"Bares für Rares"-Händler

David Suppes im Interview: "Gold wird sich auch in 100 Jahren noch als inflationssicherer Wertspeicher eignen"

02.11.20 23:45 Uhr

David Suppes im Interview: "Gold wird sich auch in 100 Jahren noch als inflationssicherer Wertspeicher eignen" | finanzen.net

Gold- und Silberpreis haben in den vergangenen Wochen und Monaten aufgrund der fragilen Marktlage neue Rekordhöhen erreicht. Die Auswirkungen sind nicht nur am Aktienmarkt zu spüren, auch für Antiquitätenhändler David Suppes, bekannt aus der ZDF-Sendung "Bares für Rares", haben die steigenden Kurse offensichtliche Folgen.

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finanzen.net: In der ZDF-Sendung "Bares für Rares" treten Sie als Händler auf und bekommen zahlreiche vermeintlich wertvolle Kellerfunde angeboten. Gibt es Fundstücke, die Besitzer im Wert häufig deutlich wertvoller einschätzen, als sie tatsächlich sind?

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David Suppes: Ja, das kommt in der Tat recht häufig vor. Wenn Wertgegenstände über Generationen weitervererbt werden, entwickelt sich schnell ein emotionaler Wert, den viele Kunden in ihrem Kopf fälschlicher Weise mit dem tatsächlichen Marktwert vermischen. Hinzu kommt, dass viele Gegenstände früher einmal ein Vermögen wert waren (z.B. Omas Hutschenreuther Porzellanfigur, die früher so viel gekostet hat wie ein Bentley), heute jedoch nur noch schwer verkäuflich sind. Das ist den Kunden teilweise nur schmerzlich beizubringen, denn es widerspricht oft den Informationen, die ihre Eltern ihnen mit auf den Weg gegeben haben.

Was war Ihr größter Fehlkauf?

Versemmelt habe ich im Laufe der letzten 12 Jahre auf jeden Fall schon so einiges. Von gefälschten Goldbarren, gestohlenen Kunstwerken bis hin zu wertlosen Urlaubssouvenirs, die mir pfiffige Kunden als Rarität verkauft haben, war schon alles dabei. Als Fehlkauf würde ich jedoch keinen von ihnen bezeichnen. Aus Fehlern lernen, abstrahieren und Schlüsse ziehen ist ein geniales Konzept der Evolution und hilft mir bei meiner persönlichen Entwicklung sehr. Lehrgeld tut weh, keine Frage, aber es zahlt sich letztendlich doch meistens aus.

Bei vielen Menschen schlummern Schätze im Keller. Was war das Wertvollste, das Ihnen als Händler in den vergangenen Jahren auf den Ladentisch kam?

Sprechen wir jetzt vom emotionalen Wert, oder vom Marktwert? Vor ein paar Monaten habe ich einem Kunden für 300 Euro einen Brief abgekauft, den der große Thomas Mann an den Großvater des Kunden, er war Literaturkritiker, geschrieben hat und sich in dem Brief auf fürchterlich komische, zynische Art über die Kritik an seinem Buch beschwert hat. Der Brief ist einmalig, eigentlich unbezahlbar und wird natürlich nicht mehr weiterverkauft. Wieso der Kunde ihn verkaufen wollte, ist mir bis heute ein Rätsel.

Wenn es um den reinen Marktwert geht, ist es sicher die Sammlung von Goldmünzen und Barren, die mir vor ein paar Jahren von einem Erben unangekündigt auf den Tresen gelegt wurde und die einen damaligen Marktwert von über 2 Millionen Euro hatte.

Haben Sie als Antiquitätenhändler etwas von der Goldrally der vergangenen Monate mitbekommen?

Viele Kunden, die schon länger mit dem Verkauf ihrer Edelmetalle gewartet haben, haben jetzt zugeschlagen und die hohen Kurse mitgenommen. Die Kombination von Corona-Ängsten, finanziellen Engpässen, hohen Goldpreisen und der entstandenen Freizeit durch Kurzarbeit und Lockdown hat bei uns im Q2 und Q3 zu Umsatzsteigerungen geführt.

Hand aufs Herz: Sollten Besitzer von Gold- und Silberschmuck die aktuellen Marktpreise nutzen, um ihre Schmuckstücke zu verkaufen, oder lohnt es sich, auf höhere Gold- und Silberpreise am Markt zu warten?

Ich halte grundsätzlich nicht viel von Schmuck als Anlage - hier sollte gängige Bullionware immer bevorzugt werden. Wenn Goldschmuck vorhanden ist, könnte man diesen beispielsweise verkaufen und in Anlagegold und Silber umwandeln, je nach Zeithorizont und Risikoaversion entweder in mehr Gold, oder mehr Silber.

Auf 10-Jahressicht sehe ich bei Gold mehr Potential, auf Sicht von 20 Jahren könnte Silber deutlich outperformen. Nichts desto Trotz wird sich Gold auch in 100 Jahren noch als inflationssicherer Wertspeicher eignen.

Die aktuellen Edelmetallkurse eignen sich gut zum Verkauf, wenn man jetzt gerade auf Fiatgeld angewiesen ist. Wir kratzen immer noch nahe am Allzeithoch und es ist gut möglich, dass es kurzfristig zu stärkeren Konsolidierungen kommt.

