Bundesbanker Thiele: Risiko rasanter Verluste
23.12.17 08:00 Uhr
Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele über den Bitcoin-Hype und die Folgen.
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€uro am Sonntag: Wie erklären Sie die enormen Wertschwankungen digitaler Währungen wie Bitcoin?
Carl-Ludwig Thiele: Viele Akteure verfolgen spekulative Motive. Der Markt ist relativ illiquide und nur kleine Beträge werden gehandelt, sodass kleine Schwankungen von Nachfrage und Angebot schnell hohe Kursausschläge erzeugen.
Ihre Institution rät Anlegern von einem Investment in Bitcoins ab. Wieso?
Die Bundesbank gibt keine Anlageempfehlungen - zeigt aber Risiken auf. Bitcoin weist hohe Wertschwankungen auf, nicht nur im Vergleich zum Euro. Zur Wertaufbewahrung eignet es sich deshalb nicht. Das teure und ineffiziente Übertragungssystem der Bitcoin-Blockchain spricht gegen die Eignung als Zahlungsmittel.
Sieht die Bundesbank hier eine Blase?
Eine Blase zeigt sich erst, wenn sie platzt. Wir sehen eine rasante Wertentwicklung, die das Risiko rasanten Verlusts birgt.
Bitcoins gibt es seit der Finanzkrise. Sehen Sie einen Zusammenhang?
Ein Teil der Motivation virtueller Währungen ergibt sich wohl aus der kritischen Reflektion des Finanzsystems damals. Es bleibt eine Daueraufgabe für die Zentralbanken und für die gesamte Finanzpolitik, Vertrauen in unser Geld und unser Finanzsystem zu festigen. Denn unsere Währung, der Euro, beruht im Wesentlichen auf Vertrauen. Vertrauen ist leicht zu verspielen und schwer zu gewinnen.
Könnte es künftig eine staatliche Kryptowährung im Euroraum geben?
Digitales Zentralbankgeld analog zu Bargeld ist momentan nicht in Sicht. Allerdings gibt es eine Debatte über den Nutzen von digitalem Zentralbankgeld in einem geschlossenen System für die Abwicklung von Transaktionen.
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Bildquellen: Bundesbank - Manjit Jari