Lufthansa-Chef Franz geht zu Roche
Bei der Deutschen Lufthansa steht ein Chefwechsel bevor: Der Vorstandsvorsitzende Christopf Franz will die Fluglinie 2014 verlassen.
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Mitten in der Restrukturierung kommt Europas größter Airline der Vorstandsvorsitzende abhanden. Nach drei harten Jahren an der Führungsspitze sucht sich Vorstandschef Christoph Franz einen neuen Job in der friedlichen Schweiz. Franz kündigte an, seinen bis Ende Mai 2014 laufenden Vertrag nicht zu verlängern. Bis zu diesem Zeitpunkt will er aber an Bord bleiben und das Sparprogramm Score unvermindert vorantreiben. Die Suche nach einem Nachfolger ist bereits angelaufen. Franz geht aber nicht davon aus, dass der Aufsichtsrat am Mittwoch bereits einen Thronfolger kürt.
Franz muss sich um einen Anschlussjob keine Sorgen machen. Ihn zieht es zum Pharmakonzern Roche, wo der Manager Verwaltungsratspräsident werden soll. Für den gebürtigen Deutschen ist ein solcher Schritt naheliegend. Franz hat gute Kontakte in die Schweiz und auch seine Familie lebt dort. Zudem liegen die Gehälter in der Pharmabranche üblicherweise höher als in der hart umkämpften Luftfahrt. "Die herausfordernde Aufgabe und familiäre Gründe haben meine Entscheidung mitbeeinflusst", sagte Franz.
Lufthansa muss nun die Nachfolge regeln. Der Aufsichtsrat muss entscheiden, wer in die Fußstapfen treten soll. Franz zufolge besteht für diese Entscheidung absolut keine Eile. Er rechnet mit einem sehr geordneten Auswahlprozess.
Die Organisation des Übergangs liegt in den Händen von Mayrhuber. Für den Vorgänger von Franz auf dem Chefsessel ist die Suche nach einem neuen Vorstandsvorsitzenden die erste Feuerprobe als Aufsichtsratsvorsitzender. Das ist keine leichte Angelegenheit, da Lufthansa weiterhin hart gegen die scharfe Konkurrenz von Golf-Airlines und Billigfliegern kämpfen muss. Mayrhuber selbst war bei seiner Wahl zum Aufsichtsratsvorsitzenden in die Kritik geraten und erst nach einer Reihe von beruhigenden Gesprächen mit Eigentümern in das hohe Amt gewählt worden.
Als Favorit für die Spitzenposition gilt der aktuelle Chef der wichtigsten Lufthansa-Sparte Passage: Analyst Rothenbacher sagte, "wenn Christoph Franz geht, dann ist Carsten Spohr der wahrscheinlichste Nachfolger". Dieser habe den harten Kurs von Franz bei der Restrukturierung unterstützt. Allerdings sei nicht sicher, dass Spohr, der sich bei Lufthansa nach oben gearbeitet habe, in ähnlicher Weise wie Franz Personal von außen rekrutiere.
Lufthansa hält sich mit Aussagen zur weiteren Personalentscheidungen zurück. Auch zu Spekulationen über einen Nachfolger äußert sich die Airline nicht. In der Branche werden indes viele Namen genannt. Auch der des Passage-Personalvorstands Peter Gerber, des Cargo-Vorstands Karl-Ulrich Garnadt und des Swiss-CEO Harry Hohmeister.
Wer immer das Amt übernimmt, hat noch einen harten Weg vor sich. Lufthansa verhandelt seit Monaten mit seinen Piloten über einen neuen Tarifvertrag. Ein neuer Abschluss und damit verlässliche Daten für künftige Gehaltszahlungen sind längst überfällig. Außerdem müssen die Tarifverträge für die Alters- und Übergangsversorgung mit allen Gewerkschaften neu ausgehandelt werden. Das Sparprogramm ist ebenfalls noch nicht in trockenen Tüchern. Bis zum Jahr 2015 kann noch viel passieren.
Analysten sehen das Ausscheiden des Vorstandsvorsitzenden zum aktuellen Zeitpunkt deshalb kritisch. Das von Franz angestoßene Sparprogramm Score befindet sich noch mitten in der Umsetzung. Bei Arbeitnehmern hatte Franz mit seinen Plänen oft angeeckt, er gilt hier als harter Sanierer. Sie beklagen seit geraumer Zeit, dass Franz die Kultur seines Vorgängers Wolfgang Mayrhuber nicht fortgeführt hat.
