Euro: Kräftige Aufwertung

Nachdem die EZB-Chefin ihre Pläne für Zinserhöhungen öffentlich machte, steigt der Euro zum Dollar auf ein Vier-Wochen-Hoch.
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von Julia Groß, Euro am Sonntag
EZB-Chefin Christine Lagarde greift zu ungewöhnlichen Maßnahmen: In einem Blogbeitrag auf der Webseite der Europäischen Zentralbank kündigte sie selbst an, dass die Währungshüter bei ihrer Sitzung am 21. Juli die Zinsen erhöhen werden. "Basierend auf dem aktuellen Ausblick dürften wir in der Lage sein, bis zum Ende des dritten Quartals aus den Negativzinsen auszusteigen", heißt es in dem Kommentar. Das bedeutet, dass es wahrscheinlich zwei Anhebungen von je 0,25 Basispunkten im Juli und im September geben wird. Im August tagt die EZB nicht.

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Plus500: Beachten Sie bitte die Hinweise5 zu dieser Werbung.Zwar hatten verschiedene EZB-Mitglieder in den vergangenen Wochen immer wieder den Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik im Juli angedeutet. Dass Christine Lagarde nun selbst klar und deutlich ihren Plan veröffentlicht, zeigt, unter welchem Druck die EZB steht. Auf der einen Seite wuchsen die Zweifel daran, ob die Bank angesichts der konjunkturellen Unsicherheit im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg und der strengen Covid-Politik in China wirklich handeln würde.
Schwacher Euro bereitet Sorgen
Auf der anderen Seite wurden die Warnungen vor den Folgen der Inflation immer lauter. Mittlerweile bereitet auch der schwache Euro Sorgen, weil er das Inflationsproblem verschärft, indem er Importe teurer macht. Der niederländische EZB-Rat Klaas Knot hat deshalb zuletzt schon eine Erhöhung um 50 Basispunkte ins Spiel gebracht. Spekulationen darauf erteilten Lagardes Äußerungen nun eine Absage. "Dies beseitigt die letzten Zweifel an den nächsten Schritten der EZB und macht eine Anhebung um 50 Basispunkte im Juli unwahrscheinlich", sagt David Powell, Senior Economist für die Eurozone bei Bloomberg.
Investoren rechnen mit Aufwertung
Es ist ein Signal, auf das Devisenanleger nur gewartet haben. Seit dem Tief vom 13. Mai bei 1,035 Dollar positionieren sich Marktteilnehmer zunehmend für eine Aufwertung des Euros zum Dollar. Recherchen von Bloomberg zufolge setzen 52,4 Prozent der Optionshändler, die das Währungspaar Euro/Dollar handeln, auf einen stärkeren Euro.
Nach der Veröffentlichung von Lagardes Beitrag schoss der Euro am Montag über die Marke von 1,06 Dollar. Investoren erwarten aber noch eine deutliche Ausweitung der Rally, wie die Daten aus dem Optionshandel zeigen. Viele sind Trades eingegangen, die sich erst auszahlen, wenn der Euro auf 1,09 oder 1,10 Dollar steigt, sogar für 1,13 und 1,15 Dollar gibt es eine deutliche Nachfrage.
Anleger, die ebenfalls mit einer solchen Entwicklung rechnen, können mit einem Call der Société Générale (WKN: SN0 RPF) darauf setzen. Der Optionsschein läuft bis Dezember 2023 und hat zurzeit einen Hebel von 8,1. Die Wette ist allerdings durchaus riskant. Denn bis zum Zinsentscheid der EZB vergehen noch einige Wochen. In der Zwischenzeit kann sich der konjunkturelle Ausblick in Europa weiter verschlechtern, etwa durch ein Ölembargo der EU, einen Gaslieferstopp von Russland oder sich zuspitzenden Lieferkettenproblemen aufgrund der Lockdowns in China. Dann hätte sich Christine Lagarde zu weit aus dem Fenster gelehnt.
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