Finger weg von Coningham Solar-Direktinvestment

Im Solarbereich grassiert ein Beteiligungsangebot namens Coningham Direkt-Invest. Von dem Direktinvestment in Solardachanlagen, das auf Pump finanziert werden kann, sollten Anleger die Finger lassen.
vom Michael H. Schulz, €uro am Sonntag
Bei dem Angebot handelt es sich um ein Relikt aus der Steinzeit des grauen Kapitalmarkts. So gibt es etwa keinen Prospekt mit klaren Investitionskriterien. Es gibt nur vage Beschreibungen auf einer Internetseite. Unter www.coningham.de schreibt der Anbieter, dass die Beteiligung als "solide Ruhestandsfinanzierung verwendet werden kann". Dabei sollten Sie sich vom regelmäßigen Zahlungsstrom, der durch die Einspeisevergütung garantiert ist, nicht blenden lassen. Denn der sagt nichts über die Wirtschaftlichkeit der Anlagen aus. Und da sind Zweifel angebracht.
Denn die Annahmen auf der Internetseite sind zu optimistisch. Egal, ob Sie Ihre Beteiligung mit Kredit finanzieren oder nicht, bei einer Investitionssumme von 34 920 Euro bekommen Anleger eine Dachanlage mit einer Nennleistung von 9,17 Kilowatt Peak. Diese kaufen sie damit teuer ein.
Coningham Solar verpflichtet sich den Anlegern gegenüber zu einer jährlichen Pacht von 4841,88 Euro. Unterstellt man eine Laufzeit von 20 Jahren, ergibt das eine kumulierte Zahlungsverpflichtung von 96 838 Euro. Der Branchendienst Kapital Markt Intern (kmi) unterstellt in einer eigenen Rechnung Kosten für Wartung, Versicherung und Rückstellung von jährlich zwei Prozent des Anlagenpreises, die Coningham zu leisten hätte. Damit erhöht sich die Zahlungsverpflichtung auf 110 806 Euro. Abzüglich des Kaufpreises von 34 920 Euro macht das 75 886 Euro, die Coningham über 20 Jahre aufbringen müsste.
Dem stehen Stromerlöse für eine Dachanlage in Bayern von 72 571 Euro gegenüber. Die Summe errechnet sich aus der Einspeisevergütung von 0,3957 Euro ab 2010 bei einer Leistung von 1000 Kilowattstunden pro Kilowatt Peak und 20 Jahren Laufzeit. Der Bundesverband Solarwirtschaft verweist darauf, dass selbst in Bestlagen bei guter Dachausrichtung und hochwertigen Modulen "nicht mit Prognosen von langfristig deutlich über 1000 Kilowattstunden pro Kilowatt Peak kalkuliert werden sollte". Abschläge für die altersbedingte Leistungsminderung, die sogenannte Degradation, hat kmi dabei noch gar nicht vorgenommen. Doch selbst so ergibt sich unterm Strich eine Unterdeckung von mehr als 3300 Euro. Hinzu kommt, dass Coningham Solar laut der Auskunftei Creditreform im Oktober über einen Bonitätsindex von 338 verfügte. Das deutet auf eine angespannte Zahlungslage hin.
Bleibt die Frage, woher die Vergütungen für Anleger kommen sollen, wenn tatsächlich von Anfang an deutlich weniger Stromerlöse erwirtschaftet werden. Laut Internetseite "mietet Coningham optimale Dachflächen in bestmöglicher Lage an, bestückt diese mit Fotovoltaikanlagen und verkauft sie anteilig". Welchen Stellenwert Letzteres für die Einnahmen hat, erläutert das Unternehmen nicht. "Schneeballgefahr auf der Solarwelle", mutmaßt daher kmi.
Auch erfährt man auf der Internetseite kaum Näheres darüber, welche Module mit welchen Leistungsgarantien von welchen Herstellern verwendet werden. Gegenüber kmi hat Coningham Solar angegeben, dass die Qualitätsstufe der Module mindestens der gehobenen Mittelklasse entsprechen muss. Dabei führt der Anbieter unter anderem Hersteller wie Kyocera Solar, Schott Solar, Suntech, Solon, Azur Solar und Canadian Solar auf, die mindestens für zehn Jahre eine Leistungszusage von 90 Prozent oder für 20 Jahre eine Leistungszusage von 80 Prozent für die Module abgeben.
Zudem sollten Sie wissen: Beteiligungen, die ausschließlich auf Pump finanziert wurden, haben meistens in einem Finanzfiasko geendet. Denn die Zinsen müssen Sie zahlen, auch wenn die Einnahmen ausbleiben - in diesem Fall an die DKB-Bank, eine 100-prozentige Tochter der finanziell angeschlagenen Bayerischen Landesbank, die für die Beteiligung eine Finanzierung parat hat.
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