Krypto-Zentralbankgeld

Gedankenspiele der BIZ: Sollen Zentralbanken eigene Digitalwährungen ausgeben?

18.09.17 12:09 Uhr

Gedankenspiele der BIZ: Sollen Zentralbanken eigene Digitalwährungen ausgeben? | finanzen.net

Es ist eine Frage, die sich eigentlich nicht stellen dürfte: Sollen Zentralbanken eigene Digitalwährungen wie Bitcoin herausgeben?

Werte in diesem Artikel
Devisen

94.979,6035 CHF 272,1925 CHF 0,29%

101.768,9327 EUR 291,6493 EUR 0,29%

88.229,9191 GBP 252,8492 GBP 0,29%

17.610.608,4925 JPY 50.468,4658 JPY 0,29%

118.342,8487 USD 339,1468 USD 0,29%

2.878,3416 CHF 30,0741 CHF 1,06%

3.084,0911 EUR 32,2238 EUR 1,06%

2.673,7935 GBP 27,9369 GBP 1,06%

533.686,6560 JPY 5.576,1771 JPY 1,06%

3.586,3610 USD 37,4718 USD 1,06%

2,7678 CHF 0,0238 CHF 0,87%

2,9657 EUR 0,0255 EUR 0,87%

2,5711 GBP 0,0221 GBP 0,87%

513,1972 JPY 4,4177 JPY 0,87%

3,4487 USD 0,0297 USD 0,87%

23,2990 USD 0,2499 USD 1,08%

413,0299 CHF 0,1407 CHF 0,03%

442,5541 EUR 0,1507 EUR 0,03%

383,6781 GBP 0,1307 GBP 0,03%

76.581,7820 JPY 26,0853 JPY 0,03%

514,6277 USD 0,1753 USD 0,03%

0,0024 BCH -0,0000 BCH -0,03%

0,0000 BTC -0,0000 BTC -0,30%

0,0003 ETH -0,0000 ETH -1,04%

Die Fans von Kryptowährungen haben darauf wohl eine klare Antwort, nämlich nein. Denn das Konzept von Bitcoin und Co. sieht gerade nicht vor, dass staatliche Stellen die Kontrolle über Digitalwährungen erlangen sollen. Doch es gibt durchaus Anreize für Zentralbanken, in diesen Markt vorzudringen und das Konzept zu übernehmen. Zu diesem Ergebnis kommt die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in ihrem am Sonntag veröffentlichten Quartalsbericht.

Wer­bung
BCH/CHF und andere Devisen mit Hebel via CFD handeln (long und short)

Handeln Sie Währungspaare wie BCH/CHF mit Hebel bei Plus500 und partizipieren Sie an steigenden wie fallenden Notierungen.

Plus500: Beachten Sie bitte die Hinweise5 zu dieser Werbung.

Dass sich die BIZ mit dem Thema befasst, hat durchaus eine gewisse Brisanz, gilt sie als "Bank der Zentralbanken" doch als Vertreter des alteingesessenen Finanzsystems, dem viele Kryptogeld-Fans kritisch gegenüber stehen. Auf der anderen Seite sieht sich die BIZ selbst auch als "Denkfabrik", die sich oft mit Fragen befasst, die grundsätzlicher Natur sind und oft keine eindeutigen Antworten zu Tage fördern. Auch in der Frage, ob digitales Zentralbankgeld sinnvoll ist, bezieht die BIZ keine klare Position, sondern zählt eher Vor- und Nachteile auf.

Einen Vorteil in Zentralbank-Kryptogeld sieht die BIZ darin, dass es vermutlich wesentlich weniger im Wert schwanken würde als herkömmliche Digitalwährungen. Wie heftig diese Kursschwankungen sein können, zeigt sich etwa an der "Ur-Kryptowährung" Bitcoin, die in diesem Jahr zwischen 1000 und fast 5000 US-Dollar gependelt hat. Die Kursschwankungen traditioneller Währungen wie Euro oder Dollar sind verglichen damit vernachlässigbar.

