Wolfgang Vetter: "Mindestens eine Stunde täglich"

Privatanleger Wolfgang Vetter investiert seit 46 Jahren in Aktien. Bankberater braucht er dazu nicht: "Ich will der alleinige Entscheider meiner Finanzanlagen sein".
Werte in diesem Artikel
von Jörg Billina, Euro am Sonntag
Je älter ein Anleger wird, desto weniger sollte er in risikoreiche Aktien investieren, heißt es. Schließlich kann es dauern, bis herbe Verluste wieder aufgeholt sind. Die optimale Aktienquote ist schnell errechnet: hundert minus Lebensalter. Wolfgang Vetter kennt die Formel. Er ist 69 Jahre alt, und die Haare sind schon ein wenig grau. "Vital", "reflektierend", "aufgeschlossen", "eloquent" und "klar" sind jedoch Adjektive, die seine Persönlichkeit wohl am besten beschreiben. Und er interessiert sich für das, was in der Welt, in der Wirtschaft und an den Börsen geschieht. An der empfohlenen Aktienquote orientiert er sich daher nicht. Er traut es sich zu: Fast 100 Prozent seines Anlagevermögens hat er in Aktien gesteckt. "Ich bin überzeugter Aktionist", sagt Vetter.
Er sagt es lachend, und im Gespräch wird schnell klar: Vetter hat Freude am Investieren. "Erfolgreich anlegen ist weit mehr als nur Geld verdienen. Gewinne, die auf eigenen Entscheidungen beruhen, steigern das Selbstwertgefühl." Auch Rückschlägen kann er etwas abgewinnen. "Sie machen vorsichtiger." Die Hilfe von Bankberatern oder Vermögensverwaltern nimmt der frühere Filialdirektor einer großen Versicherung nur selten in Anspruch. "Ich will der alleinige Entscheider meiner Finanzanlagen sein" lautet sein Credo, weshalb er sein Depot konsequent selbst zusammenstellt.
Die dazu notwendige Erfahrung bringt er mit. "Die erste Aktie, VW, hab ich mit Anfang 20 gekauft", erinnert sich Vetter. Im Bekanntenkreis gab es seinerzeit noch warnende Stimmen. Doch genau das habe ihn gereizt, es auszuprobieren. VW-Aktien hält er heute nicht mehr. Die Elektromobilitätsoffensive des Konzerns berge seiner Meinung nach noch Unsicherheiten.
Wie viele Werte sein Depot umfasst, will er nicht sagen. Aus seiner Anlagestrategie- und -philosophie macht er jedoch kein Geheimnis. "Ich setze unter anderem auf Wachstumsunternehmen aus Europa und den USA wie beispielsweise SAP, Novartis, Nike, Amazon oder Microsoft." Vetter weiß um die hohen Bewertungen, er sieht dennoch weiter Potenzial. Denn: "Die Geschäftsmodelle sind sowohl nachvollziehbar als auch zukunftsweisend."
Mitunter engagiert er sich auch bei Aktien von Unternehmen aus den Schwellenländern. So fielen ihm während einer Reise durch Australien und Neuseeland viele chinesische Autos im Straßenverkehr auf. Vetter ermittelte einen der Hersteller und stieg ein. Allzu exotisch darf es aber nicht sein. Bei der Auswahl folgt er der amerikanischen Investorenlegende Warren Buffett: "Kaufe nur das, was du auch verstehst."
Auch einen weiteren Anlagegrundsatz beherzigt er: breit streuen. Neben Techwerten finden sich im Depot Unternehmen aus allen Branchen mit Schwerpunkten auf Medizin und Konsum.
Mindestens eine Stunde täglich
Um vielversprechende Titel zu finden oder Trends aufzuspüren, sind jedoch Informationen und Zeit vonnöten. Für sein Depot wendet Vetter täglich mindestens eine Stunde auf.
Zu den wichtigsten Quellen zählt er €uro am Sonntag. Vetter ist ein Leser der ersten Stunde. Sein Urteil erfreut die Redaktion: "Die Artikel sind gut geschrieben, die Anlagetipps sorgfältig recherchiert." Vetter gefällt es, dass €uro am Sonntag kontinuierlich überprüft, was aus den Anlageempfehlungen geworden ist, und sich an Musterdepots messen lässt. Auch die Kommentare von Herausgeber Frank-B. Werner sowie die "süffisanten" Beiträge von Hans-Hermann Tiedje finden seine Zustimmung.
