Interview

ABB-Manager Kreusel: „Die Karten werden neu gemischt“

20.01.10 08:00 Uhr

Der Schweizer Anlagenbauer ABB will gemeinsam mit der Deutschen Telekom Strom- und Telefonnetz verbinden.

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von Stephan Bauer, Euro am Sonntag

€uro am Sonntag: Seit Jahresanfang müssen in Neubauten intelligente Stromzähler installiert werden. Wie lange wird es dauern, bis die deutschen Stromnetze smart sind?
Jochen Kreusel: Das hängt vor allem davon ab, wie schnell sich kommunikationsfähige Zähler als wesentliches Element der Smart Grids ausbreiten. Manche Stromgesellschaften haben bereits die Chance erkannt, sich durch deren Einsatz im Wettbewerb hervorzuheben. Wenn diese Unternehmen auch entsprechende Stromprodukte auf den Markt bringen, mit denen sich dann Geld sparen lässt, so dürfte das die Verbreitung beschleunigen. Ein anderer Aspekt ist, dass wir heute schon in vielen Netzen Probleme haben, die mittels Smart Grid womöglich gelöst werden können.

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Welche Probleme sind das?
Künftig wird das Stromnetz immer größere Mengen an fluktuierender Energie aus regenerativen Quellen wie Sonne oder Wind aufnehmen müssen. Die Fluktuationen können dabei durch die Zusammenarbeit mit Großkraftwerken noch eine Weile bewältigt werden. Kurzfristig drängend ist aber, dass die Spannungshaltung in den Verteil­netzen zu den Haushalten sicher­gestellt sein muss. Wenn heute dezentrale Erzeuger – das können Solaranlagen sein – an einer ungüns­tigen Stelle platziert sind, können schädliche Spannungsschwankun-gen auftreten. Die Menge der betroffenen Punkte wächst jeden Tag. Das Problem ist, dass die betroffenen Netzteile heute meist nicht fernüberwacht sind. Hier besteht vielerorts kurzfristig Handlungs­bedarf.

Sie planen eine Kooperation mit der Telekom. Was ist das Ziel der Partnerschaft?
Die Netzbetreiber müssen künftig besser über den Zustand der Netze bis zum Haushalt informiert sein und sie auch steuern können. Der Bedarf für solche Lösungen wächst, weil es die erwähnten Spannungshaltungsprobleme gibt. Wenn es gelingt, die haushaltsnahen Teile des Stromnetzes über die öffentliche Kommunikationsinfrastruktur sichtbar und überwachbar zu machen und in einem zweiten Schritt zu steuern, dann könnte dies wirtschaftlich sehr attraktiv sein. Zum anderen geht es darum, Lösungen zu entwickeln, die unter Nutzung der Informationen aus den künftigen Stromzählern helfen, den Stromverbrauch zu senken.

So mancher Verbraucher dürfte große Bedenken gegen fernüberwachte Stromzähler haben, sei es aus Datenschutzgründen, sei es, weil er sich womöglich bevormundet fühlen könnte?
Um mit Smart Meters Erfolg zu haben und letztlich dem Klimaschutz zugutekommende Energieeinsparungen zu erzielen, muss die Nutzung sehr einfach sein. Die Menschen sind nicht auf Dauer bereit, in der Nacht in den Keller zu laufen und die Waschmaschine einzuschalten, weil der Strom günstig ist. Man braucht eine Automatik, die spart, ohne den Komfort zu verringern. Auch die Beschäftigung mit der Vielfalt der Stromtarife muss dem Nutzer erspart bleiben. Und er muss die ­Kontrolle behalten. Der Waschmaschine könnte man beispielsweise sagen, dass sie zwar möglichst bil­ligen Strom nutzen, aber in jedem Fall bis zu einem bestimmten Zeitpunkt gewaschen haben soll. Das klingt nach Zukunftsmusik.
Das ist gar nicht so weit weg. Die Hersteller von Weißer Ware bereiten sich bereits darauf vor. Es gibt heute schon die Geräte, die in der Zukunft mittels Softwareupdates entsprechend nachgerüstet werden können. Eine Alternative, an der wir arbeiten, ist eine intelligente Gebäudeautomation als Zwischenebene, mit der sich auch Altgeräte einbinden lassen.

