Der Energiewandel – eine reine Zukunftsvision?

Die Fahrzeuge auf den Strassen werden mit Strom aus regenerativen Energiequellen betrieben.
Haushaltsgeräte, wie Geschirrspüler und Waschmaschinen, werden über ein zentrales, intelligentes Energieoptimierungssystem gesteuert, das zu einer ausgeglicheneren Belastung des Stromsystems führt. Strassen- und Gebäudebeleuchtungssysteme passen sich an die äusseren Witterungsverhältnisse an und reduzieren dadurch deutlich den Stromverbrauch.
Diese Zukunftsvisionen, die sich noch vor einigen Jahren wie reine Phantasien anhörten, nehmen immer mehr Konturen an und sind Teil der viel propagierten und diskutierten Energiewende.
Doch wie kann so eine Energiewende aussehen und wieso ist diese nötig?
Faktum ist, dass unsere Gesellschaft, aufgrund des steigenden Wohlstands in den Wachstumsregionen Asiens und Südamerikas, noch mehr Energie und daher Rohstoffe benötigen wird. Dies erkennt man bereits am weltweiten Energieverbrauch: Während in den 70er Jahren die OECD Länder noch einen Anteil von 60% am weltweiten Energieverbrauch hatten, so ist dieser mittlerweile auf unter 45% gefallen. Insgesamt ist aber der weltweite Energiekonsum alleine seit 2000 um ca. 30% gestiegen. Dieser Nachfrageschub kam fast ausschliesslich aus den Emerging Markets.
Der wachsende Energiekonsum besitzt jedoch auch seine Schattenseiten: 2010 ist die Menge an CO2-Austoss so schnell wie noch nie zuvor gestiegen, nämlich um 1.6 Gigatonnen. Hauptursache ist der fossile Brennstoff Kohle, der vor allem in den energiehungrigen Emerging Markets eingesetzt wird und für 44 Prozent der Emissionen verantwortlich war.
Um die eventuell verheerenden Folgen der steigenden Mengen an Treibhausgasen gering zu halten, werden weltweit Initiativen für eine Energiewende in Richtung regenerativen Energiequellen verfolgt. Auch wenn die Wettbewerbsfähigkeit von Wind, Solar und Co in den letzten Jahren deutlich gestiegen ist und zahlreiche Effizienzsteigerungserfolge zu verzeichnen waren, so ist für die Etablierung dieser Energiequellen weiterhin staatlich geschaffene und unterstützende Rahmenbedingungen von wesentlicher Bedeutung. Neben der preislichen Wettbewerbsfähigkeit (die unter anderem durch die hohen Preise für Rohöl unterstützt werden) sind vor allem technische Hürden noch ein wichtiger Faktor für den Durchbruch. So ist die Problematik der Energiespeicherung von Windstrom und der Transport zu den Verbraucherzentren noch zu lösen. Ähnliche Herausforderungen ergeben sich für die Photovoltaik.
Um diese kritische Übergangszeit für den Energiewandel zu überbrücken aber gleichzeitig das wirtschaftliche Wachstum nicht zu gefährden, sind weiterhin fossile Brennstoffe essentiell. Gas könnte daher in der Zukunft an Bedeutung gewinnen: Im Gegensatz zu Öl gibt es noch üppige Gasreserven, die sich auf zahlreiche Regionen (und auch auf Europa) verteilen. Des Weiteren ist Gas, in Relation zum konkurrierenden fossilen Rohstoff Kohle, eine relativ saubere Energiequelle.
Die Frage, die sich für die nahe Zukunft stellt, ist daher nicht, ob wir fossile oder regenerative Energieträger benutzen werden, sondern lediglich in welchem prozentualen Mix wir auf sie zurückgreifen. Die Beantwortung dieser Frage wird die Vorrausetzung sein um den Boden für eine Zukunft der strombetriebenen Fahrzeuge und intelligenten Eigenheimsysteme zu ermöglichen.
Mehr Hintergrundwissen zu den unterschiedlichen fossilen Brennstoffen erläutert Rohstoffexperte Pedram Payami in diesem Video.
Pedram Payami leitet den öffentlichen Vertrieb bei EFG Financial Products, einer Vermittlerin von strukturierten Produkten.
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