Bosch-Chef Denner: "Ich bin vorsichtiger geworden"

Volkmar Denner, der Chef des Technologiekonzerns Bosch, über das Internet der Dinge und frischen Wind durch neue Rivalen wie Google.
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von Mario Müller-Dofel, Euro am Sonntag
Kürzlich saß eine Runde Topmanager mit Kanzlerin Angela Merkel zusammen. Beim sogenannten Innovationsdialog zwischen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft besprachen sie, wie Deutschland sich technologisch entwickeln und welche Rolle die Vernetzung der Welt dabei spielen soll. Einer der Manager war Volkmar Denner (58), Chef der Robert Bosch GmbH.
Bosch beschäftigt 280.000 Menschen in 150 Ländern und hat 2013 mehr als 46 Milliarden Euro Umsatz und 2,8 Milliarden Euro Vorsteuergewinn verbucht. Geht es nach Denner, wird der Konzern bei beiden Kennzahlen weiter zulegen. Dafür hat die Geschäftsführung die Konzernstrategie auf drei Wörter ausgerichtet: Internet der Dinge. Was das für Bosch bedeutet und welche Chancen und Risiken es birgt, erläutert Denner im Interview.
€uro am Sonntag: Herr Denner, was ist das Internet der Dinge?
Volkmar Denner: Das ist die Vernetzung physischer Gegenstände mittels Internettechnologien. Die Dinge der Welt werden sozusagen miteinander reden. Dieser Trend läuft bereits und wird alle Lebensbereiche erfassen. Dafür wird Bosch ganz neue Lösungen entwickeln.
Das bringt die Menschheit weiter?
Bosch will das Leben der Menschen dadurch sicherer, effizienter und ressourcenschonender machen.
Wie denn, also konkret?
Nehmen wir das vernetzte Haus: Heute kann man bereits steuerbare Rollläden, Licht- und Heizungssysteme kaufen. Aber bislang sind das noch Insellösungen. Man nutzt isolierte Technologien, Handsender, Bedienungsanleitungen und so weiter, weil eben die Rolllädensteuerung noch nicht mit der Lichtsteuerung kommuniziert. Künftig wird die vernetzte Heizung sich Wettervorhersagen aus dem Internet holen, ihre Temperatur automatisch anpassen und dem Rollladen "sagen", dass es stürmt, damit der sich runterlässt. Letztlich werden dadurch Schäden vermieden und Energie gespart. Und steuern werden wir all das - wenn es nicht ohnehin vollkommen selbstständig abläuft - mit unseren Smartphones und Tablets.
Smartphones sollen auch in Autos nutzbar werden. Können wir bald sicher E-Mails schreiben, während wir fahren?
E-Mails stehen nicht im Fokus. Vielmehr wollen wir bei Bosch das Autofahren sicherer machen. Zum Beispiel durch Autos, die sich gegenseitig vor dem Stauende warnen, um Auffahrunfälle zu verhindern. Und wir wollen es Autofahrern bequemer machen, zum Beispiel mit der Smartphone-Integration mySPIN, mit der Sie Apps über das Fahrzeugdisplay nutzen können, obwohl das Smartphone im Ablagefach liegt.
Das kann Fahrer eher ablenken.
Das gerade nicht, da die Apps automobilgerecht, also auf die relevanten Informationen reduziert, dargestellt werden. Außerdem werden von den Autoherstellern nur bestimmte Apps im Auto zugelassen.
Der heißeste Trend im Autobereich ist die Entwicklung autonom fahrender Autos. Ihr deutscher Zuliefererrivale Continental kooperiert dafür mit den US-Konzernen Google und IBM. Ist Conti damit gegenüber Bosch im Vorteil?
Das sehe ich anders. Wir haben bereits autonom fahrende Prototypen und sind der einzige Automobilzulieferer weltweit, der sie in Kalifornien und in Deutschland auf öffentlichen Straßen testen darf.
Wann wird das erste serienmäßige selbstfahrende Auto durch deutsche Städte kurven?
Das weiß heute niemand genau. Wir gehen vom nächsten Jahrzehnt aus. Wichtiger ist aus meiner Sicht, wie wir den Weg dahin in Teilschritte zerlegen können, in denen wir den Kunden attraktive neue Funktionen bieten und daraus lernen können.
Google stellte im Mai 2014 einen eigenen Prototyp vor. Will auch Bosch eigene Autos bauen?
Nein, wir sind und bleiben ausschließlich Zulieferer und damit Partner der Autohersteller.
Wie sehen Sie Googles Autopläne?
Google hat viel Bewegung in die Branche gebracht. Das finde ich gut, weil dadurch Fahrerassistenzsysteme deutlich schneller auf den Markt kommen. Davon profitiert Bosch, denn bei solchen Systemen sind wir weltweit führend.
