Abschlagsfreie Altersbezüge

Nachfrage nach Rente ab 63 ist groß

20.11.14 13:45 Uhr

Nachfrage nach Rente ab 63 ist groß | finanzen.net

Die Nachfrage nach der Rente ab 63 ist groß: Bislang hat die Deutsche Rentenversicherung (DRV) 110.000 Anträge für die abschlagsfreien Altersbezüge bearbeitet, die fast ausnahmslos bewilligt wurden.

Dies sagte ein DRV-Sprecher am Donnerstag in Berlin der Nachrichtenagentur AFP. Er bestätigte damit einen Bericht der Düsseldorfer Rheinischen Post, demzufolge Experten mit weiterhin hohen Antragszahlen rechnen.

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   Nach dem seit dem 1. Juli geltenden Gesetz können Beschäftigte, die 45 Beitragsjahre zur gesetzlichen Rentenversicherung vorweisen, mit 63 Jahren abschlagsfrei in Rente gehen. Bis Ende Oktober wurden 163.000 Anträge gestellt, von denen aber noch nicht alle bearbeitet wurden.

   Da etwa ein Drittel der geburtenstarken Jahrgänge von 1950 bis 1963 die Voraussetzungen der abschlagsfreien Rente erfülle, "könnten in den kommenden Jahren jährlich eine Größenzahl von 300.000 bis 450.000 Personen anspruchsberechtigt sein", sagte der Vize-Direktor des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), Ulrich Walwei, der "Rheinischen Post". Die Bundesregierung hatte bei der Einführung der Rente ab 63 mit 240.000 Antragstellern in den ersten zwölf Monaten gerechnet.

   "Die Rente mit 63 werden voraussichtlich weit überwiegend männliche Versicherte beantragen, die einen hohen Rentenanspruch erworben haben", fügte Walwei hinzu. Sie dürfte nach seinen Angaben vor allem von Arbeitnehmern in Anspruch genommen werden, die eine duale Berufsausbildung absolviert haben. Dies sind zum Beispiel Fachkräfte des verarbeitenden Gewerbes, die sich als Techniker oder Meister weiterentwickelt haben - oder Fachkräfte, die in den großen Industriebetrieben oder der Autoindustrie tätig sind.

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   Angestellte des höheren öffentlichen Dienstes, zum Beispiel Hochschullehrer, blieben zwar relativ lange im Beruf. Sie erfüllten aber aufgrund ihres Studiums generell nicht die Voraussetzungen, sagte Walwei. Höher ausfallen werden wohl auch die Kosten: Der Schätzerkreis der Rentenversicherung rechnet mit Kosten von knapp 1,5 Milliarden Euro für die Rente ab 63 in diesem Jahr. Die Bundesregierung hatte für 2014 nur Kosten in Höhe von 900 Millionen Euro für die Rente mit 63 veranschlagt.

   Die Grünen warfen der Bundesregierung mangelhafte Informationen über die Rente ab 63 vor. "Die Salamitaktik der Bundesregierung in der Rentenpolitik nimmt kein Ende", erklärte ihr Rentenexperte Markus Kurth. "Selbst für Eingeweihte ist vollkommen unklar, wie viele Personen langfristig abschlagsfrei mit 63 Jahren in Rente gehen, und welche finanziellen Auswirkungen das im Einzelnen hat." Klar sei, dass bereits in diesem Jahr mehr als die erwarteten 240.000 Arbeitnehmer die neue Rente in Anspruch nehmen, erklärte Kurth. "Wir werden hierfür Anfang Dezember einen ausführlichen Bericht des Ministeriums verlangen."

   Die Linksfraktion wies die Kritik an den hohen Kosten zurück. "45 Jahre Arbeit, Kindererziehung oder Pflege von Angehörigen sind genug, um sich in den Ruhestand zu begeben", erklärte ihr rentenpolitischer Sprecher Matthias Birkwald. In Zukunft würden ohnehin immer weniger Versicherte Anträge stellen, weil sie die Voraussetzungen nicht erfüllten. Birkwald forderte, auch Ausbildungszeiten im Schulsystem, Mutterschutz und Langzeiterwerbslosigkeit als Wartezeit anzuerkennen.

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