Meldepflichten

Regulierungswut kostet 47 Milliarden Euro

27.10.09 20:26 Uhr

Rund 47 Milliarden Euro müssen Aktiengesellschaften in Deutschland jährlich ausgeben, um die Regularien zu erfüllen. Vor allem kleinere Firmen leiden unter der Regulierungswut.

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von Jens Castner, €uro am Sonntag

Die neuen regulatorischen Anforderungen an börsennotierte Unternehmen belasten vor allem kleinere Gesellschaften. Anlässlich der Vorstellung einer Studie der Stiftung Familienunternehmen kritisierte deren Vorstand Brun-Hagen Hennerkes kürzlich, dass „die Politik den roten Teppich vor den DAX-30-Unternehmen ausrollt“. Kleinere Firmen hingegen würden trotz in der Regel gesünderer Kapitalstruktur benachteiligt.

Berichtspflichten über jeden noch so kleinen Wechsel der Aktionärsstruktur, Basel II und die Offenlegung von Vorstandsgehätern stehen auch von anderer Seite in der Kritik. Der ehemalige Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement etwa bezifferte anlässlich eines Symposiums der Vermögensverwaltung Salm-Salm & Partner in Frankfurt die Kosten der Regulierungswut in Deutschland auf rund 47 Milliarden Euro. Eine Entbürokratisierung käme seiner Ansicht nach einem neuerlichen Konjunkturprogramm gleich. Auch Hennerkes argwöhnt, dass die verschärften regulatorischen Anforderungen an den Kapitalmarkt in erster Linie darauf zurückzuführen sind, dass „die Bevölkerung Maßnahmen sehen wollte“. Obwohl für die Krise in erster Linie die Bankenbranche verantwortlich gewesen sei, müsse nun der Mittelstand die Zeche mitbezahlen.

„Der Aufwand für Regularien muss in einem gesunden Verhältnis zur Größenordnung des Unternehmens stehen“, fordert Ulrich Dietz, Vorstands-Chef des familiengeführten IT-Spezialisten GFT Technologies. GFT müsse eine eigene Abteilung unterhalten, um die derzeitigen regulatorischen Erfordernisse erfüllen zu können, was Ressourcen binde und schlicht und einfach Geld koste. Zudem empfindet er es als „nicht gut, wenn die Vorstandsgehälter in Regionalzeitungen veröffentlicht werden. Die Leute können damit nicht umgehen“. Hintergrund ist, dass – ausgelöst durch die Debatte um überzogene Managergehälter, die durch die 125 Millionen US-Dollar schwere Abfindung des gescheiterten Bank-of-America-Chefs Kenneth Lewis neue Nahrung erhielten –, vor allem in kleineren Städten eine Neidkampagnen entstehen könnten. Das führt in letzter Konsequenz dazu, dass sich kleinere Unternehmen bei der Suche nach brillanten Köpfen mitunter deutlich schwerer tun als Großkonzerne.

Wie die Leiterin der Studie, Professorin Ann-Kristin Achleitner von der Technischen Universität München, herausstellte, unterscheidet sich das Vergütungsmodell für die Vorstände bei Familienunternehmen in der Regel deutlich von dem der fremdgeführten Konzerne, da es stets enger an den nachhaltigen Unternehmenserfolg geknüpft ist, was die Politik ja eigentlich beabsichtige. Ebenso machte Achleitner deutlich, dass die Kapitalstruktur familiengeführter Unternehmen in aller Regel gesünder ist. Im Durchschnitt verfügen die Familienunternehmen über eine Eigenkapitalquote von 50 Prozent, während der Rest nur auf 36 Prozent komme. Je kleiner die Unternehmen seien, umso höher sei die Eigenkapitalausstattung.

Trotzdem leidet der solider finanzierte Mittelstand stärker unter der Kreditklemme als DAX-Konzerne. Auch Börsenprofessor Max Otte („Der Crash kommt“) schaltete sich kürzlich in die Diskussion ein. Otte: „Hätten wir nicht das angelsächsische Kartell der Ratingagenturen und die prozyklischen Regeln der Eigenkapitalausstattung von Basel II, würde unser Finanzsystem noch besser funktionieren. Basel II wurde auf Drängen der Amerikaner eingeführt. Durch ein umfangreiches bürokratisches Regelsystem muss die Eigenkapitalquote risikogewichtet sein. Steigt also das Risiko in Krisen, müssen Banken mehr Eigenkapital vorhalten, was die Kreditvergabe bremst und die Krise verschlimmert. Eigentlich sollte man sich in den guten Zeiten den Speck anfressen. “

Als Treppenwitz bezeichnet Otte, „dass die Amerikaner, die uns Basel II eingebrockt haben, es selber nicht anwenden, wir aber penibel genau für jeden Mittelständler." Hannes Rehm, der jetzt den Bankenrettungsfonds Soffin leitet, habe diesen Umstand treffend als „regulatorische Asymmetrie“ bezeichnet. Dass die Pflichten zu immer mehr Infomationen für Anleger nicht unbedingt zielführend sein müssen, sondern das Gegenteil auslösen können, beschreibt Otte in seinem neuen Buch mit dem Titel „Der Informationscrash: Wie wir systematisch für dumm verkauft werden“.

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