvermögens hat er in Titel aus dieser Branche investiert. Zwar ist der Fonds nach Gerüchten um einen Kurswechsel in der US-Geldpolitik eingebrochen, die langfristige Entwicklung überzeugt jedoch. Empfehlenswert.
M & G Optimal Income Fund
Flexible Alternative
Anleger, die sich in der Portfoliozusammensetzung mehr Flexibilität wünschen, können auf den M & G Optimal Income setzen. Fondsmanager Richard Woolnough hat die Wahl, das Geld seiner Kunden komplett in Unternehmensanleihen zu stecken, in Staatspapiere zu investieren oder damit Hochzinsanleihen zu kaufen. Trotz des Einbruchs vom Sommer ist Woolnough derzeit jedoch von Unternehmensanleihen überzeugt. Viele Firmen seien in guter finanzieller Verfassung. Für langfristig orientierte Anleger empfehlenswert.zea