Mayrhuber hatte die Geschicke des Unternehmens mehr als sieben Jahre gelenkt. Er war mit einem sehr kollegialen Führungsstil äußerst beliebt bei den Mitarbeitern. Franz indes riss das Ruder hart herum und bestimmte mehr von oben herab als sein Vorgänger es je getan hatte. Mit diesem Stil war Franz bereits bei der Schweizer Airline Swiss sehr erfolgreich. Er hatte die marode Fluggesellschaft saniert, die sich nach der Integration in den Lufthansa-Konzern sehr gut entwickelte.
In Frankfurt kam Franz' Führungsstil jedoch nicht gut an. Er verprellte viele Mitarbeiter und erzürnte die Gewerkschaften. Er verordnete dem Konzern das Sparprogramm Score. Mit dessen Hilfe soll die Airline ihr operatives Ergebnis bis zum Jahr 2015 um 1,5 Milliarden Euro verbessern. Einen großen Teil der Last müssen die Arbeitnehmer tragen. Viele verlieren ihren Job, müssen mehr arbeiten und bekommen weniger Lohn.
Erst vor wenigen Tagen verursachte Franz einen neue Eklat. Die Lufthanseaten erfuhren erst aus den Medien, dass ihr Vorstand alle bestehenden Verträge zur Alters- und Übergangsversorgung kündigen will. Mittlerweile hat Franz diesen Schritt getan und damit für weiteren Unmut im Konzern gesorgt. Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di drohte sogar mit Streik.
So wundert es nicht, dass einige Arbeitnehmervertreter den Weggang von Franz begrüßen. "Der Weggang Franz' ist aus unserer Sicht eine gute Nachricht", sagte der Vorstandsvorsitzende der Flugbegleitergewerkschaft UFO, Nicoley Baublies, dem Wall Street Journal Deutschland. Das Unternehmen sei in der jüngsten Vergangenheit gegen die Mitarbeiter geführt worden - daran sei Franz letztlich gescheitert. Die jetzt zu Ende gehende Ära Franz stehe für eine Angstkultur, die der Lufthansa insgesamt geschadet habe. Franz wollte am Montag während einer Telefonkonferenz zu diesen Vorwürfen zwar keine Stellung nehmen, räumte aber ein, dass ein so großer Veränderungsprozess wohl nicht ohne Schmerzen erfolgen könnte und das Unternehmen auch Fehler bei der Kommunikation gemacht habe.
Die Kritik an dem Manager ist aber nicht einhellig, es gibt auch weniger harte Stimmen. Für ver.di-Sprecherin Martina Sönnichsen erfolgt der Weggang zu einem ungünstigen Zeitpunkt, "da sich Lufthansa im größten Umbauprozess ihrer Geschichte befindet. Der Weggang verunsichert die Beschäftigten noch mehr als sie es sowieso schon sind."
Auch Analysten bedauern den Wechsel auf dem Chefsessel. "Der Fortgang des CEO ist ein schwerer Schlag für die Fluggesellschaft", sagt Jochen Rothenbacher von equinet. Franz sei der Vordenker der Restrukturierung und der Neuordnung von Europas größter Airline. Er habe nicht nur das 1,5 Milliarden Euro schwere Sparprogramm Score, sondern auch die Integration der innereuropäischen Flugverbindungen in die Billigflugtochter Germanwings auf den Weg gebracht.
Des weiteren stehe der CEO hinter etlichen personellen Wechseln im mittleren Management des Konzerns. Auf diese Weise habe er Expertise von außen ins Unternehmen geholt und eine größere Zahl von Frauen in Führungspositionen gebracht. Dazu zählten die Finanzchefin Simone Menne und die Personalchefin Bettina Volkens.
Franz kann die Befürchtungen der Analysten nicht nachvollziehen. "Die Stärke der Lufthansa hängt nicht von meiner Position als CEO ab", sagte der Manager. Auch geplante Flugzeugbestellungen seien nicht an die Person des Vorstandsvorsitzenden gekoppelt. Lufthansa werde einen neuen Chef finden, der den eingeschlagenen Weg fortsetze. Es sei nicht damit zu rechnen, dass der Wechsel auch mit einer Veränderung der Strategie einhergehe. Er betonte aber auch, dass die Probleme der Airline in den kommenden Jahren nicht geringer werden würden und der Gegenwind sich nicht abschwäche. Dow Jones Newswires
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