Synthetische ETFs in der EU: Aufsicht, Sicherheiten und Anlegerrisiken

Synthetische ETFs gelten als effiziente Alternative zur physischen Indexabbildung, bringen jedoch besondere regulatorische Anforderungen mit sich.
• Synthetische ETFs nutzen Swap-Konstruktionen mit Kontrahentenrisiko als zentrales regulatorisches Thema
• Hohe Transparenz- und Besicherungsanforderungen sollen Risiken aus Sicherheiten und Derivatekontrakten begrenzen
• UCITS-Regeln in Europa sorgen für klare Sicherheitsgrenzen, dennoch fortlaufende Diskussionen über mögliche Verschärfungen
Synthetische ETFs - häufig als Swap-ETFs bezeichnet - bilden einen Index nicht über den direkten Kauf der enthaltenen Wertpapiere nach. Stattdessen nutzen sie Derivate, meist in Form von Swap-Vereinbarungen mit Banken. Die Indexentwicklung wird also über einen Tauschvertrag geliefert, während der ETF selbst einen separaten Sicherheitenkorb hält, der nicht zwingend dem Index entsprechen muss.
Diese Form der Replikation hat sich besonders in Märkten etabliert, in denen der direkte Kauf der Indexwerte teuer oder schwer umsetzbar wäre. Sie gilt als effizient und oft kostengünstiger, bringt jedoch eigene regulatorische Fragestellungen mit sich, die sowohl Anleger als auch Aufseher im Blick behalten müssen.
Kontrahenten- und Gegenparteirisiko
Da synthetische ETFs von Swap- und anderen Derivatekontrakten abhängen, rückt der jeweilige Handelspartner - meist eine Investmentbank - in den Mittelpunkt des Risikos. Fällt dieser Kontrahent aus, kann der ETF die zugesicherte Indexperformance unter Umständen nicht mehr vollständig erhalten. Im Extremfall drohen dadurch finanzielle Verluste. Dieses Kontrahentenrisiko stellt damit den zentralen Punkt regulatorischer Vorgaben dar.
Transparenz und die Bedeutung der Sicherheiten
Ein weiterer diskussionswürdiger Aspekt betrifft die Transparenz der Sicherheiten. Während physisch replizierende ETFs offenlegen, welche Aktien sie tatsächlich halten, arbeiten synthetische Produkte mit einem Sicherheitenportfolio, das deutlich vom abgebildeten Index abweichen kann.
Die Behörden verlangen daher hohe Anforderungen an Qualität und Liquidität dieser Sicherheiten. Häufig bestehen sie aus Staatsanleihen oder großen Standardwerten. Problematisch wird es dann, wenn diese Sicherheiten selbst Kursschwankungen oder Liquiditätsengpässen unterliegen. In einem solchen Fall verliert die Besicherung an Schlagkraft. Deshalb spielt die regelmäßige und verständliche Offenlegung der Sicherheitenstruktur eine wichtige Rolle, damit Anleger Risiken realistisch einschätzen können.
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Bitte lesen Sie den Prospekt des OGAW und das Basisinformationsblatt des Fonds, bevor Sie eine endgültige Anlageentscheidung treffen.
Der Einfluss der Derivateregulierung
Da Swap-Vereinbarungen als Derivate gelten, unterliegen sie Regelwerken wie EMIR (European Market Infrastructure Regulation), die darauf abzielen, Transparenz und Stabilität im Derivatemarkt zu erhöhen. Dazu gehört etwa die Pflicht, standardisierte Derivate über zentrale Clearingstellen abzuwickeln.
Bei außerbörslich gehandelten (OTC-)Swaps können jedoch zusätzliche Risiken entstehen. Trotz strenger Vorgaben ist es für Aufseher schwieriger, alle möglichen Verflechtungen und systemischen Risiken im Blick zu behalten. Zudem kann die Attraktivität synthetischer ETFs dafür sorgen, dass Anbieter in Länder mit weniger strikten Regelungen ausweichen, was regulatorische Lücken und Arbitragemöglichkeiten schafft.
Risiko für Anleger insgesamt begrenzt
Trotz dieser Punkte gelten synthetische ETFs in Europa dank strenger Vorgaben als vergleichsweise sicher. Insbesondere die UCITS-Regeln spielen hier eine Rolle, ein europäischer Rechtsrahmen, der Investmentfonds strenge Vorgaben zu Transparenz, Risikobegrenzung, Anlegerschutz und Diversifikation macht, damit sie EU-weit vertrieben werden dürfen. Das Kontrahentenrisiko ist auf 10 Prozent des Fondsvermögens beschränkt, und es gibt klare Anforderungen an Besicherung und Offenlegung.
Anleger sollten dennoch die Komplexität dieser Konstruktionen und die damit verbundenen regulatorischen Fragen verstehen. Diskussionen über zusätzliche Verschärfungen, etwa bei der Höhe des zulässigen Swap-Exposures oder der Qualität der Sicherheiten, werden in der Branche weitergeführt. Entscheidend bleibt eine robuste Aufsichtspraxis: Sie ist der Schlüssel, um Vertrauen zu schaffen und Risiken dauerhaft zu begrenzen.
Redaktion finanzen.net
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