Führungswechsel

Autoindustrie: China überholt die USA

18.01.10 10:32 Uhr

Die Automobilindustrie erlebt derzeit einen Paradigmenwechsel. Das einstige Entwicklungsland China hat die Führungsrolle übernommen.

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von Christiane Habrich-Böcker, Euro am Sonntag

Seit jeher ist die Autoindustrie von Wachstum geprägt. Messgrößen für die Hitlisten von Herstellern und Märkten wurden in den quantitativen Faktoren Absatz und Produktion ermittelt. Da führten bislang die USA. Doch seit dem Jahreswechsel gilt eine neue Wirtschaftsgeografie – mit der Konsequenz, dass die Amerikaner den Stab an China abgeben mussten.

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Beschleunigt wurde die Ablösung durch die weltweiten Folgen der Finanzkrise, die in den traditionel­len Märkten einen Absatzschwund auslöste. Durch die gesunkenen Zahlen fiel es der aufstrebenden Wirtschaftsnation China leicht, die Vereinigten Staaten zu überholen. So reklamierte der chinesische Herstellerverband für 2009 ein Wachstum beim Pkw-Absatz auf rund zwölf Millionen. Das entspricht einer Steigerung von 54 Prozent. Zum Vergleich: Die bisherige Nummer 1, die USA, kam am Ende des Jahres 2009 auf 10,4 Millionen Neuzulassungen. Das markiert einen historischen Tiefstand.

Damit manifestiert China seine Position als Konjunkturmotor. Dass China auch auf der Produktionsseite zum Maß aller Wirtschaftsdinge werden will, zeigt die staatliche Förderung der Branche. Doch trotz aller Bestrebungen ist die chinesische Auto­industrie noch nicht da, wo die Regierenden sie sehen möchten.


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Das liegt zum einen an der starken Fragmentierung: In China bieten rund 200 Firmen Autos an. Doch die Konsolidierungswelle rollt unter staatlicher Regie stetig, um die Kräfte zu bündeln. Experten wie John Pollen von Pioneer Funds reagieren darauf, indem sie frühzeitig Anlageempfehlungen aussprechen. Im Fall von Pollen für Dongefeng, derzeit drittgrößter Hersteller: „Das Unternehmen hat gute Chancen, eine Führungsrolle in der bevorstehenden Konsolidierung zu übernehmen“, begründet Pollen.

Doch für die chinesischen Anbieter gilt es, einen weiteren Bremsfaktor zu eliminieren: der qualitative Rückstand, den man an den bislang gescheiterten Markteintrittsversuchen, beispielsweise der von Brilliance, ablesen kann. Doch es gilt in der Branche als ausgemacht, dass die Chinesen diesen schnell aufholen werden.

In Detroit konnte man nun deutliche Fortschritte sehen. So stellte der Anbieter Build Your Dreams mit dem e6 ein Elektrofahrzeug vor. Die Entwicklung zeigt die Aufholstrategie: Chinesische Anbieter fokussieren auf neue Technologien, in denen auch die traditionellen Anbieter noch am Anfang stehen. Den Rückstand in puncto Qualität könnten die Chinesen durch Zukäufe von Marken wie Volvo oder Saab schnell verkleinern.

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Bis es so weit ist, werfen vor allem Volumenhersteller in China Anker. Das Potenzial ist riesig. Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Uni Duisburg-Essen: „In China besitzt ungefähr jeder Hundertste ein Auto. In Deutschland jeder Vierte.“

Das weckt Begehrlichkeiten in Europa und den USA, da die traditionellen Märkte wie Westeuropa und Nordamerika, nachdem die staatlichen Programme ausgelaufen sind, stagnieren oder gar rückläufig sind.

Jean-Marc Gales, Peugeot-Chef, ist daher wie auch seine Kollegen überzeugt: „Der Wachstumsmarkt der nächsten Jahre ist unbestreitbar China.“ Der PSA-Konzern ist neben VW der Pionier der europäischen Marken in China und dort seit über 20 Jahren engagiert. Der zehntgrößte Hersteller bringt den eigens für den chinesischen Markt gebauten 408 ab 25. Januar auf chinesische Straßen und will damit die 110000 verkauften Autos (plus zehn Prozent) des vergangenen Jahres toppen.

Auch Volkswagen gab vor Kurzem bekannt, man werde binnen zwei Jahren in China vier Milliarden Euro in den Ausbau der Fertigungskapazitäten sowie in die Entwicklung investieren. Und für den amerikanischen Anbieter General Motors, einst weltgrößter Autohersteller und laut Experte Dudenhöffer derzeit Importeur Nummer 1 unter den Auslandsmarken, könnte China gar zum Rettungsanker werden.

Peugeot SA: Seit über 20 Jahren in China
China hui, Welt pfui. Während im Zuge der Krise der Gesamtabsatz um 3,6 Prozent für den französischen Autobauer rückläufig war, konnte die Nummer 10 der Branche in China punkten. 2009 wurden von den Marken Peugeot und Citroën 47 Prozent mehr Pkw abgesetzt. Der Konzern will u.a. dank des Absatzmotors China bis 2015 zum siebtgrößten Hersteller aufsteigen. Dazu starten die Franzosen eine Modelloffensive. In zwei Jahren sollen allein 20 neue Peugeot-Modelle Kunden anlocken.

Investor-Info

Build Your Dreams (BYD): Der Aufholer
Build Your Dreams (BYD) ist im Kerngeschäft ein Batteriehersteller. Nun hat sich das Unternehmen aber zur Herstellung von Elektro- und Hybridfahrzeugen entschlossen. Damit ist BYD ein Beispiel für die chinesische Auto­industrie, sich in den neuen Technologien des Autobaus zu versuchen. Denn es gilt als ausgemacht, dass die neuen, umweltfreundlichen Antriebe über den Absatzerfolg entscheiden. Auch Investmentguru Warren Buffett setzt auf das Geschäftsmodell und investierte.

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