ETF-Depots

ETF-Spezial - Die besten Strategien für Anleger

14.01.11 12:00 Uhr

Exchange Traded Funds gibt es inzwischen für alle Anlage- und Risikoklassen. Beim Handel der Wertpapiere sollten allerdings einige Aspekte stets beachtet werden. Die Depots von konservativ bis spekulativ.

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von Christoph Platt und Andreas Höß, Euro am Sonntag

Bestmarken und Rekorde fallen im Monatstakt – daran hat sich die ETF-Branche längst gewöhnt. Im Dezember machte der US-Markt auf sich aufmerksam, als das verwaltete Vermögen von ETFs und ähnlichen börsengehandelten Produkten die Schallmauer von einer Billion Dollar durchbrach.

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Auch in Deutschland wurde jüngst eine markante Hürde übersprungen: Mehr als 750 ETFs sind mittlerweile auf Xetra, dem elektronischen Handelssystem der Deutschen Börse, verfügbar. Der Markt der passiven Fonds ist bereits riesig, doch ein Ende des Wachstums ist nicht in Sicht. Deborah Fuhr, Analystin beim US-Ver­mögensverwalter BlackRock, zu dem der ETF-Anbieter iShares gehört, erwartet beim verwalteten Vermögen auch in diesem Jahr einen kräftigen Zuwachs von 20 bis 30 Prozent. Dafür verantwortlich ist zum einen der Ausbau der Produktpaletten der bereits bestehenden Anbieter. Zum anderen werden weitere Banken und Vermögensverwalter mit eigenen ETFs auf den Markt drängen, um das Terrain nicht kampflos der Konkurrenz zu überlassen.


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Der größte Pluspunkt der börsengehandelten Vehikel sind die niedrigen Kosten. Beim Kauf muss nicht wie bei aktiv gemanagten Fonds ein Ausgabeaufschlag von bis zu fünf Prozent, sondern nur eine geringe Transaktionsgebühr entrichtet werden. Unschlagbar günstig sind auch die jährlichen Verwaltungskosten. Sie betragen in der Regel nur die Hälfte bis ein Drittel der bei aktiven Fonds erhobenen Gebühren.

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Das offensive Depot: Wie Anleger mit ETFs auf hohen Wertzuwachs setzen (PDF)

Und die Vielfalt der Märkte, die ETFs inzwischen abdecken, lässt kaum Wünsche offen. Dank des breiten Angebots ist es nun für Privat­anleger möglich, ihr gesamtes Depot mit Indexfonds zu bestücken. Auf der ETF-Landkarte gibt es nur noch wenige weiße Flecken. Echte Lücken existieren einzig im Nebenwerte­segment. So gibt es zum Beispiel keinen ETF auf den deutschen Small-Cap-Index SDAX.

Das Angebot an globalen Anleihen oder Emerging-Markets-Anleihen ist noch beschränkt
Ausbaufähig wäre zudem das Rentensegment. „Insbesondere mit Blick auf Kategorien wie globale ­Anleihen oder Emerging-Markets-Anleihen ist das aktuelle Angebot noch sehr beschränkt“, sagt Thorsten Winkler, Manager des ETF-Dachfonds von Veritas.

Doch die Löcher werden kleiner. Mit ETFs können heute fast alle Anlagestrategien abgedeckt werden. Selbst so unterschiedliche Investorentypen wie aktive Trader, die auf kurzfristige Markttrends setzen, und geruhsame Buy & Hold-Anleger finden im reichhaltigen Angebot jeweils passende Vehikel. Für die Gruppe der langfristig planenden Investoren hat €uro am Sonntag drei Musterport­folios zusammengestellt. Sie zeigen exemplarisch, wie ein offensives, ein ausgewogenes und ein defensives Depot aussehen könnten, die ausschließlich mit ETFs arbeiten.

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Das ausgewogene Depot: ETF-Musterdepot für alle Börsenszenarien (PDF)

Wie das Vermögen am besten aufgeteilt werden kann, ist eine Frage, die jeder Anleger unabhängig davon beantworten muss, ob er ETFs nutzt oder nicht. Die Asset Allocation, die Streuung des Vermögens über verschiedene Anlageklassen, orientiert sich ausschließlich an der Risikoneigung und der Vorgabe, das Risiko durch breite Diversifikation des Kapitals zu minimieren.

