KB-Assets Strategie-Kolumne

Was sagt der "innere" Markt zum Edelmetall-Sektor?

18.09.09 12:05 Uhr

Was sagt der "innere" Markt zum Edelmetall-Sektor? | finanzen.net

Liebe Leserinnen und Leser, langsam würde es mir sehr schwer fallen, die derzeitige Marktlage auf der Skala zwischen langweilig, ...

... extrem überhitzt, oder enorm profitabel einzuschätzen. Allerdings schreibe ich im Konjunktiv, denn nach wie vor gibt das von mir favorisierte Bullish Percent Konzept klare Handelsanweisungen, wie man systematisch mit der fortgeschrittenen Hausse umgehen sollte. Derzeit erleben wir den heftigsten Aufwärtstrend einer Sechsmonats-Periode an den Börsen seit 76 Jahren. Zweifelsohne hängt dieser mit dem ebenso historischen vorherigen Kursabsturz zusammen. Aber so sicher wie das „Amen in der Kirche“ und der nächste Steuerbescheid, wird diese extrem ungewöhnliche Marktphase nicht auf Dauer anhalten. Denn wie die Geschichte zeigt, waren die Börsen niemals eine Einbahnstraßen zum Gelddrucken! Auch auf die jetzige Hausse wird eine Korrektur, oder wenigstens eine volatile Seitwärtsbewegung folgen, in der die überkauften Marktzustände abgebaut werden müssen. Denn Märkte schwanken auch zukünftig zwischen überkauften und überverkauften Zuständen.

Welche Nachrichten haben das Potential, den Markt zu kippen?

Das große Problem der kurzfristig orientierten Trader wird immer sein zu erkennen, welche der ständig auf den Markt prasselnden Nachrichten das Potential hat, diesen in eine andere Richtung zu zwingen.
Speziell P & F Charts sind ein wichtiges Instrument, um glasklar wichtiges von unwichtigen zu trennen, da hier nur das Ergebnis des Kampfs von Bullen und Bären notiert wird.
In den vergangenen Tagen z.B. trieben positive Meldungen aus der Industrie die Indizes weiter an, obwohl diese bereits überkauft waren. Im verarbeitenden Gewerbe legte die Leistung im August um 0,8 Prozent im Vergleich zum Vormonat zu. Zugleich wurden die Daten für Juli nach oben revidiert, was vor allem die Aktien der Industriekonzerne wie Siemens und General Electric kräftig anschob. Auch das stark erholte Geschäftsklima in der Region Philadelphia hat das positive Sentiment unterstützt. Ebenfalls die positiven Äußerungen von US-Notenbankchef Bernanke, der das Ende der Rezession ausrief und Ermunterungen der Legende Warren Buffet!
Auf der anderen Seite aber trafen Meldungen von prominenten Mitgliedern der FED auf die Händler ein, die vor einem Flächenbrand wegen der hohen Anzahl von faulen gewerblichen Immobilienkrediten warnten. Konkret gab die Direktorin der Distriktnotenbank San Francisco einen düsteren Ausblick für die US-Wirtschaft. Die hohe Arbeitslosigkeit, hohe Verschuldung und die schleppende Kreditvergabe würden eine starke Erholung verhindern. Trotz dieses Wechselbades an Meldungen blieben die Märkte unbeirrt und der stabile Aufwärtstrend intakt – trotz des anstehenden großen Verfalltages! Wer mit dem Bullish Percent Konzept arbeitet, konnte die vergangenen Handelstage entspannt auf der Longseite investiert bleiben, da dieser keinen Kapitalabfluss zeigte!
Da die meisten internationalen Börsenindizes sehr stark mit den amerikanischen korreliert sind, habe ich keine Probleme, den über 3.000 Aktien umfassenden breiten Markt der NYSE als weltweites Börsenbarometer zu bezeichnen.

