Volles Risiko?

Der Wochenstart war ein Befreiungsschlag für die Börsen.
Die Nasdaq schaffte bereits am Montag den Sprung auf den höchsten Stand seit 13 Jahren. Der TecDAX zog am Dienstag nach und hat wieder das Niveau von vor der Finanzkrise erreicht. Angetrieben von der Entspannung in der Syrien-Krise zogen auch die Kurse der Blue Chips kräftig an. Aus charttechnischer Sicht hellte sich die Lage im DAX damit deutlich auf, so dass das Rekordhoch in Sicht ist. Glaubt man den Charttechnikern, sind jetzt sogar Kurse jenseits von 9.000 Zählern drin.
Optimales Umfeld
Der Anstieg lässt sich teilweise auch fundamental rechtfertigen. So liegt die Bewertung des DAX mit einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von 1,63 zwar knapp zehn Prozent über dem historischem Schnitt, aber noch in einem vertretbaren Bereich. Auch das für 2014 erwartete KGV sieht mit 12 recht niedrig aus. Dazu trauen die meisten Konjunkturexperten der deutschen Wirtschaft im kommenden Jahr eine deutliche Wachstumsbeschleunigung zu. Und auch wenn die Federal Reserve die Zügel etwas anzieht, die Leitzinsen dürften in den westlichen Industrieländern noch für Jahre auf extrem niedrigen Niveau verharren. Verbesserte Konjunkturperspektiven bei günstigen Zinsen sind das optimale Umfeld für steigende Aktienkurse - zumindest bei mittelfristiger Perspektive. Gefahren nicht ausblenden
Allerdings dürfen Anleger nicht vergessen, dass vorerst noch einige Risiken schlummern. Eine erneute Zuspitzung der Syrien-Krise ist nicht auszuschließen. Dazu herrscht nach wie vor Unsicherheit, ob und wie stark die Federal Reserve die Anleihekäufe auf der Sitzung im September senkt. Die anstehende Bundestagswahl ist noch nicht entschieden und das Schuldenlimit in den USA ist bald wieder erreicht. Dazu sind Teilbereiche des Aktienmarkt durchaus ambitioniert bewertet. So verbuchte der TecDAX seit Jahresbeginn ein Plus von fast 30 Prozent. Da die Nettogewinne im ersten Halbjahr deutlich geschrumpft sind, ergibt sich für den Index inzwischen ein KGV von 27 für das laufende und von 21 für das kommende Jahr. Meiner Ansicht nach sind die Hightechs damit rund zehn Prozent überbewertet.
Bisher haben sich die Aktienmärkte im saisonal eigentlich kritischen Herbst gut geschlagen. Die Risiken sind aber nicht verschwunden, sie werden derzeit einfach ausgeblendet. Aufgrund der verbesserten Charttechnik muss man sich nicht gegen den Trend stellen, volles Risiko sollten Anleger aber auch nicht gehen. Die Korrektur kann noch kommen.
Wolfgang Braun ist Chefredakteur der „Aktien-Strategie“ (früher Global
Performance). Der seit 1999 erscheinende Börsenbrief hat sich auf
deutsche Wachstums-Aktien spezialisiert. Dank einer ausgefeilten und
bewährten Anlagestrategie schlägt das Musterdepot die Vergleichsindizes
deutlich. So schaffte das Depot seit seiner Auflegung im März 1999 eine durchschnittliche jährliche Performance von rund 15 Prozent - obwohl in diesen Zeitraum der dramatische Niedergang des Neuen Marktes sowie die Finanzkrise 2008 fällt. Weitere Informationen unter
www.aktien-strategie.de
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