Je nach Risikobereitschaft des Anlegers spielen in den vorgestellten ETF-Portfolios stark schwankende Anlageklassen wie Aktien und Rohstoffe eine mehr oder weniger große Rolle. So bewegt sich der Aktienanteil der Musterdepots zwischen 20 und 70 Prozent. Rohstoffinvestments machen einen Anteil von fünf bis 15 Prozent aus. Anleihen haben in den Musterdepots ein Gewicht von zehn bis 70 Prozent.

Innerhalb der Anlageklassen erfolgen weitere Abstufungen: Sollte der Anleger lieber bei europäischen Standardaktien bleiben oder dürfen auch einzelne Schwellenländer beigemischt werden? Verlässt er sich besser auf deutsche Staatsanleihen oder sind auch hochverzinsliche Unternehmensanleihen akzeptabel?

Das defensive Depot: Risikoarme Strategie für konservative Investoren (PDF)

Wer sein Depot mit börsengehandelten Indexfonds bestücken will, sollte sich zunächst auf die Suche nach geeigneten Kursbarometern machen. „Denn ein ETF ist nur so gut wie sein zugrunde liegender Index“, gibt Günter Stibbe von der auf ETFs spezialisierten Vermögensverwaltung Avana Invest zu bedenken. Der Anleger muss sich also zum Beispiel entscheiden, ob eine breite Streuung über viele Titel gewünscht ist oder der Fokus auf wenige große Unternehmen gerichtet sein soll.

Mit Blick auf die Risikostreuung ist eine einseitige Ausrichtung zu vermeiden. Einige Indizes basieren auf der Wertentwicklung weniger ­Titel. In manchen Fällen haben einzelne Werte ein so hohes Gewicht, dass von einem diversifizierten Index kaum noch gesprochen werden kann. Das Gleiche gilt für Indizes, die einen ausgewogenen Branchenmix bieten sollten, im Lauf der Zeit aber starke Übergewichtungen einzelner Sektoren ausgebildet haben. „Bestes Beispiel ist der Goldman-Sachs-Commodity-Index, der wegen einer fehlenden Kappung der Anteile ein starkes Übergewicht im Bereich Energie aufgebaut hat“, sagt Stibbe.

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Ist ein geeigneter Index gefunden, muss der passende ETF ausgewählt werden. Eine grundsätzliche Entscheidung müssen Anleger hinsichtlich der Konstruktionsweise des Vehikels treffen. Hier konkurrieren voll replizierende Produkte mit solchen, die Swaps nutzen. Voll replizierende Fonds kaufen alle Aktien des zugrunde liegenden Index und bilden so dessen Wertentwicklung ab. Swapbasierte Vehikel vereinbaren mit einem Handelspartner, dass dieser die Wertentwicklung des abge­bildeten Index liefert. Im Austausch erhält der Vertragspartner die Entwicklung eines Korbs an Wertpapieren, die dem ETF gehören. Diese entsprechen nicht zwangsläufig den Papieren im abgebildeten Index.

Voll replizierende ETFs haben den Vorteil, dass sie genau diejenigen Papiere enthalten, die auch die Wertentwicklung des Index bestimmen. „Da die vollständige Replizierung einfach zu verstehen ist, fühlen sich manche Anleger damit wohler“, sagt ETF-Dachfondsmanager Winkler. Der erforderliche Handel mit Wertpapieren kann aber zu einer etwas höheren Kostenbelastung als bei swapbasierten Produkten führen. Letztere können hingegen selbst exotische Indizes problemlos abbilden, weil sie zwar deren Performance kopieren, aber nicht die möglicherweise schwer zu bekommenden Wertpapiere kaufen müssen. Das Risiko, dass der Swappartner des ETF-Anbie­ters zahlungsunfähig werden könnte, wird heutzutage oftmals eliminiert, indem Sicherheiten hinterlegt werden oder mehrere Gesellschaften ­gemeinsam für den Vertrag gerade­stehen.

