Bonus-Zertifikate: Ein Stück weit sicherer

Der größtmögliche Unfall bei Bonuspapieren ist das Berühren der Barriere. Anleger sollten das Risiko im Blick behalten.
von Emmeran Eder, Euro am Sonntag
Die Aufs und Abs an den Börsen seit Jahresanfang machten nicht nur Aktionären zu schaffen, sondern auch Besitzern von Bonuszertifikaten. Bei denen reichten die Risikopuffer oft nicht aus, die Barrieren wurden berührt. Die Fintech-Firma SmartTrade hat fürs erste Halbjahr 2016 untersucht, wie viele der an der Börse Stuttgart gelisteten Bonuszertifikate auf verschiedenste Basiswerte ihre Barriere touchiert haben. Das waren im ersten Quartal 22,6 Prozent der rund 350.000 Papiere. Im zweiten Quartal sah es besser aus, bei acht Prozent wurde die Untergrenze erreicht.
Der Grund für die große Differenz ist, dass im Juni nach dem Brexit die Märkte zwar abstürzten, aber der Kursverfall am Jahresanfang noch größer war. Die Folge war, dass im Februar mehr Barrieren gerissen wurden.
Einzeltitel und Indizes
Bei den Basiswerten gab es große Unterschiede. Weit öfter als bei DAX oder Euro Stoxx 50 wurden bei Bonuszertifikaten auf Einzeltitel die Barrieren berührt, da sie heftiger schwanken als ein Index. So wiesen 4,8 Prozent der DAX-Zertifikate im zweiten Quartal einen Barrierebruch auf, beim Euro Stoxx 5,1 Prozent. Im ersten Quartal waren es beim DAX 14,5 Prozent, beim Euro Stoxx 16,8 Prozent.Das Berühren der Untergrenze ist ein wichtiger Faktor für die Rendite. So erzielten Bonuspapiere auf den Euro Stoxx, bei denen die Barriere von 2900 Zählern touchiert wurde, im zweiten Quartal eine verglichen zur Direktanlage um 3,69 Prozentpunkte schlechtere Performance. Zertifikate mit Barriere 2.500 Punkte, die standhielt, waren um 1,95 Prozentpunkte besser als der Europa-Index, bei Papieren mit Untergrenze 2.000 war die Mehrrendite mit 4,03 Prozentpunkten noch höher.
"Ursache für die niedrigere Rendite beim Barrierebruch ist, dass viele Bonuspapiere mit Aufgeld zum Basiswertkurs notieren. Diese Prämie ist dann verloren", sagt Simon Ullrich, Geschäftsführer von SmartTrade.
Umso wichtiger ist es, das Bonuspapier zu verkaufen oder in ein Produkt mit niedrigerer Barriere zu tauschen, wenn die Gefahr eines Barrierebruchs steigt. Anleger sollten das Risiko darum beobachten, besonders in turbulenten Börsenphasen.
Kennzahl ändert sich ständig
Die Barrierebruchwahrscheinlichkeit ist eine dynamische Kennzahl. Sie wird von drei Faktoren bestimmt: Je größer der Abstand zwischen Kurs des Basiswerts und Barriere, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Barriere berührt wird. Der zweite Faktor ist die Restlaufzeit: Je kürzer sie ist, desto niedriger das Risiko. Drittens spielt die erwartete Volatilität des Basiswerts eine Rolle: Sinkt sie, geht das mit fallendem Barrierebruchrisiko einher. Steigt die Barrierebruchwahrscheinlichkeit über 50 Prozent, wird es gefährlich - dann sollten Anleger überlegen, ob das Risiko für sie noch tragbar ist."Bei der Wahl eines Bonuspapiers ist darauf zu achten, dass das Barrierebruchrisiko nicht höher als 30 Prozent ist. Das sollte aber nur ein Selektionskriterium neben anderen wie Laufzeit, Rendite oder Puffer sein", rät Ullrich. Anleger können die Kennzahl für Papiere aller Anbieter bei boerse-online.de und finanzen.net abfragen.
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