IfW will Vollkaskoversicherung für problematische Staatsanleihen

29.11.11 17:08 Uhr

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   BERLIN (Dow Jones)--Europa soll nach einem Vorschlag des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) eine "Vollkaskoversicherung" für problematische Staatsanleihen einführen und so künftig Verwerfungen an den Anleihemärkten vorbeugen. Der Vorschlag des IfW-Haushaltsexperten Jens Boysen-Hogrefe zielt auf "eine verbindliche Versicherung für Staatsanleihen im Euroraum, die im Ernstfall auf die Liquidität der EZB zurückgreifen" könne.

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   "Bei einer solchen Versicherung würden die Schuldensünder mittelfristig ihre Bail-outs selbst finanzieren", erklärte das IfW am Dienstag. Die so kritische Verzahnung zwischen Staats- und Bankenpleiten würde aufgebrochen werden. Der Vorschlag sieht konkret die Schaffung einer obligatorischen öffentlichen Versicherung für Staatsanleihen im Euroraum vor, die für alle Neuemissionen gelten, aber nicht getrennt von der Staatsanleihe handelbar sein soll.

   Banken und andere Finanzinstitute müssten, sofern sie diese Staatsanleihen hielten, die Versicherung nachweisen. Die EZB soll demnach, sofern das Kapital der Versicherung aufgezehrt ist, Einlagen bei der Versicherung halten. Versicherte Staatsanleihen müssten von Banken und anderen Finanzinstituten nicht mit Eigenkapital hinterlegt werden. "Diese Marktakteure sollten dann zu den ersten gehören, die den Käuferstreik durchbrechen", erwartet das IfW.

   Die Versicherungsprämien sollen zwischen 0,25% und 3,5% je nach Annäherung an die Vorgaben des Stabilitäts- und Wachstumspakts liegen, neben Bruttoschuldenstand und Defizit sollen dabei Aspekte wie die Existenz nationaler Schuldenregeln und die Verlässlichkeit des Schuldendienstes berücksichtigt werden. Bei wiederholtem Verstoß gegen Vorgaben der EU-Kommission zur Haushaltssanierung könne zusätzlich der Wegfall des Versicherungsschutzes eintreten.

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   Neu geschaffen werden sollten eine europäische Versicherungsanstalt und ein europäischer Bankenrettungsfonds, der unabhängig von den Nationalstaaten auf Weisung der Europäischen Finanzaufsicht Banken zwangsrekapitalisieren könne. Dieser ist im Zusammenhang mit Staatsanleihen vorübergehend notwendig, um den Fall abzusichern, dass ein Land den Versicherungsschutz verliert, aber noch viele unbesicherte Altschulden in den Büchern der Banken liegen.

-Von Andreas Kißler, Dow Jones Newswires +49 (0)30 2888 4118, andreas.kissler@dowjones.com DJG/ank/apo (END) Dow Jones Newswires

   November 29, 2011 10:37 ET (15:37 GMT)

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