Der „innere“ Markt bleibt positiv, aber überhitzt

Abgebildet ist hier der breite Markt der New York Stock Exchange mit ihren über 3.000 Werten als Bullish Percent Index. An der rechten X-Spalte erkennen Sie den positiven, aber überhitzten Marktzustand der NYSE. Fast 84 % der hier gehandelten Werte markieren ein objektives Point & Figure Kaufsignal, was einer sehr ungewöhnlichen Marktbreite entspricht.
Nur zur Erinnerung: oberhalb von 70 % beginnt die rote Zone! Kritisch wird es aber erst, wenn der Index in eine O-Spalte übergeht, die für das Angebot steht, und vor allem die 70 %-Marke unterschreitet. Davon sind wir noch weit entfernt, aber die potentielle Fallhöhe sollte man heute schon im Hinterkopf haben! Denn auch die längste positive Phase eines Marktes seit Jahrzehnten wird einmal zwangsläufig zu Ende sein. Meistens bekanntlich wenn der letzte Bär ins Bullenlager gewechselt ist. Noch sollte man aber die steigenden Kurse genießen, aber mit Stopp-Loss-Limiten arbeiten. Auf der unteren Achse sind die Jahreszahlen abgetragen. Gut erkennen Sie, wie extrem der Markt momentan überkauft ist. Wir befinden uns sogar auf einem höheren Niveau als zu Beginn der Hausse im Jahre 2003, 2004 und sogar 1981 (hier nicht zu erkennen)! Interessant ist auch zu sehen, wie selten in „normalen“ Jahren die X- und O-Spalten wechseln, wie stabil sich also die Marktzustände halten. Umgekehrt wird die starke Hektik der vergangenen 15 Monate an der Vielzahl der Spaltenwechsel deutlich.

Goldsektor nach wie vor in gesunder Verfassung

Kaum ein anderes Thema war in den vergangenen beiden Wochen so dominierend wie der Goldpreis und die tolle Entwicklung der Minenwerte. Dies erstaunt viele Beobachter, da man doch eigentlich wegen der Verbesserung des wirtschaftlichen Umfeldes und der Zunahme der Risikoneigung mit einem schwächeren Goldpreis als Krisenmetall rechnen müsste. Aber das Gegenteil ist der Fall, die Preise brechen nach oben aus und demütigen die „Mainstream-Analysten“! Was könnte also dahinter stecken?
Meine alte und einfachste Erklärung lautet, dass Gold in erster Linie weniger ein Krisenmetall als ein Wohlstandsmetall ist. Darüber hinaus zeigt der anziehende Preis, dass die Sorge der Investoren vor inflatorischen Tendenzen wieder zunimmt und die Angst vor Deflation abnimmt. Der aktuelle wichtigste Preistreiber ist aber wahrscheinlich der chinesische Goldhunger und die wachsende Sorge der Notenbank um ihre Reserven von über 2 Billionen US-Dollar! In diese Richtung weisen auch die jüngsten Gerüchte um ein chinesisches Exportverbot für Gold!

Dynamischer Ausbruch des Philadelphia-Index

Gut erkennen Sie nicht nur den intakten Aufwärtstrend des Gold- und Silberindex seit Jahresbeginn, sondern auch die Dynamik, mit welchem dieser seine alten Widerstände bei 162 förmlich pulverisierte. Dabei wurde eine der positivsten Chartformationen überhaupt gebildet, der Ausbruch über ein dreifaches Hoch. Diese Formation bietet dem Index nun die Chance, ein Kursiel von ca. 230 Punkten binnen weniger Monate zu erreichen. Von daher sollte man in den kommenden Wochen die Minen und die Explorer nicht aus den Augen verlieren. Da dieser Sub-Index in einer viel besseren Verfassung als die breite NYSE ist, vermute ich, dass die Minenwerte eine etwaige Korrektur des Aktienmarktes besser als die meisten anderen Sektoren überstehen werden.

Gemäß der P & F Philosophie ist es sehr wichtig, den Sektor zu analysieren in dem sich ein Einzelwert bewegt, bevor man in diesen investiert. Denn ca. 75 % des Risikos liegen im Gesamtmarkt und im Sektor. Der momentan viel beachtete Index der Minenwerte des S & P 500 befindet sich z.B. derzeit auf einem Stand des Sektor Bullish Percent von 72, was für den Goldsektor noch kein besonders überhitzter Zustand ist. Unter diesem Gesichtspunkt ist es also noch nicht zu spät für ein Engagement in diesen Sektor oder in ausgesuchte Minenwerte.

Klaus Buhl verfügt über langjährige Erfahrung in der Vermögensverwaltung und betreibt die Seite www.kb-assets.de, die vor allem Tipps für die Kombination von Absolut-Return-Strategien und vermögensverwaltenden Konzepten gibt!

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