Mersch: EZB sollte bei QE Kurs halten

Die Zentralbanken des Eurosystems sollten ihr Anleihekaufprogramm nach Aussage von EZB-Direktor Yves Mersch wie geplant zu Ende führen.
Mersch sagte bei einer Rede in Stockholm, Zentralbanken müssten gerade in Zeiten einer unkonventionellen Politik berechenbar bleiben. Vor Beginn der groß angelegten Staatsanleihekäufe hatte sich der Luxemburger kritisch zu einer Politik der Quantitativen Lockerung (QE) geäußert.
"Wir müssen das Tempo und den Umfang unserer Interventionen so gestalten, wie wir sie angekündigt haben, damit die Inflation so schnell wie möglich wieder in Richtung 2 Prozent steigt und wir unsere Politik ein weiteres Mal normalisieren können", sagte Mersch. Vor allem Vertreter deutscher Banken und Versicherungen haben in jüngster Zeit ein vorzeitiges Ende des QE-Programms gefordert. Die Zentralbanken sollen noch bis September 2016 monatlich Wertpapiere für 60 Milliarden Euro kaufen. Rund drei Viertel davon sind Staatsanleihen.
Laut Mersch wirkt das QE-Programm über verschiedene Kanäle und zeige bereits Erfolge. Auf der anderen Seite sprach sich der EZB-Direktor aber gegen eine Verlängerung des Programms aus, den manche Ökonomen bereits jetzt für notwendig halten. "Wir dürfen uns vom bisherigen Erfolg unseres Programms nicht fortreißen lassen. Unkonventionelle Politik muss eine Ausnahme und zeitlich beschränkt bleiben", sagte er.
Mersch warnte in diesem Zusammenhang vor möglichen negativen Auswirkungen des QE-Programms für die Finanzstabilität. "Der beste Schutz gegen Konflikte zwischen finanzieller Instabilität und unkonventioneller Geldpolitik besteht darin, diese Politik nicht länger als unbedingt notwendig fortzuführen", sagte er.
Als ein weiteres Risiko betrachtet der EZB-Direktor, dass niedrige Zinsen die politischen Akteure von Reformen abhalten könnten, die für mehr Beschäftigung, Produktivität und Investitionen sorgen würden. "Wenn die Zinsen niedrig sind, weil der natürliche Zins niedrig ist, dann ist für eine Zinsnormalisierung auch ein Anstieg des natürlichen Zinses notwendig. In dem Maße, wie der niedrige natürliche Zins eine Folge schwacher Investitionsnachfrage ist, die von sinkendem Arbeits-Input und schwachem Produktivitätswachstum verursacht wurde, dürfte das aber nur im Zusammenhang mit angebotsseitigen Strukturreformen möglich sein", argumentierte er.
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