Biogasbranche im Osten schöpft wieder Hoffnung

12.12.25 06:39 Uhr

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LEIPZIG (dpa-AFX) - Lange war die Stimmung in der deutschen Biogasbranche gedrückt. Geringe Strompreise, unsichere politische Vorgaben und höhere Investitionskosten bremsten den Ausbau. Doch inzwischen mehren sich die Hinweise, dass die Branche wieder Tritt fasst - auch in Ostdeutschland. Neue Investitionen großer Energieversorger, politische Signale aus Berlin und eine leichte Markterholung lassen die Unternehmen optimistischer nach vorn schauen.

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Hinzu kommt eine Entwicklung im Stromsystem insgesamt: Windkraft und Photovoltaik haben zuletzt Rekordanteile erreicht - im dritten Quartal 2025 stammten laut Statistischem Bundesamt bereits 64,1 Prozent des in Deutschland erzeugten Stroms aus erneuerbaren Energien. Mit dem wachsenden Anteil wetterabhängiger Quellen steigt zugleich der Bedarf an flexibel einsetzbaren Energieträgern. Genau an dieser Stelle sehen Experten eine wichtige Rolle für Biogas.

Warum Biogas überhaupt wichtig ist

Biogas entsteht aus Gülle, Mist, Pflanzenresten oder Bioabfall und gilt als flexibel einsetzbarer Baustein der Energiewende. Weil es grundsätzlich speicherbar ist, kann es anders als Wind- und Solarstrom gezielt dann bereitgestellt werden, wenn Strom gebraucht wird. Das Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) spricht von einem Beitrag zum Ausgleich der "fluktuierenden Einspeisung von Wind- und Solarenergie".

Dominik Möst, Professor für Energiewirtschaft an der TU Dresden, ordnet ein: Biogas decke ungefähr sechs Prozent der Stromerzeugung in Deutschland und habe damit eine stabile Rolle im Energiemix. Allerdings werde die theoretische Flexibilität oft kaum genutzt. "Die Anlagen verfügen nicht über allzu große Flexibilität und verstromen das anfallende Biogas weitgehend kontinuierlich", sagt Möst. Grund seien meist kleine Gasspeicher; größere seien technisch möglich, aber wirtschaftlich kaum attraktiv.

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Ostdeutscher Gasgroßhändler baut Biogasportfolio deutlich aus

Ein sichtbarer Schritt kommt aus Leipzig: Der Energieversorger VNG hat im Oktober über seine Tochter Balance zehn Biogasanlagen in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern übernommen. Mit rund 245 Megawatt Feuerungswärmeleistung können die Anlagen rechnerisch mehr als 221.000 Haushalte versorgen. Balance betreibt rund 40 Anlagen in Nord- und Ostdeutschland, die meisten davon in den neuen Bundesländern sowie weitere Standorte in Niedersachsen.

"Biogas bleibt für VNG auch in Zukunft ein wichtiges Wachstumsfeld", teilt das Unternehmen auf Anfrage mit. Bis 2035 plane der Konzern Investitionen von bis zu fünf Milliarden Euro in dekarbonisierte Geschäftsfelder. Biogas und Biomethan gälten dabei "als strategische Eckpfeiler".

Für Balance sind die neuen Standorte besonders praktisch: Viele liegen nahe bestehender Anlagen, was Betrieb, Substratbeschaffung und Zusammenarbeit mit regionalen Dienstleistern erleichtert.

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Bund signalisiert Unterstützung

Das Bundeswirtschaftsministerium teilt auf Anfrage mit, Biogas sei ein wichtiger Beitrag zur Energiewende; Investitionen in regionale Cluster würden begrüßt, weil sie wirtschaftliche Impulse im ländlichen Raum setzen könnten. Gleichzeitig arbeite man an neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen. Die Bioenergie solle im Strommix der Zukunft eine klare Perspektive erhalten.

Landwirtschaft: Chancen - und Unsicherheit

Der Deutsche Bauernverband (DBV) sieht in Biogas zusätzliche Absatzmöglichkeiten und regionale Wertschöpfung. Gleichzeitig warnt er vor unklaren politischen Vorgaben und schwankender Nachfrage. "Die Politik muss dringend gegensteuern", sagt DBV-Generalsekretärin Stefanie Sabet.

Der Verband sendet damit ein ambivalentes Signal: Einerseits sieht er klare Vorteile für Höfe, andererseits rechnet er ohne bessere Rahmenbedingungen nicht mit einem Ausbau der Branche. "Planungssicherheit ist daher das dringendste Anliegen der Landwirtschaft", betont Sabet.

Branche spürt leichte Erholung

Auch der ostdeutsche Biokraftstoffhersteller Verbio (VERBIO Vereinigte BioEnergie) mit Hauptsitz in Sachsen-Anhalt, der zuletzt unter niedrigen Preisen litt, sieht den Markt wieder anziehen. Die Weichen für eine Markterholung des Biokraftstoffmarktes in Deutschland seien gestellt, sagte Vorstandsvorsitzender Claus Sauter jüngst.

Neue Investitionen, politische Signale und eine bessere Marktlage führen dazu, dass die Branche nach einer längeren Schwächephase wieder Hoffnung schöpft. Das Bundeswirtschaftsministerium betont, Biogas und Biomethan könnten zur Treibhausgasminderung sowie zur Verringerung der Abhängigkeit von Erdgasimporten beitragen.

Für Ostdeutschland mit seinen vielen Anlagen könnte das bedeuten: Ein Energieträger, der lange stagnierte, gewinnt wieder an Bedeutung./djj/DP/zb

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