Ausblick: Viel Optimismus für 2015

Vergleichsweise preiswerte DAX-Titel, der schwache Euro und billiges Öl könnten nach Ansicht der Deutschen Bank im nächsten Jahr für eine Aktienrally sorgen.
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von Peter Schweizer, Euro am Sonntag
Es war eine Woche voller guter Nachrichten: Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble präsentierte den ersten ausgeglichenen Haushalt seit 1969, das Konsumklima in Deutschland hellt sich auf, und die Arbeitslosigkeit in Deutschland sinkt auf den niedrigsten Stand seit drei Jahren. Weil es im Rest Europas nicht ganz so rosig aussieht, hat Mario Draghi, Chef der Europäischen Zentralbank, zudem erneut seine Bereitschaft zu weiteren Maßnahmen im Kampf gegen die Konjunkturflaute betont.
Es ist genau die Mischung an Nachrichten, über die Anleger sich freuen. Bester Indikator: der DAX. Nach seinem Einbruch Mitte Oktober hat sich der wichtigste deutsche Aktienindex gut erholt. Allein in der vergangenen Woche legte er um fast fünf Prozent zu und kratzt wieder an der 10.000-Punkte-Marke - einem Niveau, das er zuletzt im Juli dieses Jahres durchbrochen hatte.
Laut Konjunkturausblick der Deutschen Bank ist das noch längst nicht das Ende der Fahnenstange: "Deutschland wird deutlich outperformen", sagt Ulrich Stephan, Chefanlagestratege des führenden deutschen Kreditinstituts. Bis Ende 2015 rechnet er damit, dass der DAX bei 11.500 Punkten stehen könnte. "Im Vergleich zu anderen großen Aktienmärkten ist der DAX bezogen auf das KGV günstiger bewertet." Anleger können darauf etwa mit ETFs setzen. Dass die Konjunkturzahlen zuletzt auch für Deutschland eher durchwachsen waren, hemme die Kursentwicklung nicht. Die meisten DAX-Titel sind stark exportorientiert, sodass sie eher von der Weltkonjunktur abhängen als vom heimischen Markt. Die Deutsche Bank erwartet darum vor allem bei Zyklikern wie Chemie-, Auto- und Bautiteln eine überproportionale Wertentwicklung.
Begünstigt wird die Exportindustrie vom schwachen Euro. Dieser verbilligt die ausgeführten Güter auf dem Weltmarkt und fördert auf diese Weise den Absatz. Die anhaltend lockere Geldpolitik der EZB wird die europäische Gemeinschaftswährung im kommenden Jahr vermutlich weiter schwächen. Auch der niedrige Ölpreis ist für die rohstoffabhängige deutsche Industrie förderlich: Nicht nur die Produktion verbilligt sich, der Transport von Waren kostet mit sinkenden Benzin- und Kerosinpreisen ebenfalls weniger. Zwar glaubt die Deutsche Bank, dass die Notierungen am Rohölmarkt wieder steigen werden, jedoch nicht dramatisch.
US-Aktien ins Depot
Grund dafür ist unter anderem die verstärkte Erschließung von Ölvorkommen in Schiefergestein in den USA. "Das Land ist das einzige, für das im kommenden Jahr ungebremster Optimismus gilt", sagt Chefvolkswirt Stefan Schneider. Sein Kollege pflichtet ihm bei: "Ich würde in jedem Fall einen nennenswerten Betrag meines Portfolios in den USA anlegen - in Aktien, aber auch in Unternehmensanleihen", sagt Stephan.
Schwellenländer seien ebenfalls ein Investitionsthema, mit dem sich Privatanleger auseinandersetzen sollten - allerdings differenziert: "Finger weg von Lateinamerika!", warnen die Deutschbanker. Bevölkerungsreiche Länder wie Indien, Indonesien oder China hingegen bieten lukrative Chancen - auch im Anleihebereich für risikofreudigere Anleger.
Investor-Info
Konjunkturprognose
USA läuft, Europa lahmt
Während die Analysten der Deutschen Bank in ihrem Konjunkturausblick für die USA optimistischer sind als etwa die OECD, sieht es für Europa nicht ganz so rosig aus. Nur um 0,8 Prozent wird das Bruttoinlandsprodukt in der Eurozone 2015 wachsen.
Kapitalmarktprognose
Währungsgewinne locken
Anleger sollten nach Ansicht der Deutschen Bank auf Aktien setzen - vor allem der DAX könnte kräftig steigen. Auch US-Aktien sind attraktiv. Diese locken wegen der erwarteten Abwertung des Euro zum Greenback zusätzlich mit Währungsgewinnen.
Der starke Dollar dürfte zudem ein Grund für die wohl anhaltende Gold-Schwäche sein.
Aktueller Kurs Ende 2015
DAX 1) 9937 11 500
S & P 500 1) 2073 2150
Rohöl (Brent) 2) 73,24 $ 89,00 $
Gold 3) 1.183 $ 1.150 $
Bundesanleihen 10 J. 0,70 % 1,50 %
US-Staatsanleihen 10 J. 2,20 % 2,80 %
EUR/USD 1,25 $ 1,15 $
1) in Punkten; 2) je Barrel; 3) je Feinunze
Quelle: Deutsche Bank; Bloomberg
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