Die Liquidität ist ein weiterer wichtiger Punkt, den Anleger bei der Wahl eines ETFs beachten sollten. Bei privaten Investoren spielt sie zwar eine geringere Rolle als bei institutionellen, die Millionen bewegen. Doch ein ETF, für den sich nur selten Interessenten am Markt tummeln, kann im Notfall nicht ohne Weiteres veräußert werden. Einen Anhaltspunkt, wie liquide ein ETF ist, bietet die Deutsche Börse. Sie veröffentlicht auf ihrer Website (www.boerse-frankfurt.de/ETF) eine Liste aller handelbaren ETFs, die eine Liquiditätskennzahl für jedes Produkt enthält. An dieser lässt sich ablesen, wie leicht oder schwierig ein Fonds zu handeln ist. Ein entscheidendes Kriterium für einen guten ETF, vor allem für langfristige Investoren, sind darüber hinaus die jährlichen Verwaltungsgebühren. Sie unterscheiden sich zwar – wenn überhaupt – nur minimal voneinander. Doch auch ein Zehntelprozentpunkt macht sich auf Sicht mehrerer Jahre bemerkbar.

ETFs auf den Nikkei sollten möglichst am frühen Morgen erworben werden
Wenn zwei ETFs denselben Index abbilden, empfiehlt sich zudem ein genauer Blick auf deren Wertentwicklung. Denn die Leistung von zwei äußerlich identischen Vehikeln kann durchaus abweichen. Vorzuziehen sind Fonds, denen das Index­tracking, also die Abbildung des Index, möglichst gut gelingt – oder solche, die es sogar schaffen, einen kleinen Mehrertrag zu erwirtschaften. Wer sich für einen ETF entschieden hat, sollte beim Handel zwei Punkte beachten. Zum einen empfiehlt sich beim Kauf der Blick auf die Uhr. Am günstigsten lassen sich ETFs handeln, wenn der abgebildete Markt geöffnet hat. Ein Vehikel auf den brasilianischen Index Bovespa kaufen deutsche Anleger also idealerweise am späten Nachmittag, wenn an der Börse in São Paulo gehandelt wird. Ein ETF, der den ja­panischen Index Nikkei wiedergibt, sollte möglichst am frühen Morgen erworben werden, solange die Börse in Tokio noch geöffnet hat. Denn in diesen Zeiträumen fällt der Spread, also die Kosten verursachende Differenz zwischen Kauf- und Verkaufskurs, am geringsten aus, weil reger Handel herrscht.

Außerdem empfiehlt sich stets eine limitierte Order. „Besonders bei kleinen und volatilen Märkten kann es sonst vorkommen, dass am Ende des Tages Preise berechnet werden, die vom fairen Wert eines ETF-Anteils deutlich abweichen“, sagt Veritas-Mann Winkler.

Anleger, die die günstige Kostenstruktur von ETFs nutzen möchten, sich aber nicht persönlich um die Gewichtung einzelner Anlageklassen kümmern wollen, finden spezielle Produkte am Markt. Die Vielfalt der börsengehandelten Indexfonds hat nämlich dazu geführt, dass es inzwischen einige Vehikel gibt, die als Dachfonds oder mit einer vergleichbaren Konstruktion ausschließlich auf ETFs setzen. Sie kombinieren die kostengünstigen Anlageinstrumente zumeist mit einem computergestützten System, das die Gewichtungen der Anlageklassen und einzelnen Indexfonds steuert. Auf diese Weise soll das Risiko weiter minimiert werden. Erprobte Produkte sind der ETF-Dachfonds (ISIN: DE0005561674) von Veritas, der Avana IndexTrend Europa Dynamic (DE000A0RHDB9) oder der von der DWS aufgelegte Weltfonds Arero (LU0360863863).

Vieles spricht dafür, dass die Erfolgsgeschichte der ETFs noch lang nicht zu Ende ist. Der zunehmende Wettbewerb nutzt den Anlegern, weil sich die Anbieter mit immer attraktiveren Konditionen zu überbieten versuchen. Es dürfte daher nur noch eine Frage der Zeit sein, bis die nächsten Bestmarken fallen.

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Bildquellen: iStock , Pixelio

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11.01.2019BlackRock HoldDeutsche Bank AG
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26.03.2009BlackRock neutralCredit Suisse Group
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