Euro am Sonntag-Meinung

Plastikgeld: Aufstieg und Fall der Kreditkarte

22.10.16 03:00 Uhr

Plastikgeld: Aufstieg und Fall der Kreditkarte | finanzen.net

Mit der Gründung der US-Firma Diners Club begann 1950 die Geschichte der Kreditkarte. Über Jahrzehnte wurde die Plastikkarte immer wichtiger. Doch nun?

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von Jérôme Traisnel, Gastautor von Euro am Sonntag

Vom ersten Kartenentwurf bis zur Vorstellung von kontakt­losen Kreditkarten - die Höhepunkte in der Geschichte des bargeldlosen Bezahlens sind endlos. Im Zuge der sich immer schneller entwickelnden Zahlungstechnologien lohnt sich der Blick zurück auf die Entwicklung der Kartenzahlung. Denn der Erfolg der Kreditkarte kam nicht über Nacht.

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In Großbritannien konnten Kunden zuerst 1966 mit der Bargeld-Alternative bezahlen. Im Land der Pioniere, den Vereinigten Staaten, gehörte die Kreditkarte vor allem in Restaurants zu dieser Zeit schon zum guten Ton. Debit-Karten wiederum wurden erst 1987 auf dem Markt eingeführt. Bis zur Etablierung von Chip und PIN dauerte es sogar noch länger, und zwar bis 2002. Heutzutage ist die Kreditkarte aus dem Portemonnaie nicht mehr wegzudenken - im Jahr 2014 wurden Umsätze in Höhe von fast 95 Milliarden Euro für den Zahlungsverkehr über Kreditkarten verzeichnet. Kauffreudigen Kunden, die bargeldlos flexibel sein wollen, sind keine Grenzen mehr gesetzt. Ob in der Bank oder online - Kreditkarten, welche mit unterschiedlichsten Funktionen locken, gibt es wie Sand am Meer.

Milliardenschäden durch
Betrug mit Bankkarten

Ob beim Geschäftsessen oder Familienausflug - die Kreditkarte ist ein Statussymbol. Insbesondere Elitekarten wie American Express, Centurion oder Palladium von JP Morgan lassen das Gegenüber große Augen machen. Auch erleichtert eine goldene Karte im Portemonnaie den Griff zu ebendiesem bei ­einem gemeinsamen Essen ungemein. Der Erhalt einer Karte markiert zudem einen wichtigen Schritt in der Entwicklung junger Erwachsener. Banken versuchen durch immer originellere Angebote, diese wirtschaftlich starke Zielgruppe für sich zu gewinnen.

Als Hauptzahlungsmittel Nummer 1 ist die Bankkarte allerdings auch anfällig. Nicht nur der Diebstahl, sondern auch Onlinebetrug machen den Verbrauchern zu schaffen. Laut dem neuesten Bericht der Europäischen Zen­tralbank betrug der Gesamtwert betrügerischer Transaktionen durch Bankkarten rund 1,44 Milliarden Euro. Ein Anstieg von acht Prozent seit 2012. Neueste Technologien, wie zum Beispiel 3-D-Secure und dynamische Kryptogramm-Karten, erweisen sich hier als hilfreich, um das Risiko des Kartenbetrugs zu reduzieren. Diese Karten sind mit einem Minibildschirm ausgestattet, welcher einen dreistelligen, automatisch und regelmäßig wechselnden Sicherheitscode anzeigt.

Definitiv raffiniert, aber nutzlos bei Diebstahl. Das Hauptproblem nach dem Raub ist für den Verbraucher der drohende Betrug mit der eigenen Karte. Diese blockieren zu lassen und betrügerische Transaktionen der Bank zu melden sollten zwar hier die ersten Schritte sein, verkomplizieren aber die an sich schon unangenehme Situation erneut. Alle von dieser Karte ausgeführten Transaktionen, auch Abonnements, werden gestoppt. Der Karteninhaber hat nun keine andere Wahl, als in lästiger und zeitraubender Arbeit sämtliche Kartendetails an jeden einzelnen Händler zu kommunizieren.
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Wie so oft ersetzt neue Technologie die alte: wie der Scheck das Bargeld, und die Karte wiederum den Scheck. In Zeiten des Wandels kann auch diese den Bedürfnissen des heutigen Konsumenten nicht mehr gerecht werden. Zudem schwindet das Vertrauen beim Konsumenten in ein physisches Objekt als Zahlungsmittel. Unternehmen wie App­le bringen kontaktlose Zahlungsmittel auf den Markt (Apple Pay). Diese können zusätzlich mit einer geringeren Abhängigkeit von Absatzmittlern bei der Verbindung von Bankkonten und Händlern punkten. Eine neue Studie von Elabe und SlimPay zeigt einen neuen Trend, der nachhaltig unser Konsumverhalten verändern wird und nach Flexibilität und Sicherheit bei der Zahlungsabwicklung verlangt: Abonnements.