Darüber hinaus käme Krypto-Zentralbankgeld den Notenbanken in ihrer Geldpolitik entgegen. So sei es technisch möglich, auf Digitalgeld Zinsen zu zahlen, schreibt die BIZ. "Falls Zentralbank-Kryptogeld das Bargeld komplett ersetzen würde, wäre es für Anleger nicht länger möglich, Negativzinsen zu umgehen und zugleich Zentralbankgeld zu halten", so die BIZ. Mit Negativzinsen wollen Zentralbanken das Sparen unattraktiv machen, die Kreditaufnahme anregen und letztlich Wachstum und Inflation anschieben. Dieser Idee steht jedoch die Existenz von Bargeld entgegen, in das sich Anleger flüchten können, weil es nicht mit Negativzinsen belegt werden kann.

Jede Entscheidung zur Einführung von Zentralbank-Kryptogeld müsse die Vorteile gegen die Nachteile abwiegen, schreibt die BIZ. Dabei sei eine Gefahr, dass Bank-Runs, also ein Massenansturm auf Bankkonten, einfacher würden, weil Bankeinlagen schnell und einfach in Zentralbank-Kyptogeld umgewandelt werden könnten. Zudem stelle Digitalgeld von Zentralbanken ein Risiko für das Geschäftsmodell der herkömmlichen Banken dar, weil ihnen ein Teil ihrer volkswirtschaftlichen Funktionen genommen würde, warnt die BIZ.

Außerdem weist die BIZ auf einen der größten Unterschiede hin, der Kryptowährungen von traditionellen Währungen unterscheidet: Anonymität. Grundsätzlich gilt nämlich, dass Transaktionen mit Kryptowährungen anonym erfolgen, weil der Tausch direkt zwischen den Beteiligten erfolgen kann ("Peer-to-Peer"). Es ist eine Grundsatzfrage, ob das als "gut" oder "schlecht" angesehen wird. Positiv sehen es diejenigen, die ihre Identität - aus welchen Gründen aus immer - nicht preisgeben wollen. Negativ sehen es oft die Kritiker des Kryptogelds, die unter anderem Verschleierungen von Straftaten befürchten.

Die BIZ räumt ein, dass es durchaus legitime Gründe gebe, Anonymität im Zahlungsverkehr zu wahren, etwa zur Vermeidung von Identitätsdiebstahl. Es sei allerdings ein Unterschied, ob die eigene Identität gegenüber dem Transaktionspartner oder gegenüber Dritten, etwa einer Zentralbank oder dem Finanzamt, geheim gehalten werde. Letzteres werde von vielen Beobachtern als kritisch gesehen, weil es kriminelle Aktivitäten wie Steuerhinterziehung oder Terrorfinanzierung Vorschub leisten könne. Ähnliche Gründe werden genannt, wenn die Begrenzung von Bargeldzahlungen oder gar die Abschaffung von Bargeld gefordert wird.

Bundesbank: Digitales Zentralbankgeld derzeit 'unrealistisch'

Die Deutsche Bundesbank geht nicht davon aus, dass neben herkömmlichem Zentralbankgeld bald auch digitales Notenbankgeld ausgegeben wird. Die denkbaren geld- und staatspolitischen Folgen einer Einführung seien vielfältig und schwer abzuschätzen, heißt es in dem Monatsbericht der Bundesbank vom Montag. Deshalb sei digitales Zentralbankgeld, in Anlehnung etwa an den Bitcoin, eine "derzeit unrealistische Option".

Die Bundesbank greift in ihrem Monatsbericht eine ähnliche Debatte auf wie die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ). Sie hatte in ihrem Quartalsbericht vom Sonntag diskutiert, ob Notenbanken sich dem Konzept der "Kryptowährungen" wie Bitcoin und Konsorten annehmen und Zentralbankgeld in digitaler Form auch direkt an private Haushalte ausgeben sollen. Die BIZ, auch bekannt als "Bank der Zentralbanken", kommt zu keinem eindeutigen Ergebnis und sieht sowohl Vor- als auch Nachteile einer Einführung von Krypto-Zentralbankgeld.

/bgf/jsl/zb/das

BASEL (dpa-AFX)

Bildquellen: Lightboxx / Shutterstock.com