Worauf müssen Anleger achten, wenn sie alten Erbschmuck verkaufen wollen?

In erster Linie darauf, dass sie ihre Schätze nicht unter Wert verkaufen. Es ist wichtig, zunächst herauszufinden, was genau man eigentlich für Schmuck besitzt: Altgold? Defekter Schmuck? Brillantschmuck? Stücke mit historischem Hintergrund? Im Zweifel sollte hierzu ein seriöser und neutraler Experte zu Rate gezogen werden. Im zweiten Schritt ist es natürlich wichtig, den richtigen Ankäufer zu finden. Ein Goldankäufer wird dem Kunden in der Regel nur den Materialwert, abzüglich einer Händlermarge anbieten. Oft macht es mehr Sinn, sich einen Händler zu suchen, der den Schmuck so wertschätzt wie er ist, und ihn nicht einfach nur in die Schmelze wirft.

Stichwort: Uhren. Welche Marken sind besonders wertvoll und mit welchen Uhren ist kein Geld zu verdienen?

Patek Philippe und Rolex dominieren den Markt seit vielen Jahren und setzen sich - auch durch geniales Marketing - immer mehr von der Konkurrenz ab. Interessant finde ich die Aussicht, dass der europäische Markt in Zukunft keine Rolle mehr bei der Wertentwicklung von Luxusuhren spielen wird. In China steigen in den kommenden Jahrzehnten mehrere Hundertmillionen Menschen zur Mittelschicht auf. Was denken Sie, was dann mit der ohnehin schon riesigen Rolex-Nachfrage in China passiert?

Von kurzfristigen Hypes und Modeerscheinungen wie aktuell Richard Mille oder Hublot vor einigen Jahren rate ich vom Anleger-Standpunkt her ab.

Mein Anlage-Tipp: Auch hier antizyklisch kaufen. Beispielsweise sind viele Gold-Modelle von Rolex momentan sehr günstig - teilweise sogar nahe am Materialpreis - zu bekommen. Der Trend geht aktuell klar zu den Stahl-Modellen. Aber warum sollte sich das in 10-20 Jahren nicht wieder ändern? Als Anleger finde ich das besonders spannend, weil ich ja durch den steigenden Goldpreis nach unten hin gut abgesichert bin.

Wenn Sie Anlegern, die nach alternativen Investments jenseits von Börse & Co. suchen, raten müssten, ihr Geld zu investieren: Münzen, Comics, Schmuck, Uhren, Möbel & Co. - Welche Anlageobjekte haben Ihrer Meinung nach das größte Wertsteigerungspotenzial?

Münzen erleben gerade aufgrund des gestiegenen Interesses an Edelmetallen einen Aufschwung. Sowohl Anlage- als auch Sammlermünzen. Trendthemen sind aktuell ebenfalls Asiatika sowie alte Werbefiguren und Emaille-Schilder. Spätestens seit Corona haben wir festgestellt, dass Kombi-Anlagen immer beliebter werden, also Objekte, mit denen man gleichzeitig in mehrere Trends investiert: Beispiele wären die oben genannte Rolex Uhr aus Gold oder Jugendstil-Schmuck aus Silber.

Interessierte Anleger können sich an Fernsehsendungen wie Bares für Rares orientieren: Wie reagieren Experten und Händler auf bestimmte Produktkategorien? Bei welchen Artikeln streiten sich die Händler besonders energisch um ein Objekt? So lassen sich Trends oft gut ablesen, weil wir als Händler ja "an der Front" kämpfen und wissen, was gerade gut geht, und was nicht.

Das Investieren in Edel- und Industriemetalle wie Gold und Silber ist seit jeher ein großes Thema unter Anlegern. In welche Anlagen investieren Sie privat?

Ich investiere vor Allem in Anlagen, die ich verstehe und bei denen ich die Marktentwicklung abschätzen kann oder zu mindest denke, dass ich das tue. Ich kaufe gerne chinesische Keramik, sowohl als Anleger wie auch als Sammler. Mein Anlageportfolio beinhaltet aber auch Aktien aus dem Technologie- und Medizinbereich, ETFs, Uhren, Edelmetalle, Kryptowährungen, Fiatgeld und Wohneigentum. Ich diversifiziere stark und fühle mich damit sehr sicher, auch in schwierigen Zeiten wie diesen.

Welche Empfehlung würden Sie in Sachen Goldinvestments geben? Physische Edelmetalle oder auch Goldwertpapiere wie ETCs oder Goldaktien?

Ich würde physische Edelmetalle empfehlen. Neben den steuerlichen Vorteilen spielt hier auch der Sicherheitsgedanke eine Rolle. Man kann mit einer langen Haltedauer rechnen.

Nicht nur Gold und Silber wurden während der Corona-Krise verstärkt nachgefragt, auch Kryptowährungen wie der Bitcoin haben großen Zulauf erfahren. Welche Berührungspunkte haben Sie als Sachwertehändler mit digitalen Währungen?

Wir hatten 2017 während des Hypes kurzzeitig überlegt, den Kunden die Auszahlung für ihre Schätze in Kryptowährungen anzubieten, hatten uns aber aufgrund des damals noch komplizierten Handlings letztendlich dagegen entschieden. Ansonsten fallen mir nicht wirklich viele Berührungspunkte mit meiner Branche ein.

Vielen Dank für das nette Gespräch.

Bildquellen: Carolin Auer

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