Eine andere Diskussion dreht sich um vollautomatische Fabriken. Wenn auch vernetzte Maschinen autonom arbeiten, könnten massenhaft Arbeitsplätze für Menschen wegfallen.
Mit Blick auf die Fabrik der Zukunft gibt es zwei Entwicklungen, die grundsätzlich voneinander unabhängig zu sehen sind. Die eine ist die Vernetzung der Industrie; in Deutschland sprechen wir von der vierten industriellen Revolution oder kurz Industrie 4.0. Die andere ist eine neue Generation von Robotern, die inmitten von Menschen arbeiten können, also keine Schutzzäune benötigen. Damit wird eine neue Qualität der Automatisierung möglich sein. Ich glaube aber nicht an menschenleere Fabriken.
Woran glauben Sie dann?
Die Weltbevölkerung wächst, und die Mittelschicht, ihre Kaufkraft und ihre Warennachfrage wachsen prozentual noch viel stärker. Allein deshalb kommt viel Arbeit auf die Menschen im produzierenden Gewerbe zu. Aber die Qualifikationsprofile vieler Arbeitsplätze ändern sich. Sehr einfache manuelle Tätigkeiten werden zunehmend wegfallen, zugunsten von komplexeren Arbeiten.
Wie finden Sie es, dass die Welt von Internetprovidern abhängig wird und Datenmissbrauch riskiert?
Deshalb müssen Sicherheitsstandards entwickelt werden. Denn ob die Menschen das Internet der Dinge akzeptieren, hängt davon ab, ob sie mehr Nutzen als Risiken sehen.
Risiken bleiben also?
Restrisiken bleiben. Wir müssen als Zulieferer aber sicherstellen, dass wir den jeweiligen Stand der Technik in unseren Produkten implementieren. So wissen die Kunden, dass sie den aktuellsten Sicherheitsstandard kaufen.
Welche Risiken bleiben?
Hackerangriffe zum Beispiel, die wir durch technische Maßnahmen adressieren müssen. Und natürlich Datenmissbrauch. Dagegen brauchen wir einen Verhaltenskodex, den die Politik mit der Wirtschaft aktiv gestalten und vorantreiben muss.
Kodex klingt butterweich.
Mit Blick auf Bosch nicht.
Begründen Sie mal.
Wir werden transparent sein. Das heißt, wir werden den Kunden sagen, welche ihrer Daten wir verwenden möchten, und sie explizit um Erlaubnis fragen. Das ist besser als die heutige Praxis im Internet.
Wie viel Geld investiert Bosch in Forschung und Entwicklung?
2013 waren es rund 4,5 Milliarden Euro, fast zehn Prozent vom Umsatz.
Der Vorsteuergewinn lag 2013 bei 2,8 Milliarden Euro. Wie wird 2014?
Wir planen dieses Jahr drei bis fünf Prozent Umsatzplus. Im Sommer hoffte ich, dass wir bei nahe fünf Prozent landen, vorausgesetzt, das zweite Halbjahr wird so gut wie das erste. Jetzt bin ich vorsichtiger, weil die Stimmung in der Wirtschaft sich eintrübt. Auch beim Ergebnis wollen wir in diesem Jahr Fortschritte machen, so wie schon 2013.
Zum künftigen Umsatzwachstum sollen auch Zukäufe beitragen. Im September kaufte Bosch 50 Prozent des Autozulieferers ZF Lenksysteme vom bisherigen Joint-Venture-Partner ZF Friedrichshafen. Jetzt gehört Bosch die ganze Firma. Welche Strategie steckt dahinter?
Wir sprachen bereits vom automatisierten Fahren. Dafür sind elektrische Lenksysteme eine wesentliche technische Voraussetzung. Elektrische Lenksysteme senken zudem den Kraftstoffverbrauch. ZFLS passt also gut zur Bosch-Strategie.
Ihre Sparte Kraftfahrzeugtechnik trägt zwei Drittel zum Konzernumsatz und über 80 Prozent zum Vorsteuergewinn bei. Wie entwickeln sich hier die Geschäfte?
Hier profitieren wir vor allem von unserer starken Position bei hocheffizienten Einspritzsystemen. Der Spartenumsatz wird 2014 wohl um sieben bis acht Prozent auf etwa 33 Milliarden Euro steigen.
zur Person:
Bodenständiger Techniker
Volkmar Denner, geboren am 30. November 1956 in Uhingen bei Stuttgart, studierte Physik, promovierte 1985 und begann 1986 bei Bosch. 2003 avancierte er zum Chef der größten Bosch-Sparte Kraftfahrzeugtechnik. Mitte 2012 wurde er Vorsitzender der Geschäftsführung des in Gerlingen-Schillerhöhe bei Stuttgart ansässigen Weltkonzerns. Zudem verantwortet er als "Chief Technical Officer" die Forschung und Entwicklung. Der 58-Jährige ist verheiratet und hat drei Kinder.
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Bildquellen: Bosch, Robert Bosch GmbH
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