Großbritannien: Aufschwung mit einigen Tücken
Die Wirtschaft auf der Insel kommt in Schwung, vor allem dank Konsum auf Pump und steigender Immobilienpreise. Die Notenbank leistet Schützenhilfe mit niedrigen Zinsen. Trotz Risiken können Anleger profitieren.
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von Kerstin Kramer, Euro am Sonntag
Drei Schlafzimmer, zwei Badezimmer, umgeben von der malerischen Landschaft Cornwalls: Für 275.000 Pfund, etwa 328.000 Euro, wäre Liz Strutton bereit, sich von ihrem zur Wohnung umgebauten Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg zu trennen. Und obwohl die Fenster fehlen, stehen ihre Verkaufschancen gut. Denn Großbritanniens Häusermarkt ist auf dem Weg der Besserung. Im Juli stiegen die Immobilienpreise gegenüber dem Vorjahr um 3,9 Prozent — so stark wie seit drei Jahren nicht, errechnete die Bausparkasse Nationwide.
Nicht nur der Immobilienmarkt spürt Rückenwind. Nach drei Jahren Flaute feiert Großbritannien endlich ein Comeback. Um 0,7 Prozent legte die Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal zu. Laut einer Umfrage der Bank of America Merrill Lynch zählen internationale Fondsmanager den britischen Markt neben Aktien der Eurozone derzeit zu ihren Favoriten. „Auffällig ist, dass sich die Indikatoren auf breiter Basis verbessern“, sagt beispielsweise Großbritannien-Experte Christian Apelt von der Helaba. „Das spricht dafür, dass Großbritannien das Schlimmste bereits überstanden hat.“
Tatsächlich fallen viele Konjunkturdaten positiv aus. Im Dienstleistungssektor, der für rund zwei Drittel der britischen Wirtschaft steht, ist die Stimmung so gut wie zuletzt im Dezember 2006. Dem wichtigen Bankensektor geht es besser, nachdem die Branche im Herbst 2008 vor dem Kollaps gestanden hatte. Auch die Industrie sendet positive Signale, die Exporte nahmen im zweiten Quartal wieder zu. Die weiteren Perspektiven sind gut: Für das dritte Quartal erwartet die Bank of England ein Plus von 0,6 Prozent. Die OECD rechnet für das Gesamtjahr mit einem Plus von 1,5 Prozent. Und im kommenden Jahr dürfte sich das Wachstum weiter beschleunigen.
Unternehmen halten sich zurück
Dennoch hat der Aufschwung ein paar Schönheitsfehler. „Enttäuschend ist, dass Unternehmen relativ verhalten investieren und lieber Schulden abbauen“, sagt Apelt. Markus Steinbeis von der Vermögensverwaltung Huber, Reuss & Kollegen hält die Erholung zwar für real, sie sei aber noch nicht nachhaltig. „Sie wird bisher überwiegend von einem steigenden und von der Regierung subventionierten Häusermarkt und einer geringeren Sparquote der Briten getrieben“, so Steinbeis.
Steuererhöhungen, Einschnitte bei der Sozialhilfe, weniger Jobs im öffentlichen Sektor: Der Sparkurs von Schatzkanzler George Osborne hat viele Briten hart getroffen. Die Inflation von zuletzt 2,7 Prozent zehrt Lohnerhöhungen auf. Viele können kaum Geld auf die Seite legen, geschweige denn sich ohne Hilfe ein eigenes Haus leisten.
Um die Konjunktur anzuschieben, fördert daher die Regierung Hauskäufe großzügig, unter anderem mit einem Programm namens „Help to Buy“: Fünf Prozent Eigenkapital müssen Käufer beisteuern, 20 Prozent kommen aus staatlichen Darlehen, die restlichen 75 Prozent liefern die Banken. Kein Wunder, dass Nachfrage und Preise von Immobilien steigen. Regierungsmitglieder wie Unternehmensminister Vince Cable befürchten inzwischen eine neue Immobilienblase. Diese Gefahr sieht Apelt nicht. Zwar gebe es regional Übertreibungen, vor allem in London, wo der Immobilienmarkt viel ausländisches Geld anziehe. „Landesweit bewegen sich die Zuwächse auf moderatem Niveau“, sagt der Analyst. Aus seiner Sicht handelt es sich um eine Erholung.
