Baugeld ist günstig

Kredite und Sparen: Strohfeuer statt Zinswende

23.05.15 12:00 Uhr

Kredite und Sparen: Strohfeuer statt Zinswende | finanzen.net

Einige Zinsen sind in den vergangenen Wochen rasant gestiegen. Trotzdem bleibt Baugeld günstig - und Sparer bekommen wenig.

von Markus Hinterberger, €uro am Sonntag

Es ist immer eine Frage des Blickwinkels. Das gilt vor allem bei Zinsen. Baugeld ist zwar in den vergangenen beiden Monaten um 20 Prozent teurer geworden. Die 1,45 Prozent, die ein Kredit mit zehn Jahren Zinsbindung derzeit im Schnitt kostet, sind aber im Vergleich zur Vergangenheit noch immer sehr günstig. Vor einem Jahr zahlten Kreditnehmer für das gleiche Darlehen durchschnittlich noch gut 1,8 Prozent. Gleichwohl gab es einen solchen Zinsanstieg zuletzt vor mehreren Jahren.

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Die große, vor allem von Sparern erwartete Zinswende ist das nicht. Der Anstieg hat andere Gründe: Die Europäische Zentralbank (EZB) kauft seit März Monat für Monat Staats­anleihen auf. Damit wollen die ­Notenbanker um EZB-Präsident Mario Draghi die Wirtschaft in den Staaten Europas fördern.

Das viele Geld, das nun an den Markt kommt, drückte die Zinsen anfangs so stark, dass zwischenzeitlich Baugeld mit zehn Jahren Laufzeit weniger als ein Prozent Zinsen kostete. Dann gewöhnte sich der Markt ans Zentralbankgeld. "Nun nähern wir uns wieder dem Niveau vom Februar", sagt Max Herbst, Inhaber der FMH-Finanzberatung. Er analysiert seit über 20 Jahren die Zinsentwicklung und erwartet, dass Baugeld nach und nach etwas teurer wird: "Gegen Jahresende könnten wir bei etwa zwei Prozent liegen, was langfristig betrachtet noch immer sehr günstig ist."

Michiel Goris, Chef des Baugeldvermittlers Interhyp, rechnet in den kommenden Monaten mit schwankenden Zinsen. Das heißt aber nicht, dass Kreditnehmer überhastet zuschlagen sollten. Denn der Wettbewerb unter den Anbietern ist hoch und es gibt immer günstige Offerten.
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Und da Baugeld langfristig betrachtet noch immer sehr günstig ist, sind Zinsbindungen über 15 oder gar 25 Jahre sinnvoll, um sich die niedrigen Konditionen für die Zukunft zu sichern.

Apropos Zinsen sichern: Wer noch nicht die passende Immobilie gefunden hat, aber morgen die Zinsen von heute zahlen will, sollte ein Forward-Darlehen wählen. Gegen einen Aufschlag von etwa 0,1 Prozentpunkte für ein Jahr und 0,85 Prozentpunkte für fünf Jahre können heute Kredite für das Jahr 2020 abgeschlossen werden. Forward-Darlehen sind jedoch auch immer eine Wette auf die Zukunft. Bleiben die Zinsen niedrig, zahlt der Kunde drauf, steigen die Zinsen, die Bank.

Ohne Wachstum kein Zins

Bei Sparprodukten wie Tagesgeld und Festgeld werden die Zinsen niedrig bleiben. Denn die EZB macht keine Anstalten, den Leitzins zu erhöhen. Nur dann hätten Banken wieder einen Grund, Sparern mehr auf deren Einlagen zu zahlen. Dafür aber müssten Europas Volkswirtschaften alle Wachstumsprognosen übertreffen.

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