Kampf um das Gold
Gold: Der Preis für das glänzende Metall kam zuletzt stark unter Druck. Bullen und Bären sind sich uneins, wie es weitergeht. Zu Panik besteht aber derzeit kein Grund.
von Emmeran Eder, Euro am Sonntag
Silvio Berlusconi sei Dank. Die Anhänger des gelben Metalls können aufatmen. Denn in den vergangenen Monaten sah es so aus, als ob Gold die Puste ausgehen würde. Das gute Abschneiden von Berlusconis Partei bei den italienischen Parlamentswahlen gab dem Goldpreis wieder Auftrieb.

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Plus500: Beachten Sie bitte die Hinweise5 zu dieser Werbung.Die Angst vor dem Wiederaufflackern der Eurokrise wegen unklarer Regierungsverhältnisse in Rom ließ den Preis des Krisenmetalls nach der Wahl von 1.580 auf 1.613 US-Dollar klettern. Damit ist die seit Oktober anhaltende Baisse — von 1.780 US-Dollar fiel Gold bis auf 1550 US-Dollar je Feinunze — vorerst beendet.
Zinserhöhungen drohen
Viele Experten rufen bereits das Ende der jahrelangen Goldhausse aus. Vor allem die gut laufende US-Wirtschaft und als Folge davon ein früherer geldpolitischer Kurswechsel als erwartet macht Profis wie die Analysten von Goldman Sachs skeptisch. Ein Ende des Anleihekaufprogramms und Zinserhöhungen wurden von Mitgliedern der US-Notenbank Fed nicht ausgeschlossen. Für den letzten Schub nach unten waren Großinvestoren wie George Soros verantwortlich, die hohe Goldbestände verkauften. Daraufhin lösten viele spekulative Marktteilnehmer ihre Positionen auf.
Auch die Nachfrage nach Goldschmuck gab 2012 weltweit um 3,2 Prozent nach. Dieser Sektor macht immerhin gut 40 Prozent der Gesamtnachfrage aus. Der global wichtigste Schmuckmarkt ist Indien. Um ihr Handelsbilanzdefizit zu senken, versucht die Regierung in Neu-Delhi, Goldimporte durch höhere Steuern unattraktiv zu machen. Anfang 2013 trat eine erneute Steuererhöhung in Kraft, die die Nachfrage weiter drosseln dürfte.
Doch neben all dem Negativen gibt es auch gute Gründe dafür, dass der Goldpreis stabil bleibt. „Die Notenbanken kaufen verstärkt, da sie Gold als Beimischung zu ihrem Währungsportfolio ansehen. 2012 erwarben sie 535 Tonnen, 2013 rechnen wir mit 630 Tonnen“, sagt Gabor Vogel, Edelmetallanalyst der DZ Bank.
Die chinesischen Privatanleger erwerben zudem mangels Alternativen zunehmend Goldschmuck als Kapitalanlage und gleichen dadurch die Abflüsse aus Indien weitgehend aus. Zudem tritt das Goldangebot auf der Stelle. Trotz vieler neuer Abbauprojekte legte die Förderung nur um 0,4 Prozent auf 2.850 Tonnen zu.
Auch die Charttechnik signalisiert Entwarnung: Die Unterstützung bei 1.520 US-Dollar — zuletzt mehrfach getestet — hat gehalten. Zudem ist die Schuldenkrise in Europa und den USA nicht gelöst. „Vorerst ist nicht zu erwarten, dass sich Anleger massiv aus Gold verabschieden“, so Vogel.
Keine neuen Allzeithochs
Selbst die Goldman-Profis prognostizieren auf Sicht von zwölf Monaten 1.600 US-Dollar als Goldpreis. Die DZ Bank und die LBBW halten sogar Kurse um 1.800 US-Dollar für möglich. Einig sind sich die Experten, dass die wohl ab Mitte 2014 anstehenden Zinserhöhungen in den USA den Goldpreis belasten. Dann könnte die Rally enden. „Neue Allzeithochs sind auf absehbare Zeit unwahrscheinlich“, sagt Thorsten Proettel, Rohstoffexperte der LBBW.
Für Anleger heißt das, Bestände vorerst zu halten. Für Neu-Engagements bietet sich der Xetra-Gold-ETF (ISIN: DE 000 A0S 9GB 0) der Deutschen Börse an. Der Anlagehorizont beträgt maximal ein Jahr. Ein Stoppkurs sollte bei 1.520 Dollar gesetzt werden. Dann müssen Anleger nicht wieder auf Berlusconi hoffen.