€uro-Interview

DATEV-Chef: "Vom Verwalter zum Berater"

25.05.17 13:20 Uhr

DATEV-Chef: "Vom Verwalter zum Berater" | finanzen.net

Die Kommunikation zwischen Steuerberatern und ihren Mandanten ändert sich rasant. DATEV-Chef Robert Mayr erklärt die Details.

von Stefan Rullkötter, €uro-Magazin

€uro: Die Digitalisierung setzt sich auch in der Steuerberater-Branche immer stärker durch. Wie verändert sich dadurch deren Dienstleistung?
Robert Mayr: Die digitale Transformation bringt für die Steuerberatung disruptive Veränderungen mit sich. Dabei werden auch neue Geschäftsmodelle entstehen. Dank Technologien basierend auf Big Data und künstlicher Intelligenz kann ich mir in wenigen Jahren in der Finanzbuchhaltung einen hohen Automatisierungsgrad vorstellen.

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Wie wird das in der Praxis aussehen?
Nicht nur der Datenaustausch mit den Finanzbehörden, sondern auch der mit den Mandanten wird zunehmend digitalisiert und automatisiert. Durch die beschriebenen Technologien wird sich das Dienstleistungsangebot der Steuerberater stark verändern - weg von eher verwaltenden Tätigkeiten hin zur betriebswirtschaftlichen Beratung. Die neuen technischen Möglichkeiten schaffen dafür in den Kanzleien die zeitlichen Spielräume und machen eine an den Herausforderungen der Mandanten orientierte, vorausschauende Beratung möglich.

Was bedeutet das für die Kooperation von Steuerberatern und Mandanten?
Die meisten Unternehmen werden ihre kaufmännischen Prozesse vollständig digitalisieren. Das gilt auch für die Zusammenarbeit mit ihrem Steuerberater, etwa beim Austausch von Belegen. Dabei müssen natürlich die rechtlichen Anforderungen beachtet werden, zum Beispiel die in den Grundsätzen für die digitale Finanzbuchführung, kurz GoBD genannt.

Was bedeutet das für den Schutz und die Sicherheit dieser sensiblen Daten?
Wichtig ist natürlich, dass insbesondere beim Datenaustausch und bei der Archivierung der Schutz und die Sicherheit der Daten durch die Wahl des richtigen Dienstleisters gewährleistet sind. Mandanten und Steuerberater sollten diese Entwicklung aber auch als Chance begreifen: Mit einer konsequenten Digitalisierung und Automatisierung ihrer eigenen Prozesse lässt sich ein enormes Potenzial zur Effizienzsteigerung erschließen. Etwas, was Unternehmer, aber auch private Mandanten, zusammen mit ihrem Steuerberater sofort angehen sollten.

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Ein großes Thema ist die "Steuerberatung 4.0", bei der die Kommunikation mit Mandanten mithilffe von Internet-Technologien digital unterstützt wird. Wie reagiert die DATEV darauf?
Wir werden unser Lösungsangebot dort weiter ausbauen, wo wir den größten Mehrwert für unsere Mitglieder und ihre Mandanten erwarten.Deshalb setzen wir auf die konsequente Weiterentwicklung der Cloud-Lösungen als Basis für einen schnellen, reibungslosen Informationsaustausch. Unser Rechenzentrum ist und bleibt dabei die sichere Datendrehscheibe.

Welche anderen Großprojekte stehen derzeit ganz oben auf Ihrer Agenda?
Die Automatisierung und durchgängige Verknüpfung von digitalisierten Prozessschritten, beispielsweise beim Buchen von Belegen. Mit der Nutzung von Big Data-Technologien und einer datenschutzkonformen Analyse der im DATEV-Rechenzentrum vorhandenen Daten wollen wir unseren Mitgliedern und deren meist mittelständischen Mandanten künftig einen Informationsvorsprung bieten. Außerdem treiben wir die Öffnung und Integrationsfähigkeit unserer Lösungen voran. Durch die Anbindung von branchenspezifischen Softwarelösungen anderer Anbieter bauen wir so ein breit angelegtes digitales Ökosystem zur Vernetzung mit verschiedensten Partnern zur Unterstützung steuerrechtlicher und kaufmännischer Abrechnungs-, Deklarations- und Entscheidungsprozesse auf.

Rechnen Sie als Markführer für Steuerberatungs-Software in Deutschland künftig mit mehr Wettbewerb?
Wir bieten unsere Software und IT-Dienstleistungen unseren rund 40.500 Mitgliedern - also Steuerberatern, Wirtschaftsprüfern und Rechtsanwälten - und deren unternehmerisch tätigen Mandanten an. Seit über 50 Jahren behaupten wir uns in einem hochanspruchsvollen Spannungsfeld zwischen den Bedürfnissen der Kanzleien und deren Mandanten, den sich ständig ändernden rechtlichen Anforderungen und einer rasanten technologischen Entwicklung. Der Markt ist aber deutlich vielfältiger. Deshalb haben wir zahlreiche signifikante Wettbewerber - und wir rechnen prinzipiell immer mit neuen. Dies gilt besonders in Zeiten disruptiver Veränderungen.

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Disruption wird oft nur als plakatives Modewort gebraucht. Können Sie das an konkreten Beispielen festmachen?
Wir entwickeln nicht nur unsere Produkte und Dienstleistungen ständig weiter, sondern auch unsere Innovationsprozesse. Zum Beispiel mit einem DATEV Lab: Hier entstehen in regelmäßig wechselnden Teams aus allen Unternehmensbereichen Ideen, die unter anderem zur Steuerberatung der nahen und fernen Zukunft passen. Setzt sich eine Idee durch, geht sie in den Entwicklungsprozess - und es wird daraus ein Produkt.

Wo steht die DATEV in zehn Jahren?
Wir verstehen uns auch in Zukunft als digitaler Wegbereiter für den Berufsstand und wollen die digitale Transformation nutzen und mitgestalten. Denn als Genossenschaft steht nicht unsere eigene Rendite im Fokus unseres wirtschaftlichen Handelns, sondern der nachhaltige Erfolg unserer Mitglieder und deren Mandanten.

Kurzvita
Seit April 2016 lenkt Robert Mayr den IT-Dienstleister für kaufmännische Prozesse und Marktführer für Steuerberatungs-Software in Deutschland.

Mehr zum Thema "Kosten sparen beim Steuerberater" lesen Sie in der neuen Ausgabe des €uro Magazins, das ab 24. Mai im Handel erhältlich ist.

Bildquellen: Gunnar Pippel / Shutterstock.com, DATEV eG