Beobachten und Schlüsse ziehen
Auf aussichtsreiche Unternehmen stößt Vetter außerdem, indem er ökonomische und gesellschaftliche Entwicklungen verfolgt und daraus Chancen für einzelne Unternehmen ableitet. "Den Vereinten Nationen zufolge wird die Weltbevölkerung bis zum Jahr 2100 auf elf Milliarden Menschen steigen. Diese elf Milliarden haben Begehrlichkeiten und werden tägliche Konsumgüter wie etwa Zahnpasta nachfragen." Vetter hat daher in Colgate-Palmolive investiert.
"Das Unternehmen hat bereits einen weltweiten Marktanteil von 55 Prozent, die Produkte werden auch weiterhin stark nachgefragt werden", begründet er den Kauf. Glänzende Kursgewinne hat er mit der Aktie bislang zwar nicht erzielt, doch das Geschäftsmodell sei nachhaltig und die Dividendenrendite attraktiv. Auch durch Beobachtungen im Alltag lassen sich interessante Unternehmen finden. Auf Booking.com beispielsweise wurde Vetter durch ein Gespräch mit jungen Menschen aufmerksam, die über den Reiseanbieter ihr Hotelzimmer buchten.
Doch wie geht es seiner Meinung nach an den Aktienmärkten weiter - droht ein Crash? Ich bin kein Prophet", sagt Vetter. Aber irgendwann werde es wieder eine kräftige Korrektur geben. Für die kommenden Monate rechnet er jedoch eher mit einer Konsolidierung. "Die Zinsen in Europa bleiben auf absehbare Zeit tief, europäische Anleihen werfen nur wenig ab, zu Aktien gibt es weiterhin kaum Alternativen." Schwer zu interpretierende Zeichen sieht er dennoch, beispielsweise die erhöhten Einfuhrzölle sowie den Brexit. Trotzdem ist er optimistisch. "Politiker und Wirtschaftsbosse waren in all den Nachkriegsjahrzehnten vernünftig genug, um Probleme friedlich zu lösen. Deshalb glaube ich an eine positive Zukunft."
Und wenn der Crash doch kommt, so wie im Jahr 2008? Damals hatte er Glück. Kurz vor der Lehman-Pleite reduzierte er seinen Depotwert, um mit dem Geld sein Haus zu renovieren. Glück, so heißt es, hat auf Dauer nur der Tüchtige. Das aber ist keine Börsen-, sondern eine Lebensweisheit.
Leben
Der Jäger
Weit gereist: Wolfgang Vetter wird im Jahr 1949 in Bühler im Landkreis Main-Spessart geboren. Beruflich war er lange Jahre für einen großen Versicherungskonzern tätig, zuletzt als Fililaldirektor. Vetter ist verheiratet und Vater von zwei bereits erwachsenen Kindern. Die erste Aktie erwarb er im Alter von 23 Jahren. Seine großen Passionen sind die Natur und die Jagd. Sie haben ihn bereits in jeden Erdteil geführt. Analogien zwischen Jagen und Investieren schließt er aber kategorisch aus.
Recherche
Viele Quellen nutzen: Um aussichtsreiche Aktien aufzuspüren, liest Vetter ausführlich den Wirtschaftsteil der Tageszeitungen. Zu einer seiner wichtigsten Informationsquellen zählt er €uro am Sonntag. Vetter recherchiert zudem im Internet und studiert Charts. Außerdem gewinnt er Anlageideen, in dem er politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungen verfolgt und sich Gedanken macht, welche Unternehmen davon profitieren könnten. Auf vielversprechende Titel wird Vetter auch aufmerksam, indem er darauf achtet, welche Produkte im Alltag verstärkt nachgefragt werden.
Investment
Amazon: Vetter hat in den Onlinegiganten investiert. Nach starken Kurssteigerungen hat er zunächst Gewinne mitgenommen. Das starke Momentum motivierte ihn dann erneut zum Einstieg. Aktuell überdenkt er die Position. Die US-Investmentbank Morgan Stanley wiederum hält aufgrund der sich stark entwickelnden Geschäftsfelder des Unternehmens Cloud, Abodienste und Werbung das Kurspotenzial für noch nicht ausgeschöpft. Mit dieser Ausgabe startet €uro am Sonntag die neue Serie Leserporträts. Dabei stellen wir in loser Folge langjährige Abonnenten und ihre Anlagestrategien vor. Und wir fragen unsere Leser, was ihnen an €uro am Sonntag gefällt - oder auch nicht.
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Bildquellen: Julian Mezger für Finanzen Verlag
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02.05.2025 | Amazon Buy | Jefferies & Company Inc. | |
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04.02.2009 | Amazon.com sell | Stanford Financial Group, Inc. | |
26.11.2008 | Amazon.com Ersteinschätzung | Stanford Financial Group, Inc. |
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