Geschlossene Fonds: Warnsignale für Anleger
Allein im Jahr 2012 flossen in Deutschland rund 4,5 Milliarden Euro netto in Geschlossene Fonds. Doch der jüngste Skandal um S & K zeigt, dass es unter den Anbietern auch schwarze Schafe gibt. Wo man misstrauisch werden sollte.
von Angelika Kunath, Gastautorin von Euro am Sonntag
Nach dem Skandal um die Frankfurter Immobilienfirma S & K, der die Staatsanwaltschaft vorwirft, Tausende Fondsanleger um einen dreistelligen Millionenbetrag betrogen zu haben, werden wieder einmal Muster deutlich, bei denen Anleger skeptisch werden sollten.
Keines der im Folgenden aufgeführten Indizien ist allein ein Beleg dafür, dass es sich um eine betrügerische Firma handelt, und umgekehrt ist das Fehlen dieser Indizien kein Beleg dafür, dass es sich um ein seriöses Unternehmen handelt. Die Erfahrung lehrt jedoch, dass Anleger kritisch nachfragen und recherchieren sollten, wenn sie folgende Merkmale beobachten können:
Das Versprechen von weit überdurchschnittlichen Renditen, die angeblich mit sehr sicheren Anlagen zu erzielen sind, sollte ein Warnsignal sein. Anleger wünschen sich vor allem Sicherheit und sie wünschen sich auch attraktive Renditen. Im Immobilienbereich etwa weiß man, dass es relativ sichere sogenannte Core-Investitionen gibt, mit denen in der Regel Renditen um die fünf Prozent erwirtschaftet werden können. Daneben gibt es opportunistische Strategien, mit denen zweistellige Renditen erreicht werden können, die jedoch auch ein hohes Risiko mit sich bringen.
Die Sicherheit eines Core-Investments, verbunden mit den Renditen eines opportunistischen Investments, kann nur in seltenen Ausnahmen erreicht werden. Ein Geschäftsmodell, das verspricht, systematisch zweistellige Renditen bei sehr hoher Sicherheit zu erzielen, sollte misstrauisch machen.
Nicht untypisch für zweifelhafte Anlagemodelle ist es auch, dass die Anbieter als Erklärung dafür, wie sie hohe Renditen bei hoher Sicherheit erzielen, behaupten, sie würden Immobilien sehr günstig kaufen und dann mit hohen Gewinnen wieder verkaufen. Nun, das möchte jeder Geschäftsmann: billig kaufen und viel teurer wieder verkaufen. Und natürlich gelingt so etwas auch immer mal wieder. Ein Geschäftsmodell, das jedoch darauf basiert, auf Dauer weit unter Marktpreisen einzukaufen und dann sehr viel teurer wieder zu verkaufen, ist zu schön, um wahr zu sein.
Prunk und Prominente
sind oft Warnsignale
Vor allem sollte sich der Anleger fragen, warum eine Firma, die ihm so etwas verspricht, diese Geschäfte nicht auf eigene Rechnung oder im Auftrag von professionellen institutionellen Investoren macht, sondern so „großzügig“ ist, dies gerade Kleinanlegern zu ermöglichen.
Die Skepsis sollte noch steigen, wenn die Inhaber der Firma, wie im Fall S & K geschehen, einen extrem aufwendigen und prunkvollen Lebensstil betreiben. Jedem Unternehmer sei es natürlich gegönnt, dass er gut verdient und damit auch einen im Vergleich zum Durchschnittsbürger aufwendigeren Lebensstil finanzieren kann. Das demonstrative Zurschaustellen von extrem teuren Luxuskarossen und sehr aufwendige Firmenzentralen würden jedoch einen Investor wie Warren Buffett sehr skeptisch machen — und Kleinanleger sollten erst recht misstrauisch werden. Schließlich ist es ihr Geld, mit dem all das finanziert wird.
Bei manchen Firmen kommt noch hinzu, dass sie gern mit Prominenten und mit (ehemaligen) Politikern für ihre Produkte werben. Das war beispielsweise bei Initiatoren von Dubai-Fonds der Fall, mit denen Anleger viel Geld verloren haben. Seriöse Anbieter haben es nicht nötig, mit Politikern und Prominenz um Glaubwürdigkeit zu werben. Auch hier gilt wieder: Natürlich ist es nicht verwerflich, wenn ein Finanzdienstleistungsunternehmen einen bekannten (ehemaligen) Politiker oder einen Promi in der Werbung einsetzt, und es gibt zuweilen auch seriöse Unternehmen, die das tun. Allerdings waren es beispielsweise im Segment der Geschlossenen Fonds regelmäßig immer wieder unseriöse Marktteilnehmer, die mit diesen Marketingmitteln geworben haben, um das Misstrauen zu zerstreuen.
Wenn sich solche Warnsignale häufen, sollten Anleger besonders vorsichtig sein und vertrauenswürdige Experten zu Rate ziehen. Und im Zweifelsfall ist es besser, Abstand von solchen vermeintlich besonders sicheren und zugleich besonders renditeträchtigen Investments zu nehmen. Selbst gute Bekannte, die schon Auszahlungen aus solchen Fonds erhalten, sind keine Garantie für Seriosität — vielleicht sind ausgerechnet Sie derjenige, dessen Einzahlung dafür zweckentfremdet wird.
Zur Person:
Angelika Kunath,
Geschäftsführerin
FHH Fondshaus Hamburg
Die Autorin legt seit
24 Jahren Geschlossene Immobilienfonds auf, seit 17 Jahren als Geschäftsführerin von Fondshaus Hamburg Immobilien.
Das Unternehmen ist ein Joint Venture der Reederei Ahrenkiel in Hamburg und der Hochtief Solutions, Essen. Es konzentriert sich ausschließlich auf die Konzeption von Immobilienbeteiligungen und hat seit 2001 bislang 13 Geschlossene Fonds aufgelegt. Knapp 6.000 Anleger haben bis zum Leistungsbilanzstichtag 2011 circa 181 Millionen Euro Eigenkapital in die Beteiligungen investiert.