Regulationen und neue Zahlungsmethoden gingen schon immer miteinander einher (PSD1 2007, SEPA 2012 und ganz aktuell PSD2) und erlaubten den Aufstieg neuer Player in der Zahlungsmittelindustrie. Kartenalternativen wie Direct Debit beispielsweise sind weit geeigneter für wiederkehrende Zahlungen und Abonnements.

Bedingt durch die voranschreitende digitale Transformation und die Erwartung der Konsumenten, möglichst flexibel von Zeit, Ort und Mobile Devices agieren zu können, werden innovative, digitale Technologien den monetären Fluss neu erfinden. Immer mehr Verbraucher abonnieren, anstatt direkt zu kaufen. Handys, Laptop und Co werden gemietet und nach den eigenen Wünschen als Teil des Vertrags upgegradet. Einmal im Monat landet ganz automatisch die neueste Ausgabe der Lieblingszeitung im eigenen Briefkasten, ohne dass man beim Kiosk vorbeischauen muss. Sogar die Milch wird, dank Supermarkt-Abo, nicht ausgehen.
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Bei sogenannten Wallet-Apps ersetzt das Handy die Geldbörse. Momentan nutzen noch eher jüngere Kunden die Vorzüge des bargeldlosen Bezahlens. Laut Umfrage kann sich sogar jeder Zweite unter den 14- bis 49-Jährigen ein Leben ohne Münzen und Scheine vorstellen. Damit sich das kontaktlose Bezahlen allerdings weiter durchsetzt, muss vor allem die Infrastruktur des Bezahlvorgangs on- und offline verändert werden. Derzeit akzeptieren zum Beispiel gerade einmal acht Prozent aller Kassensysteme kontaktloses Bezahlen.

Ein Drittel der Deutschen will
bereits kontaktlos bezahlen

Geld ist Vertrauenssache. Und im Vergleich zu ihren europäischen Nachbarn gelten deutsche Verbraucher als sehr ­sicherheitsorientiert. Daher vertrauen hier viele noch auf eher traditionelle Zahlungsmethoden wie Überweisung oder Barzahlung statt auf innovative Trends wie E-Payment via App oder Abo. Hierbei steht bei 43 Prozent der Kreditkartenbesitzer Sicherheit über der Bequemlichkeit. Doch in der heutigen schnelllebigen Zeit, in der sich Lebensgewohnheiten und Konsumpräferenzen immer schneller ändern, stehen die Zeichen klar auf Wandel. Bereits jetzt ist fast ein Drittel der Deutschen dem kontaktlosen Bezahlen per Smartphone oder via Zahlungs-Abo nicht mehr abgeneigt.

Obwohl die Zahlungsmittelindustrie also jahrelang auf die richtigen Karten gesetzt hat, werden diese nun neu gemischt. Zahlungen per Kreditkarte sind noch immer eine sehr praktische und beliebte Zahlungsmethode. Dennochist es das Wesen der Technologie, sich ­konstant neu zu erfinden und die Grenzen des Möglichen weiterzuentwickeln. Dies ist noch nicht das Ende der Karte, doch ihr Zenit ist sicher überschritten.

Kurzvita

Jérôme Traisnel, Gründer
und CEO von SlimPay

Seine Karriere begann Traisnel als Sales Engineer bei Texas Instruments. Mit Freever gründete er im Jahr 2000 den ersten europäischen Application Service Provider. Mit inzwischen mehr als 15 Jahren Erfahrung im Payment-­Sektor und im Bereich Digitale Sicherheit treibt Traisnel seit 2009 das Wachstum von SlimPay voran.
SlimPay ist ein Fintech-­Unternehmen, das sich auf das Management wiederkehrender Zahlungen durch inter­nationale Lastschriften innerhalb Europas spezi­alisiert hat.
In eigener Sache

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Bildquellen: Sukharevskyy Dmytro (nevodka) / Shutterstock.com, Pascal Bénard/SlimPay

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04.06.2025Apple OverweightJP Morgan Chase & Co.
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13.05.2025Apple OverweightJP Morgan Chase & Co.
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