Steigender Eurokurs

Zinserhöhung in 2022? Anleger flüchten aus dem DAX - Tiefroter Handelsschluss

03.02.22 17:36 Uhr

Zinserhöhung in 2022? Anleger flüchten aus dem DAX - Tiefroter Handelsschluss | finanzen.net

Nachdem sich der deutsche Leitindex DAX bis zum frühen Nachmittag nur moderat im Minus zeigte, ging es schlussendlich weit nach unten.

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Der DAX begann die Donnerstagssitzung 0,31 Prozent tiefer bei 15.565,94 Punkten. Im weiteren Verlauf pendelte er sich zunächst bei diesen moderaten Abschlägen ein. Nach Aussagen der EZB sackte der Kurs jedoch sichtlich ab. Zum Handelsende verlor das Börsenbarometer 1,57 Prozent auf 15.368,47 Zähler.

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Es ist der Tag der Notenbanken - zunächst die Bank of England, dann nach einem kurzen Verschnaufen die Europäische Zentralbank. Und beide überraschten die Märkte. Dies sorgte vor allem am Devisen- und Anleihemarkt für Bewegung, der Euro stieg zwischenzeitlich über 1,14 Dollar, die Rendite der Bundesanleihe mit einer Laufzeit von zehn Jahren steigt um 10 Basispunkte auf 0,14 Prozent. Die Risiko-Assets kamen in der Folge deutlich unter Druck.

Bank of England dreht an Zinsschraube

Die Bank of England hob die Leitzinsen um 0,25 Prozent auf nun 0,5 Prozent an, was so zunächst erwartet wurde. Doch damit nicht genug, fast hätte es im Rat eine Mehrheit für eine Anhebung um 0,50 Prozent gegeben. Zudem wurde beschlossen, dass die Bilanz nach dem massiven Aufblähen mit dem Kauf von Anleihen während der Corona-Krise nun verschlankt werden soll. Dies ist das erste Mal im aktuellen Zyklus, dass eine der großen Zentralbanken eine nachhaltige Schrumpfung ihrer Bilanz in Angriff nimmt.

Falkenhafte Lagarde öffnet Tür für Zinsanhebung 2022

Nachdem EZB-Präsidentin Christine Lagarde im Dezember noch aufkeimenden Spekulationen um eine Zinserhöhung mit dem deutlichen Hinweis begegnet war, dass eine Anhebung des Leitzinses im Jahr 2022 sehr unwahrscheinlich sei, vermied es die oberste europäische Währungshüterin nun, sich erneut so stark festzulegen. Stattdessen betonte sie die Datenabhängigkeit und wies auf das EZB-Treffen im März hin, wenn neue Projektionen anstehen. Gleichzeitig sind die Inflationsrisiken deutlich gestiegen. Dies interpretiert Ulrike Kastens, Volkswirtin Europa der DWS als Indikation dafür, dass nun auch für die Eurozone angesichts anhaltend hoher Inflationsraten die Diskussion über einen schnelleren Ausstieg aus der ultra-expansiven Geldpolitik an Fahrt gewinne. Eine erste Zinserhöhung noch in diesem Jahr scheine damit ein durchaus realistisches Szenario.

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Für Otmar Lang, Chefvolkswirt der Targobank, hat die EZB auf ihrer Sitzung indirekt eingeräumt, die Inflationsrisiken unterschätzt zu haben. Deshalb müsse EZB-Chefin Lagarde ihre bisherige geldpolitische Strategie aufgeben. Ab sofort sei eine Zinserhöhung in diesem Jahr nicht mehr ausgeschlossen. Wann diese komme, sei allerdings noch offen. Die EZB wolle "flexibel reagieren". Diese Wendung sei ein Schritt in die richtige Richtung. Es bestehe zwar nicht die Notwendigkeit, bereits im Frühjahr die Zinsen anzuheben. Schließlich zeichne sich in Europa bisher noch keine Lohn-Preis-Spirale ab. Aber mit Lagardes Bereitschaft, wachsam zu sein und flexibel zu handeln, habe sich das Fenster für eine Verschärfung der Geldpolitik weit geöffnet.

Redaktion finanzen.net / Dow Jones Newswires

Bildquellen: Pavel Ignatov / Shutterstock.com

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