Immerhin versprach Mark Carney, der Chef der Bank of England, kürzlich Wachsamkeit. Große Sorgen bereiten ihm steigende Hauspreise aber nicht — seine Aufgabe ist, die britische Wirtschaft mit niedrigen Zinsen am Laufen zu halten. Erst wenn die Arbeitslosenquote auf sieben Prozent fällt, will der Notenbankchef die Zinsen — derzeit 0,5 Prozent — erhöhen. Die Bank of England erwartet dies erst 2016, obwohl die Arbeitslosenquote zuletzt auf 7,7 Prozent gesunken ist.
„Die Notenbank wird alles tun, um die Konjunktur zu stabilisieren“, sagt Fondsmanager Steinbeis. Die Hoffnung bestehe, dass sich infolge des positiven Trends die Erholung verstetige. „Eine Verbesserung in der Produktivität und steigende reale Löhne könnten den wichtigen Konsum unterstützen.“
An der Börse dürfte sich die lockere Geldpolitik positiv auswirken, schließlich macht die Geldflut Aktieninvestments attraktiv.
Der Leitindex FTSE 100 punktet zudem mit seiner breiten Streuung von Rohstofffirmen über Energiekonzerne bis hin zu Pharma- und Konsumgüterriesen. Auch die relativ günstige Bewertung mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von zwölf spricht für den Markt, der auf Jahressicht um etwa elf Prozent zulegte.
„Als Investor mit Fokus auf global agierende Konzerne mit solider Bilanz und nachhaltiger Dividendenpolitik kommt man am britischen Aktienmarkt nicht vorbei“, sagt Steinbeis. Chancen sieht er vor allem bei Konsumgüterherstellern wie Diageo oder Unilever, die stark vom globalen Konsum profitieren. Damit mehr Schwung in den Heimatmarkt der Konzerne kommt, müsse aber noch einiges passieren. „Für dauerhaft nachhaltiges Wachstum sind steigende Gehälter sowie die Bereitschaft der Unternehmen zu mehr Investitionen und Personalaufbau nötig“, sagt Helaba-Analyst Apelt. So sicher wie im Bunker von Liz Strutton sollten sich Großbritannien-Anleger also besser nicht fühlen.
Investor-Info
Immobilienmarkt
Steigende Nachfrage
Der britische Immobilienmarkt rutschte 2007 in die Krise, nachdem billige Kredite jahrelang für Schub gesorgt hatten. Nun ziehen die Häuserpreise wieder an. Im Durchschnitt bezahlen Briten für ein typisches Einfamilienhaus 170.514 Pfund (rund 202.237 Euro) – 3,5 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die Zahl der bewilligten Hypotheken stieg gegenüber dem Vorjahr um rund ein Drittel. Das Angebot an Häusern kann mit der Nachfrage nicht Schritt halten. Zwar nahm die Zahl der Baubeginne im zweiten Quartal um 33 Prozent zu, doch damit liegen sie immer noch um 36 Prozent unter den Niveaus des Jahres 2007.
Britisches Pfund
Geldpolitik sorgt für Druck
Solide Konjunkturdaten stärkten das Britische Pfund gegenüber US-Dollar und Euro. In Erwartung steigender Zinsen kletterten die Renditen lang laufender Staatsanleihen auf Werte um drei Prozent. Die Bank of England ist indes fest entschlossen, an ihrer lockeren Geldpolitik noch lange festzuhalten, um die britische Wirtschaft zu stützen. Experten bezweifeln zwar, dass sie ihren Kurs bis 2016 durchhalten kann, erwarten in den nächsten zwölf Monaten jedoch keine Zinsschritte. Das Pfund dürfte daher gegenüber dem Euro unter Druck geraten. Mit dem Knock-out-Papier der Deutschen Bank können Anleger darauf wetten. Der Hebel beträgt 5,76, der Abstand zur Barriere bei 0,7050 Britischen Pfund 15,7 Prozent.
FTSE-100-Index
Mit Vorsicht zu genießen
Die Aussichten für den FTSE 100 sind angesichts attraktiver Bewertungen und des soliden konjunkturellen Umfelds gut. Die starke Abhängigkeit der Wirtschaft von Finanzen und Dienstleistungen birgt aber Risiken. Wird es an den internationalen Märkten turbulent, dürfte sich die Börse des Königreichs schwächer entwickeln. Discount- und Bonuspapiere auf den Leitindex sind Mangelware. Wer auf den Index setzt, muss selbst den Markt im Auge behalten und rechtzeitig die Reißleine ziehen, falls die Börse unter Druck gerät. Die Währungssicherung schützt vor Verlusten durch ein schwächelndes Pfund.
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Der Hebel muss zwischen 2 und 20 liegen
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