Tesla-Aktie unter der Lupe: Laut Musk hängt die Zukunft des Autobauers an einem einzigen Hightech-Puzzleteil

Ein Siliziumchip, nicht größer als ein Daumennagel, soll Teslas Zukunft bestimmen. Elon Musk hat sich unmissverständlich geäußert: Ohne den AI5-Chip läuft nichts.
Werte in diesem Artikel
• Teslas gesamte Zukunft hängt laut Musk vom AI5-Chip ab - er soll Robotaxis, Roboter und Fahrzeuge antreiben
• AI5-Chip kommt erst Mitte 2027 statt wie versprochen in der zweiten Hälfte 2025
• Cybercab startet 2026 mit veralteter AI4-Hardware, die noch kein vollautonomes Fahren ermöglicht
Der AI5-Chip als Herzstück der Tesla-Strategie
Tesla setzt alles auf eine Karte: den selbst entwickelten AI5-Chip, der sämtliche Zukunftsprodukte des Unternehmens antreiben soll. Wie aus einem Bericht von MarketWatch hervorgeht, wird dieser Mikrochip in Teslas Rechenzentren, den humanoiden Optimus-Robotern und natürlich in den Elektrofahrzeugen zum Einsatz kommen. Auf Teslas Hauptversammlung am 6. November betonte Musk, dass die gesamte Zukunft von Tesla davon abhängt, diesen winzigen Siliziumchip in ausreichenden Mengen produzieren zu können.
Die Herausforderung liegt nicht nur in der Entwicklung, sondern vor allem in der Produktion. Tesla hat sich dazu entschieden, gleich zwei Giganten der Halbleiterindustrie zu beauftragen: Taiwan Semiconductor Manufacturing (TSMC) und Samsung Electronics sollen den AI5-Chip an insgesamt vier verschiedenen Standorten fertigen - zwei davon in den USA. Dieser ungewöhnliche Schritt, beide Hersteller parallel für denselben Chip einzusetzen, verursacht zusätzliche Kosten, da das Design für die unterschiedlichen Fertigungsprozesse der Unternehmen angepasst werden muss.
Samsung hat bereits einen Vertrag über 16,5 Milliarden US-Dollar für die Chip-Lieferung bis Ende 2033 unterzeichnet. Doch Musk machte deutlich, dass diese Summe "nur das absolute Minimum" dessen darstellt, was Tesla letztendlich an Samsung zahlen könnte. Die wahren Kosten könnten deutlich höher ausfallen, wenn der Bedarf wie prognostiziert in die Höhe schnellt.
Massive Verzögerungen bremsen die Pläne aus
Die Realität hat Teslas ambitionierte Zeitpläne inzwischen eingeholt. Wie Electrek berichtet, bestätigte Musk in einem Post auf X vom 16. November 2025 eine erhebliche Verzögerung: Der AI5-Chip wird erst Mitte 2027 in ausreichenden Mengen verfügbar sein - fast zwei Jahre später als ursprünglich angekündigt. Noch im Juni 2024 hatte Musk verkündet, dass der Chip in der zweiten Hälfte des Jahres 2025 in Fahrzeugen zum Einsatz kommen würde.
Diese Verschiebung hat weitreichende Konsequenzen für Teslas Produktpalette. Der für 2026 geplante Cybercab - Teslas dediziertes Robotaxi ohne Lenkrad und Pedale - wird nun mit der aktuellen AI4-Hardware auf den Markt kommen müssen. Dieselbe Hardware, die bereits heute in den Tesla-Fahrzeugen verbaut ist und bislang noch keine vollständig autonome Fahrweise ermöglicht. In seinem X-Post erklärte Musk, dass Tesla mehrere Hunderttausend fertige AI5-Platinen benötigt, bevor die Produktionslinien umgestellt werden können.
Der CEO hatte ursprünglich behauptet, der AI5-Chip würde die zehnfache Leistung der aktuellen Hardware bieten. Diese Versprechungen müssen nun auf unbestimmte Zeit verschoben werden, während Tesla gezwungen ist, die Software für die bestehende AI4-Hardware zu optimieren.
Eigene Chipfabrik als letzte Option?
Musks Ambitionen gehen noch weiter: Bei Teslas Hauptversammlung Anfang November liebäugelte er mit dem Bau einer eigenen Halbleiterfabrik, die er "Terrafab" nennt. Diese Anlage soll zunächst 100.000 Wafer-Starts pro Monat ermöglichen und langfristig auf eine Million pro Monat skalieren. Zum Vergleich: TSMC, der Marktführer, produzierte im vergangenen Jahr etwa 1,42 Millionen Wafer pro Monat über alle Werke hinweg. Selbst wenn man das optimistischste Produktionswachstum der aktuellen Zulieferer zugrunde lege, werde die benötigte Menge dennoch nicht erreicht, wie Musk auf der Versammlung betont.
Solche Pläne sind jedoch mit immensen Herausforderungen verbunden. Der Bau einer Chipfabrik dauert laut Ramiro Palma, Managing Director bei Boston Consulting Group, zwischen fünf und sieben Jahren und verschlingt Dutzende Milliarden US-Dollar. Samsung investiert mindestens 17 Milliarden US-Dollar in zwei Fabriken in Texas, während TSMC für seine Arizona-Standorte sogar 65 Milliarden US-Dollar veranschlagt - mit weiteren 100 Milliarden für zusätzliche Anlagen. Selbst mit staatlichen Subventionen bleibt der Bau einer Halbleiterfabrik ein finanzieller Kraftakt.
Teslas Bedarf ist gewaltig: Die Produktionslinien für die Optimus-Roboter in Fremont sollen laut Musks Aussagen auf der Hauptversammlung eine Million Einheiten pro Jahr hervorbringen, der Cybercab könnte auf bis zu drei Millionen Fahrzeuge jährlich skaliert werden. Dazu kommen die regulären Elektrofahrzeuge, von denen Tesla dieses Jahr voraussichtlich 1,6 Millionen Stück verkaufen wird. Ob die bisherigen Lieferverträge mit TSMC und Samsung ausreichen, um diesen Bedarf zu decken, bleibt fraglich - und damit auch die Frage, ob Teslas Vision von einer autonomen Zukunft tatsächlich Realität wird.
D. Maier / Redaktion finanzen.net
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