Im Interview

ELSTER-Experte: "Mehr als 16 Millionen Online-Erklärungen"

10.01.15 12:00 Uhr

ELSTER-Experte: "Mehr als 16 Millionen Online-Erklärungen" | finanzen.net

Immer mehr Bürger schicken ihre Steuererklärung online an ihr Finanzamt. Roland Krebs, verantwortlicher Verfahrensmanager für die amtliche Steuersoftware ELSTER, über die aktuelle Entwicklung.

von Stefan Rullkötter, €uro am Sonntag

Bei der Anzahl der elektronischen Einkommensteuer-Erklärungen gab es für das Gesamtjahr 2013 eine überraschende Zunahme auf 15,2 Millionen. Wie ist das Plus von rund 25 Prozent zu erklären?
Roland Krebs: Der Sprung auf 15,2 Millionen erklärt sich weitgehend dadurch, dass nun die Steuerberater ganz verstärkt auf ELSTER umsteigen. Nach einigem Zögern hat scheinbar diese Zielgruppe, die großen Vorteile und insbesondere auch die damit verbundene Arbeitserleichterung in den Steuerkanzleien erkannt.

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Wie sind die Zahlen für das gerade abgelaufene Jahr?
Für 2014 haben wir knapp über 16 Millionen Einkommensteuer-Erklärungen per ELSTER erhalten. Bei rund 28 Millionen Steuererklärungen insgesamt jährlich, überwiegen nun die ELSTER-Erklärungen gegenüber den Papiersteuererklärungen.

Seit 2014 bietet der Fiskus auch die Möglichkeit einer vorausgefüllten Steuererklärung an, deren Angaben Steuerpflichtige nur noch bestätigen müssen. Wie sieht ihre Bilanz nach einem Jahr aus?
Dieses kostenlose elektronische Serviceangebot der Steuerverwaltung soll die Erstellung der Einkommensteuererklärung dadurch erleichtern, dass dem Steuerpflichtigen (oder seinem Bevollmächtigten) die zu seiner Person bei der Steuerverwaltung gespeicherten Informationen (z.B. Lohnsteuerbescheinigungen, Beiträge der Kranken- und Pflegeversicherung, persönlichen Daten wie Adresse, Geburtsdatum, Religionszugehörigkeit und Bankverbindungen etc.) angezeigt und nach Prüfung in die Felder der Erklärung automatisch übernommen werden können. Die vorausgefüllte Steuererklärung wird sehr gut angenommen, im Herbst hatten wir bereits mehr als eine Millionen Teilnehmer. Für ein so neues Verfahren läuft das System bemerkenswert störungsfrei.

Wie ist hier die Datensicherheit der Nutzer beim Datenaustausch von Arbeitgebern und Versicherungsträgern gewährleistet?
Die Daten werden über die gleichen technischen Wege übermittelt wie auch die Einkommensteuer-Erklärungen, das heißt: verschlüsselt und authentifiziert. Alle gesetzlichen Anforderungen an die IT-Sicherheit werden dabei erfüllt. Die Kommunikationskanäle sind SSL-gesichert. Für die ELSTER-Webseiten wird ein spezielles Zertifikat verwendet. Dadurch kann der Anwender sicher sein, dass eine hochgradige Verschlüsselung zum Einsatz kommt und er mit einer vertrauenswürdigen ELSTER-Seite verbunden ist. Da der Datenschutz für die Steuerverwaltung höchste Priorität besitzt, wird das Verfahren regelmäßig in Hinblick auf Datenschutz-Standards und IT-Sicherheit geprüft und zertifiziert.

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Um bei der Steuererklärung ganz auf Papier verzichten zu können, benötigt man ein elektronisches Zertifikat als Unterschrift-Ersatz. Wie lange muss man nach Beantragung darauf warten?
Als Privatperson muss man mit der persönlichen steuerlichen Identifikationsnummer im ElsterOnline-Portal registriert sein. Steuerberater und Lohnsteuerhilfevereine können ein Zertifikat benutzen, welches mit ihrer Organisationssteuernummer registriert wurde. Derzeit dauert es mit Postlauf einige Tage, bis der Registrierungsprozess abgeschlossen ist. Wenn man den elektronischen Personalausweis zur Registrierung nutzt, bekommt man das Zertifikat sofort. Für den Datenabruf benötigt man bei der Nutzung eines Elster-Basis-Zertifikates einen zusätzlichen Abrufcode, der auch per Post zugeschickt wird. Sofern man auch die Daten eines Dritten - zum Beispiel die des Ehepartners - abrufen möchte, benötigt man noch eine weitere Freischaltung, der entsprechende Freischaltcode kommt ebenfalls per Post.

Können Elster-Nutzer bei der Anfertigung der Einkommensteuer-Erklärung 2014 noch mehr Komfort von der Steuerveraltung erwarten?
Eine Neuerung bei der vorausgefüllten Steuererklärung gibt es - Lohnersatzleistungen werden nun auch elektronisch bereitgestellt. Derzeit liegt unser Augenmerk auf einer deutlichen Verbesserung der Benutzerfreundlichkeit. Dies wird allerdings erst in ein bis zwei Jahren für den Nutzer spürbar werden.

Bildquellen: Roland Krebs