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Wann können Sie erste Produkte liefern?
Im Bereich der Gebäudetechnik, bei den Smart Meters, wollen wir bereits 2010 Produkte vorstellen. Bei der Netzüberwachung sind wir noch in der Testphase. Wir müssen zuerst prüfen, ob die Funktionalität, die wir über die Telekommunikationsnetze erreichen, auch den Anforderungen der Kunden, das können Stadtwerke oder regionale Energiegesellschaften sein, genügt. Wir sind hier bereits in fortgeschrittenen Gesprächen mit Netzbetreibern. Ich rechne damit, dass wir ­binnen zwei bis drei Jahren mit ­Produkten an den Markt gehen können.

Wo sehen Sie weltweit das größte Marktpotenzial für Smart-Grid-Technologie?
Grundsätzlich ist das Thema überall auf der Welt präsent, wir reden hier schließlich über die nächste Generation der Energienetze. Es gibt aber regionale Schwerpunkte. In Nordamerika etwa wurde in den vergangenen Jahrzehnten zu wenig in die Netze investiert. Die Anforderungen sind dort ähnlich wie in Europa: Es geht darum, Störungen oder schwierige Betriebszustände zu vermeiden oder durch bessere Beobachtbarkeit die Folgen rasch zu beseitigen. Vor allem in den USA sind die Netze alt, weil seit den 70er-Jahren nicht ausreichend investiert wurde. Nun kann man die Systeme nicht von heute auf morgen abschalten und erneuern, sie müssen ja laufen. Das braucht also Zeit. In den USA sollen Milliarden in die Netze investiert werden, vor allem in Informations- und Kommunikationstechnik, aber natürlich auch in energietechnische Komponenten.

Wie groß ist die Gefahr, dass Konzerne aus den IT- und Kommunikationsbranchen künftig Teile Ihres angestammten Markts erobern?
Die Art, wie die elektri­schen Netze betrieben werden, entwickelt sich rasch weiter. Die Karten werden neu gemischt. Ich glaube aber, dass die Kombination aus Energie- und Informationstechnik der Schlüssel zum Erfolg sein wird. Deshalb halte ich es für eher unwahrscheinlich, dass Unternehmen aus diesen Branchen im Alleingang tiefer in den heutigen Energietechnikmarkt eindringen.

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Was macht Sie so sicher?
Es ist ein Markt mit sehr speziellem Technologie- und Prozesswissen. Das hat sich etwa bei der Liberalisierung der Strommärkte vor Jahren gezeigt, als manche annahmen, man könne das Wissen aus anderen Großhandelsmärkten einfach übertragen. Das ging oft schief. Was eher ein Risiko ist, sind neue Anbieter ohne Altlasten in ihrem Angebots­portfolio, aber mit gutem Know-how in der Energiebranche. Die­se könnten die neuen Felder besetzen, weil sich die etablierten Unternehmen nur langsamer bewegen können.

Denken Sie hier – über die Zusammenarbeit mit der Telekom hinaus – auch an Zukäufe?
Zukäufe gehören, ebenso wie Partnerschaften, zum normalen Handwerkszeug, speziell wenn sich Märkte verändern und neue Anforderungen entstehen. Natürlich beobachten wir den Markt und haben interessante Spieler im Auge. Daneben spielen aber auch Kooperationen eine wichtige Rolle. So sind wir zu der beabsichtigten Kooperation mit der Deutschen Telekom gekommen, die wir in der ersten Jahreshälfte ausformuliert haben wollen. 

Zur Person
Professor Jochen Kreusel: Der Energienetzexperte ist Honorarprofessor an der RWTH Aachen und Technologieleiter der Energiesparte von ABB in Deutschland.

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