Euro, Dollar und Co handeln: Nichts für Amateure

Immer mehr Privatanleger entdecken den Reiz des Devisenmarkts. Um Währungen aktiv zu handeln, bedarf es jedoch gewisser Vorkenntnisse, sonst drohen böse Überraschungen. Gastautor Heiko Müller erklärt, was Anleger in der Welt von Major, Pip und Lot beachten müssen.
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Heiko Müller, Gastautor
Für viele Anleger ist der Devisenmarkt faszinierend und unheimlich zugleich. Faszinierend deshalb, weil einige der bekanntesten Investoren mit Devisengeschäften reich geworden sind. Man denke zum Beispiel an George Soros, der 1992 mehr als eine Milliarde Dollar verdiente, indem er gegen die Bank of England auf eine Abwertung des Britischen Pfunds spekulierte. Unheimlich wiederum, weil am Devisenmarkt eigene Gesetze zu gelten scheinen. Dem ist natürlich nicht so. Wie an allen Märkten bestimmten Angebot und Nachfrage auch bei Währungen den Preis, zumindest bei freien Wechselkursen.

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Plus500: Beachten Sie bitte die Hinweise5 zu dieser Werbung.Trotzdem gibt es eine Reihe von Besonderheiten: An keinem anderen Markt wird mehr Geld bewegt, bis zu vier Billionen Dollar täglich. Außerdem kennt der Devisenhandel keine Ruhepause. Durch die verschiedenen Zeitzonen in Amerika, Europa und Asien sind Devisen 24 Stunden handelbar. Für Währungsinvestitionen sind daher - mehr noch als bei Aktienanlagen - ein solides Basiswissen und eine ausreichende Markterfahrung notwendig. Neueinsteiger, die über die grundsätzliche Funktionsweise von Währungsanlagen und deren spezielle Begrifflichkeiten nicht Bescheid wissen, können dagegen böse Überraschungen erleben.
Paarbildung oder die Kunst der Devisenprognose
Um überhaupt zielgerichtet auf steigende oder fallende Wechselkurse setzen zu können, muss sich der Anleger zunächst eine Meinung über ein bestimmtes Währungspaar bilden. Das allein ist schon eine Kunst für sich, da Devisenkurse von zahlreichen fundamentalen Faktoren wie etwa der Konjunktur, dem Zinsniveau oder der Inflation, aber auch von technischen Indikatoren beeinflusst werden.
Außerdem stellt sich die Frage nach dem passenden Vehikel für eine Währungsanlage. In der Regel erfolgen Devisentrades spekulativ, also gehebelt. Eine Möglichkeit hierfür stellen derivative Anlageinstrumente wie Devisen-Optionsscheine oder Währungs-Futures dar. Allerdings bergen Optionsscheine ein Zeitwertrisiko. Futures erfordern wiederum einen hohen Kapitaleinsatz. Eine transparente und auch mit kleinen Budgets investierbare Alternative stellt der Spot-Handel über einen Forex-Broker dar. Beim Forex- oder FX-Handel (Foreign Exchange) können Anleger mit hohen Hebeln auf steigende oder fallende Devisenkurse setzen. Die hohen finanziellen Mittel, die im direkten Handel mit Futures notwendig sind, fallen dabei nicht an. Ein weiterer Vorteil ist die transparente Preisentwicklung, da nicht ein derivatives Finanzprodukt gehandelt wird, sondern das Währungspaar selbst.
In der unbekannten Welt von Majors und Minors
Wer mit Devisen handeln will, muss auch die speziellen Begriffe und Abkürzungen an diesem Markt kennen. So werden für Währungen standardisierte Codes verwendet. Der Euro zum Beispiel wird mit EUR abgekürzt, der US-Dollar mit USD. Das Paar EUR/USD drückt aus, wie viele Einheiten der zweiten Währung des Paares (Counter Currency) notwendig sind, um eine Einheit der ersten Währung des Paares (Base Currency) zu erwerben. Ein EUR/USD-Kurs von 1,3625 USD bedeutet: Für einen Euro müssen 1,3625 Dollar gezahlt werden.
Euro und Dollar sind sogenannte Major-Währungen, dies ist die Bezeichnung für die am meisten gehandelten Devisenpaare. Zu den Majors zählen die Kombinationen aus EUR, USD, JPY (Japanischer Yen), CHF (Schweizer Franken) und GBP (Englisches Pfund). Weniger stark gehandelte Devisen werden dagegen als Minors bezeichnet. Über einen Forex-Broker sind auch Cross-Rate-Investments möglich. Unter Cross Rate (Kreuzkurs) versteht man einen Wechselkurs, der sich aus zwei Fremdwährungen zusammensetzt. Für einen Anleger aus dem Euroraum ist folglich der Kurs des Paares GBP/USD ein Kreuzkurs.
