EEG-Reform erwartet

Energieversorger: Hoffen auf die Politik

25.09.13 17:00 Uhr

Nach der Wahl soll das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) reformiert werden. Welches Szenario am wahrscheinlichsten ist und wer davon profitiert.

Werte in diesem Artikel
Aktien

15,45 EUR 0,24 EUR 1,58%

35,04 EUR 0,48 EUR 1,39%

Indizes

2.036,5 PKT -16,5 PKT -0,80%

23.771,5 PKT -177,5 PKT -0,74%

531,4 PKT -3,6 PKT -0,67%

199,6 PKT -1,3 PKT -0,67%

565,2 PKT -2,6 PKT -0,46%

5.360,8 PKT -32,3 PKT -0,60%

12.440,0 PKT -100,9 PKT -0,80%

9.186,2 PKT -74,9 PKT -0,81%

4.562,5 PKT -8,7 PKT -0,19%

von Sabine Gusbeth, Euro am Sonntag

So strahlend hat man Eon-Chef Johannes Teyssen in letzter Zeit selten gesehen. Der Grund für seine Freude steht im bayerischen Irsching und ist eines der modernsten Gaskraftwerke der Welt. Seit März erhält ­Betreiber Eon für jeden der beiden Blöcke einen zweistelligen Millionen­betrag pro Jahr, nur damit er die Blöcke nicht stilllegt. Das Kraftwerk ­Irsching ist damit eine Art Notstromaggregat für das Stromnetz in Bayern — und Betreiber Eon kassiert für dessen Bereitstellung.

Wer­bung

Geht es nach Eon-Lenker Teyssen, sollte diese Lösung künftig auch für andere konventionelle Kraftwerke gelten. Denn wegen des überraschenden Erfolgs der erneuerbaren Energien stehen sie die meiste Zeit still. Sie werden nur hochgefahren, wenn nicht ausreichend Ökostrom produziert wird, um einen Stromausfall zu verhindern. Das aber rentiert sich nicht. Deshalb setzen Eon-Chef Teyssen und seine Branchenkollegen große Hoffnungen auf die neue Regierung. Sie soll die Förderung erneuerbarer Energien reformieren. Und zwar so, dass sie als Betreiber konventioneller Kraftwerke davon profitieren. Das hoffen auch die Anleger. Seit Anfang September sind die Aktien der beiden größten deutschen Versorger, Eon und RWE, deshalb stark gestiegen (siehe Investor-Info). Aber ist die Hoffnung gerechtfertigt?

Größte Branchenkrise
Fakt ist: Seit dem Reaktorunglück in Fukushima, das den Atomausstieg in Deutschland endgültig besiegelt hat, funktioniert das Geschäftsmodell von Eon, RWE und Co nicht mehr. Die einst so üppigen Gewinne brechen weg. Das liegt nicht nur daran, dass die einstigen Cashcows, die deutschen Atomkraftwerke, nach und nach vom Netz müssen. Sondern auch viele fossile Kraftwerke lassen sich nicht mehr wirtschaftlich betreiben.

Schuld daran ist das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Denn es schreibt vor, dass Ökostrom Vorrang hat. Wenn zu viel Strom produziert wird, muss das teuerste konventionelle Kraftwerk als Erstes vom Netz. Das sind meist neue, effiziente und damit klimaschonende Gas- oder Kohlekraftwerke. Die Energieunternehmen haben sie gebaut, um die Stromversorgung zu sichern, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht bläst. Doch der unerwartet schnelle Ausbau der erneuerbaren Energien hat ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Wer­bung

Diese Fehleinschätzung hat Spuren in den Bilanzen der Versorger hinterlassen. Bei Eon macht das konventionelle Kraftwerksgeschäft 20 Prozent der Erträge aus. In diesem Segment hat das Unternehmen im ersten Halbjahr 200 Millionen Euro weniger verdient als noch im selben Zeitraum des Vorjahres. RWE hat in der konventionellen Stromerzeugung sogar fast zwei Drittel seines operativen Ergebnisses eingebüßt. Die bisherige Antwort der Stromkonzerne auf die Herausforderungen der Energiewende heißt: sparen, kürzen, jammern.

RWE-Chef Peter Terium spricht von der „größten Branchenkrise aller Zeiten“. Auch Eon-Chef Teyssen klagt über „schwere Jahre“. Beide Konzerne haben sich strenge Sparprogramme verordnet. Es sollen Kosten gespart, Gehälter eingefroren, Arbeitsplätze abgebaut, Bereiche verkauft und Kraftwerke stillgelegt werden. RWE will auch die Aktionäre an den Einsparungen beteiligen und für 2013 nur noch eine Dividende von einem Euro zahlen. Im Vorjahr war es noch doppelt soviel.

Die ganze Hoffnung der Energieriesen richtet sich nun auf die neue Bundesregierung. Und in der Tat: Bei den Parteien besteht Konsens darüber, dass das EEG überarbeitet werden muss, weil die Kosten aus dem Ruder laufen. Über das Wie gehen die Meinungen auseinander. Einig sind sie sich darüber, dass der Garantiepreis für Ökostrom, die sogenannte Einspeisevergütung, gesenkt werden muss. Für die Grünen und die Anbieter erneuerbarer Energien ist das bereits Reform genug. Für konventionelle Stromversorger wäre eine Beteiligung der Grünen an der künftigen Regierung deshalb „ein Horrorszenario“, sagt ein In­sider. Denn dieses Reförmchen würde ihnen nicht helfen.

