US-Geldpolitik

Fed-Entscheid im Blick: US-Notenbank senkt Leitzins wie erwartet

29.10.25 20:06 Uhr

Leitzinsentscheidung der Fed: US-Notenbank senkt Leitzins erneut | finanzen.net

Zur Wochenmitte richten sich die Blicke der Anleger auf die US-Notenbank Fed und ihre Leitzinsentscheidung.

Am Mittwochabend hat die US-Notenbank über den Leitzins entschieden. Wie bereits im Vorfeld erwartet, hat die Fed den Leitzins in diesem Jahr zum zweiten Mal gesenkt. Dabei hat sie den Zinssatz um 0,25 Prozentpunkte herabgesetzt. Der Leitzins bewegt sich nun in einer Spanne von 3,75 bis 4,00 Prozent.

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Entscheidung kommt nicht überraschend

Analysten hatten bereits im Vorfeld mit diesem Schritt gerechnet, da die Inflation im September unerwartet niedrig ausgefallen war. Zwar stieg sie auf 3,0 Prozent und lag damit über den angepeilten zwei Prozent - Experten waren aber im Vorfeld von einem noch stärkeren Anstieg ausgegangen.

Hinweise auf die Zinssenkung hatte in diesem Monat bereits das Fed-Protokoll geliefert. Aus diesem ging hervor, dass die Notenbanker eine Zinssenkung angesichts der jüngst schwachen Beschäftigungsdaten für nötig halten. Zudem hatte Fed-Präsident Jerome Powell erst vor kurzem auf Risiken für den Arbeitsmarkt verwiesen und damit eine weitere Zinssenkung signalisiert.

Diesmal gab es jedoch eine Besonderheit: Den Notenbankern fehlten für ihren Zinsentscheid wichtige Daten, während einige Daten erst verspätet veröffentlicht wurden, da die US-Regierungsgeschäfte wegen des Shutdowns teilweise stillstehen. Ein Ende der Haushaltssperre ist bislang nicht in Sicht. Die Fed verwies in ihrer Mitteilung aber erneut darauf, dass sich der Beschäftigungsaufbau abgeschwächt habe. Eine Rolle gespielt haben könnten auch Donald Trumps vehementen Forderungen nach Zinssenkungen.

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Die Zinssenkung dürfte den Dollar schwächen - das kann den Urlaub in den USA und Geschäfte in der US-Währung attraktiver machen. Für einen Euro bekommt man dann etwas mehr Dollar. US-Präsident Donald Trump befürwortet eine schwächere Währung und argumentiert: Ist sie zu stark, schrecke sie vor zusätzlichem Geschäft ab und ausländische Touristen kämen nicht mehr ins Land. Prinzipiell stimmt das zwar, zugleich ist das ein Problem bei der Bekämpfung der Inflation: Denn für die Amerikaner bedeutet das unter anderem, dass sie für importierte Güter und Reisen ins Ausland mehr Geld auf den Tisch legen müssen.

Bereits zweite Zinssenkung 2025 - und womöglich nicht die letzte

Der Fed-Zentralbankrat hatte im September erstmals nach einem Dreivierteljahr den Leitzins um einen Zinsschritt - also 0,25 Prozentpunkte - gesenkt. Damals hatte das Gremium weitere Senkungen in Aussicht gestellt, bis zu zwei Zinsschritte seien möglich. Analysten rechnen damit, dass der Leitzins bei der Dezember-Sitzung - die letzte dieses Jahr - nochmals gelockert wird. 2026 könnte nach Fed-Angaben dann noch eine weitere Senkung erfolgen.

Von den zwölf stimmberechtigten Mitgliedern votierten zehn für eine Senkung um 0,25 Prozentpunkte. Zur Überraschung befürwortete das Mitglied Jeffrey Schmid von der regionalen Fed aus Kansas City die Beibehaltung der bisherigen Spanne. Der Trump-Vertraute Stephen Miran sprach sich dagegen erneut für eine größere Senkung um 0,50 Prozentpunkte aus - ganz nach dem Wunsch des Präsidenten. Kritiker wie die demokratische Senatorin Elizabeth Warren bezweifeln Mirans Unabhängigkeit und werfen ihm vor, "Trumps Marionette" zu sein. Miran bestritt dies.

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Trumps Einflussnahme auf die Fed

Trump hatte Miran für den Posten nominiert, nachdem dieser plötzlich vakant geworden war. Nicht nur über seinen Berater versucht der Präsident, mehr Einfluss auf die Notenbank nehmen zu können - und das, obwohl die Federal Reserve unabhängig von politischem Druck über die geldpolitische Ausrichtung entscheiden soll. Die Fed sieht sich seit Monaten Trumps Vorwurf ausgesetzt, zu spät die Zinsen zu senken.

Wenn es nach Trump gehen würde, hätte Fed-Chef Jerome Powell längst seinen Hut nehmen müssen. Der US-Präsident macht ihn persönlich dafür verantwortlich, dass die Fed den Leitzins über Monate hinweg stabil hielt, anstatt diesen zu senken. Dabei entscheidet ein zwölfköpfiges Gremium über den Leitzins und es ist unklar, ob ein Präsident den Fed-Chef entlassen darf.

Powells Amtszeit endet im Mai 2026. Finanzminister Scott Bessent will Trump nach dem Erntedankfest am 27. November eine Liste mit Nachfolgekandidaten vorlegen. Der Präsident will bis Ende des Jahres eine Entscheidung getroffen haben.

Auf dem Weg zu einem weniger unabhängigen Fed-Vorstand knöpfte sich Trump auch die Fed-Gouverneurin Lisa Cook vor: Er will sie wegen angeblichen Hypothekenbetruges loswerden. Cook bestreitet ein Fehlverhalten. Der Fall liegt mittlerweile vor dem obersten Gericht der USA. Dort kassierte Trump zuletzt einen Dämpfer bei seinem Entlassungsversuch, doch das letzte Wort ist noch nicht gesprochen.

Redaktion finanzen.net mit Material von dpa-AFX

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