EFG-Kolumne

Der Ölmarkt – Hoffnungsträger der Zukunft oder Relikt der Vergangenheit?

06.06.11 16:00 Uhr

Der Ölmarkt – Hoffnungsträger der Zukunft oder Relikt der Vergangenheit? | finanzen.net

Als im Jahre 1859 der amerkanische Oberst Edwin L. Drake...

... nach jahrelangen Versuchen die erste kommerzielle Ölquelle in Pennsylvania in Betrieb nahm, bestand seine Absicht vor allem darin eine billige Alternative für das immer teurer werdende Walöl im Bereich der Schmiermittelproduktion und als Lampenbrennstoff zu finden.

Doch bald begann der globale Siegeszug des schwarzen Goldes. Größen wie John D. Rockefeller, Ludwig Nobel (der Bruder des Nobelpreisstifters Alfred Nobel) oder auch die Rothschild Familie erkannten frühzeitig das gewaltige Potenzial von Öl und gründeten Konzerne deren Spuren sich bis heute in einigen globalen Ölriesen finden. Durch gewaltige Ölfunde in der USA am Anfang des 20. Jahrhunderts stieg die Förderung anfänglich massiv an. Neue Einsatzbereiche, wie z.B. als Treibstoff für Verbrennungsmotoren und auch als Heizöl erhöhten die Nachfrage signifikant und unterstützten den drastischen Siegeszug der USA als aufsteigende Industriemacht. Bereits 1909 wurden ca. 50% des geförderten Öls als Heizöl verkauft und auch das oftmals als Beiprodukt geförderte Erdgas wurde verstärkt nachgefragt.

Doch in der zweiten Hälfte des 20 Jahrhunderts kam es zu einem Ereignis, was zu einem deutlichen Machtwechsel am Ölmarkt führte und welches der amerkanische Geophysiker Marion Kind Hubbert bereits im Jahr 1949 prophezeite: Die amerikanische Erdölförderung erreichte ihre maximale Förderung und nahm ab Anfang der 1970er Jahre kontinuierlich ab.
Riesige Ölfunde im Nahen und Mittleren Osten führten zur Entstehung eines neuen wirtschaftspolitischen Schauplatzes, der von den aufstrebenden Industrieländern immer stärker umworben wurde. So genannte Giant Oil Fields (Ölfelder mit Förderkapazitäten von über 1 Million Barrel Öl am Tag) wurden reihenweise vor allem in den arabischen Ländern in der Mitte des 20. Jahrhunderts gefunden und sorgten für niedrige Ölpreise. Dies wiederum führte zu einer immer höher werdenden Abhängigkeit vieler Industriezweige vom schwarzen Gold.
Doch in den letzten Jahrzehnten wurde es sehr leise rund um die Entdeckung neuer Giant Oil Fields und viele Marktexperten erinnern sich zurück an Hubberts Theorie.

Peak Oil – Damoklesschwert der Wirtschaft

M. King Hubbert basierte seine bereits im Jahr 1949 veröffentlichte Theorie des amerikanischen Erdölfördermaximum auf eine Prognose der erwarteten Nachfrage und die Förderentwicklung, bei der er einen glockenförmigen Verlauf annahm. Darauf aufbauend prognostizierte er das Fördermaximum der amerikanischen Ölförderung für das Jahr 1972 was dann mit einer leichten Abweichung auch tatsächlich eintrat. Seine Theorie ging in die Geschichte als „Hubbert’s Peak“ bzw. als Peak Oil Theorie ein.
In einem zweiten Schritt berechnete er das erwartete weltweite Fördermaximum welches er für das letzte Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts prognostizierte. Diese Erwartung trat aber nicht ein. Trotzdem gibt es immer mehr Verfechter seiner Theorie und viele Experten erwarten, dass auch die weltweite Förderung bald ihr Maximum erreichen wird.

Diese Skepsis über die zukünftigen möglichen Fördererhöhungen basieren vor allem auf der Tatsache, dass in den letzten Jahren keine grossen Ölfunde mehr stattgefunden haben. Nur wenige der neuen Ölfelder die ihren Betrieb in den letzten Jahren aufgenommen haben sind in der Lage mehr als 200.000 Barrel Öl pro Tag zu fördern (verglichen mit den Giant Oil Fields der Vergangenheit sehr wenig). Als Alternativen in der Ölbranche selber werden immer wieder unkonventionelle Ölquellen als Ersatz diskutiert. Doch bestehen große Zweifel bei diesen Quellen da sie entweder umweltschädigend (Ölsand) oder gefährlich (Tiefseeöl) sind. Der zunehmenden Sorge um die zukünftige Ölförderung steht eine rasant wachsende Nachfrage getrieben durch das Wachstum in den Emerging Markets Ländern gegenüber. Bereits jetzt ist China für über 16% des globalen Energieverbrauchs verantwortlich.

Weltweit sucht man daher bereits nach Möglichkeiten diese hohe Abhängigkeit von einem begrenzten Rohstoff zu reduzieren und fördert daher alternative Energien. So verabschiedete z.B. erst vor kurzem die chinesische Regierung den New Energy Development Plan der mit über 700 Mrd. USD budgetiert ist und den Weg für ein Zeitalter der neuen Energiepolitik ebnen soll. Über 200 Mrd. USD sollen dabei in Windkrafttechnologie und 30 Mrd. in die Solarenergie investiert werden. Und auch in anderen Ländern werden alternative Energien stark gefördert.

Aber egal wie schnell dieser Generationenwechsel von statten gehen wird - Öl wird uns zumindest für die nächsten Jahren als wichtigster Energierohstoff noch weiterhin begleiten.

Pedram Payami leitet den öffentlichen Vertrieb bei EFG Financial Products, einer Vermittlerin von strukturierten Produkten.

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

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