Wer­bung

Politische Hoffnungsträger
SPD, CDU/CSU und FDP streben eine grundlegende Reform des EEG an. Sie wollen, dass es sich künftig lohnt, konventionelle Kraftwerke als Notstromaggregate zur Verfügung zu stellen. Die Betreiber, darunter Eon, RWE sowie viele kommunale Anbieter, sollen im Gegenzug dafür eine Art Versicherungsprämie bekommen. Für eine Versicherung ­gegen Stromausfälle. Als Vorbild könnte Irsching dienen. Ein solche „strategische Reserve“ schlägt auch der Bundesverband der Industrie (BDI) der Politik in seinen „Handlungsempfehlungen“ vor.

Für Eon, RWE und Co wäre das eine gute Lösung. Auch viele Anleger erwarten, dass dieses Szenario nach der Wahl umgesetzt wird. Vor allem deshalb sind die Kurse in den vergangenen Wochen so stark gestiegen.
Allerdings ist vollkommen unklar, ob sich die Regierungsparteien auf eine solche Vergütung einigen. Und, wenn ja, wie hoch der Geldbetrag ist und welche Kraftwerke für die Notreserve infrage kommen. Selbst wenn die Reform kommt, muss jedem klar sein: Die goldenen Zeiten der konventionellen Energieversorger sind vorbei. In den kommenden Jahren rechnen Analysten mit sinkenden Gewinnen. Denn derzeit profitieren die Versorger noch von alten Stromverträgen, die ihnen hohe Preise garantieren. Diese laufen allerdings nach und nach aus. Wenn sich die EEG-Reform verzögert und der Strom an der Börse weiter so günstig bleibt, wirkt sich das in den kommenden Jahren negativ auf die Versorger aus.

RWE-Chef Terium warnt seine Aktionäre bereits, dass dieses Polster „von Jahr zu Jahr abschmelzen“ wird. Dann werden die Auswirkungen der Energiewende das Unternehmen „mit voller Wucht“ treffen. Auch Eon-Lenker Teyssen fürchtet, dass die Belastungen für den Konzern sich eher verstärken. Viel hänge von politischen Entscheidungen ab, „die kaum vorherzusehen sind“, sagte Teyssen bei der Präsentation der Halbjahreszahlen. Und fuhr fort: „Wir müssen nüchtern feststellen, dass zumindest für dieses und auch für das kommende Jahr eine Erholung nicht in Sicht ist.“

Investor-Info

Eon
Schneller umgesteuert

Da Eon besonders stark vom Geschäft mit Atomkraft abhängig war, musste das Unternehmen schneller umsteuern als Konkurrent RWE. Allerdings rentieren sich die neuen Gaskraftwerke derzeit nicht. Wahrscheinlich ist, dass diese modernen Anlagen in einer „strategischen Reserve“ bevorzugt werden. Diese Möglichkeit scheint jedoch bereits eingepreist. Anleger sollten die Kurszuwächse der vergangenen Wochen sichern und verkaufen. 

RWE
Braunkohle entscheidet

Kurzfristig sind die Aussichten für RWE besser als für Eon, weil das Unternehmen mit seinen abgeschriebenen Braunkohlekraftwerken trotz des niedrigen Strompreises noch Geld verdient. Doch es ist fraglich, ob diese als Reservekraftwerke berücksichtigt werden, weil sie die Luft stark verschmutzen. Das Potenzial nach oben scheint daher begrenzt, zumal die Dividende gekürzt wird. Aktionäre sollten die jüngsten Gewinne sichern und verkaufen.sg

Ausgewählte Hebelprodukte auf E.ON

Mit Knock-outs können spekulative Anleger überproportional an Kursbewegungen partizipieren. Wählen Sie einfach den gewünschten Hebel und wir zeigen Ihnen passende Open-End Produkte auf E.ON

NameHebelKOEmittent
NameHebelKOEmittent
Wer­bung

Nachrichten zu RWE AG St.

Wer­bung

Analysen zu RWE AG St.

DatumRatingAnalyst
11.06.2025RWE Market-PerformBernstein Research
02.06.2025RWE BuyDeutsche Bank AG
23.05.2025RWE BuyJefferies & Company Inc.
16.05.2025RWE BuyDeutsche Bank AG
15.05.2025RWE KaufenDZ BANK
DatumRatingAnalyst
02.06.2025RWE BuyDeutsche Bank AG
23.05.2025RWE BuyJefferies & Company Inc.
16.05.2025RWE BuyDeutsche Bank AG
15.05.2025RWE KaufenDZ BANK
15.05.2025RWE BuyUBS AG
DatumRatingAnalyst
11.06.2025RWE Market-PerformBernstein Research
15.05.2025RWE Market-PerformBernstein Research
02.05.2025RWE Market-PerformBernstein Research
28.04.2025RWE Market-PerformBernstein Research
31.03.2025RWE Market-PerformBernstein Research
DatumRatingAnalyst
05.02.2024RWE UnderweightBarclays Capital
21.10.2021RWE UnderweightJP Morgan Chase & Co.
12.11.2020RWE ReduceKepler Cheuvreux
13.08.2020RWE ReduceKepler Cheuvreux
15.05.2020RWE ReduceKepler Cheuvreux

Um die Übersicht zu verbessern, haben Sie die Möglichkeit, die Analysen für RWE AG St. nach folgenden Kriterien zu filtern.

Alle: Alle Empfehlungen

Buy: Kaufempfehlungen wie z.B. "kaufen" oder "buy"
Hold: Halten-Empfehlungen wie z.B. "halten" oder "neutral"
Sell: Verkaufsempfehlungn wie z.B. "verkaufen" oder "reduce"
mehr Analysen