Wie eine Währungsspekulation über einen Forex-Broker aussehen kann, zeigt dieses Beispiel: Ein Investor rechnet damit, dass der Euro gegenüber dem Dollar zulegen, also aufwerten wird. Aktuell steht der EUR/USD-Kurs bei 1,3625 USD. Er eröffnet zu diesem Kurs eine EUR/USD-Position und kauft ein Lot. Ein Lot ist eine Standard-Kontraktgröße im Devisenhandel und entspricht 100 000 Einheiten der Base Currency, in diesem Fall also 100 000 Euro. Neben einem Lot bieten einige FX-Broker auch Mini-Lots (10 000 Einheiten) und Micro-Lots (1000 Einheiten) an.
Der Hebeleffekt ergibt sich, indem der Anleger zwar in vollem Umfang an Veränderungen der Position partizipiert, aber nur einen Bruchteil des Kontraktwerts aufbringen muss. Dieser Eigenanteil wird als Margin bezeichnet. Es gilt: je kleiner die Margin, desto höher der Hebel. Beim Forex-Handel kann der Anleger selbst entscheiden, welche Margin er hinterlegen will - er bestimmt also den Hebel seines Investments selbst.
Nehmen wir an, der Anleger hinterlegt eine Margin von 1000 Euro, also ein Prozent des Kontraktvolumens von 100 000 Euro. Dadurch entsteht ein Hebel von 100. Geht die Spekulation auf und er schließt die Position wenige Stunden später bei einem EUR/USD-Kurs von 1,3675, dann würde der Gegenwert seiner Position 135 750 Dollar betragen. Dies entspricht einem Gewinn von 500 Dollar [=100 000 x (1,3675 - 1,3625)] beziehungsweise rund 366 Euro (=500/1,3675). Bei einem Kapitaleinsatz von nur 1000 Euro ist das ein beachtlicher Ertrag.
Kleiner Einsatz, hoher Hebel, große Chance, hohes Risiko
Genau das macht den Reiz am Forex-Trading aus: Es genügen kleinste Kursausschläge, um Gewinne zu erzielen. Allerdings ist auch das Verlustrisiko erhöht, falls die Spekulation nicht aufgeht. Gemessen werden die Kursbewegungen eines Devisenpaares in Pips. Ein Pip (percentage in point) bezieht sich immer auf die kleinste Preiseinheit eines Devisenkurses, in der Regel handelt es sich dabei um die vierte Nachkommastelle. Eine Veränderung des EUR/USD-Kurses um 0,0001 Dollar entspricht demnach einem Pip. Im Beispiel bewegte sich der Kurs um 50 Pip (von 1,3625 auf 1,3675 USD). In absoluten Zahlen ausgedrückt entspricht der Wert eines Pip bei dem Standard Lot aus dem Beispiel zehn Dollar (0,001 Dollar je Euro bei einer Position von 100 000 Euro).
Eine weitere wichtige Variable ist der Spread, also die Differenz zwischen dem Ankaufkurs (Briefkurs oder Ask) und dem Verkaufskurs (Geldkurs oder Bid). Über einen Forex-Broker werden Währungen in der Regel immer in einer Bid/Ask-Spanne gehandelt. Lautet die EUR/USD-Notierung beispielsweise auf 1,3622/25 USD, so bedeutet dies, dass der Verkaufspreis eines Euro bei 1,3622 USD liegt. Um einen Euro zu kaufen, muss man dagegen 1,3625 USD bezahlen. Der Spread beträgt in diesem Fall drei Pip. Um Gewinne zu erzielen, muss sich EUR/USD-Position also erst um drei Pip in die gewünschte Richtung bewegen. Mittlerweile geht der Trend dahin, dass größere Devisenhäuser nicht mehr selbst An- und Verkaufskurse stellen, sondern die Order direkt in den institutionellen Währungshandel weitergeben. Vorteil für den Anleger: eine bessere Preisstellung, da quasi die Marge des Zwischenhändlers entfällt.
Die Aussicht auf schnelle und hohe Gewinne trübt allerdings nicht selten den rationalen Anlegerblick. Ein vernünftiges Maß an Vorbildung etwa über Seminare und Austesten von Demokonten ist für den Devisenhandel ein Muss.
Heiko Müller
Geschäftsführer
Alpari Deutschland
Heiko Müller verantwortet seit August 2009 das Deutschland-Geschäft von Alpari und leitet seit März 2010 die Niederlassung in Frankfurt am Main. Müller blickt auf über zehn Jahre Berufserfahrung im Bereich Wertpapierhandel und Finanzdienstleistung zurück.
Die Alpari (Deutschland) GmbH gehört zur internationalen Alpari Gruppe und bietet Anlegern den Zugang zu den internationalen Devisenmärkten. Das Unternehmen verwaltet weltweit für private und institutionelle Kunden über 330 000 aktive Währungskonten mit einem monatlichen Handelsvolumen von über 147 Milliarden US Dollar. Anleger erhalten über Alpari den Zugang zum institutionellen Devisenhandel.
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