Trotz hoher Inflation: US-Notenbank senkt erneut den Leitzins - Konjunkturprognose angehoben

Die Geldpolitik der US-Notenbank Federal Reserve wird mit Argusaugen beobachtet. Entsprechend war auch der Leitzinsentscheid am Mittwoch mit Spannung erwartet worden.
• US-Notenbank senkt den Leitzins wie erwartet
• Neue Spanne: 3,50 und 3,75
• Entscheidung in außergewöhnlicher Situation
Die US-Notenbank hat die Leitzinsen ein drittes Mal in Folge gesenkt. Wie die Währungshüter am Mittwoch mitteilten, liegt dieser nun zwischen 3,50 und 3,75, also 0,25 Prozent niedriger als zuvor. Dieser Schritt war am Markt erwartet worden. Grund dafür waren erneut Bedenken bezüglich eines schwachen Arbeitsmarkts, während die hartnäckige Inflation auf hohem Niveau als vorübergehend betrachtet wird. Die Risiken für die Beschäftigung hätten in den vergangenen Monaten zugenommen, hieß es von der Fed. Eine Mehrheit von Volkswirten hatte eine Zinssenkung erwartet.
Bereits im September sowie Ende Oktober hatte die Federal Reserve zwei Zinsschritte nach unten beschlossen - jeweils um 0,25 Prozentpunkte. In den Monaten davor hielt sie trotz der Forderungen von Donald Trump noch an ihrem Kurs fest.
US-Notenbank in schwieriger Lage
Die Zinssenkung solle helfen, den Arbeitsmarkt zu stabilisieren, sagte Fed-Chef Jerome Powell. Einstimmig erging die Entscheidung allerdings nicht - selten zeigte sich der Zentralbankrat so uneins wie in seiner letzten geplanten Zinsentscheidung in diesem Jahr. Der politische Druck aus dem Weißen Haus, wo sich Präsident Trump in den vergangenen Monaten vehement für kräftige Leitzinssenkungen ausgesprochen hatte, lastet auf der eigentlich unabhängigen Notenbank.
Die Fed hat ihre geldpolitische Entscheidung im Dezember unter ungewöhnlich schwierigen Voraussetzungen treffen müssen: Wegen des 43-tägigen Verwaltungsstillstands infolge des Budgetkonflikts standen auch die Statistikbehörden weitgehend still. Deshalb fehlen aktuelle Zahlen zu Preisen und Beschäftigung. Die jüngsten verfügbaren Inflations- und Arbeitsmarktdaten stammen aus dem September. Damals verzeichnete das Bureau of Labor Statistics eine Gesamtinflation von 3 Prozent, ebenso hoch lag die Kernrate ohne Energie und Lebensmittel. Der vielbeachtete PCE-Index des Handelsministeriums zeigte im selben Zeitraum eine Kern- wie auch eine Gesamtrate von 2,8 Prozent. Auch beim Arbeitsmarkt gibt es keine aktuelleren Regierungszahlen als die aus dem September, als 119.000 neue Jobs entstanden. Der jüngste Hinweis kommt vom privaten Anbieter ADP, der für November einen Rückgang um 32.000 Stellen meldete - besonders schwach schnitt die Industrie ab.
Dass die Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahr im September noch auf 3,0 Prozent gestiegen und damit deutlich über dem mittelfristigen Inflationsziel der Fed von 2,0 Prozent gelegen hatten, spräche an sich gegen eine Zinssenkung. Allerdings hatten Experten einen noch stärkeren Zuwachs befürchtet, sodass die Sorgen um den US-Arbeitsmarkt schwerer wiegen als die Inflationsproblematik.
Gratwanderung für die US-Notenbank
Mit ihren Zinsentscheidungen versucht die US-Notenbank, einen Kompromiss zwischen stabilen Preisen und möglichst vielen Vollbeschäftigten zu finden. Ist der Leitzins zu hoch, bremst er die Wirtschaft aus etwa wegen zu hoher Kreditkosten. Ein niedrigerer Zins stimuliert zwar Wachstum und den Arbeitsmarkt, kann aber die Inflation anheizen.
Abweichler in der Fed
In den vergangenen Monaten gestalteten sich die Zinsentscheidungen zunehmend schwieriger: Während Fed-Chef Powell in der Vergangenheit in vielen Fällen noch einstimmige Beschlüsse präsentieren konnte, kam es zuletzt immer wieder zu Abweichlern.
In seiner Dezember-Sitzung stimmten nur neun der zwölf stimmberechtigten Mitglieder des Zentralbankrates für eine Zinssenkung um einen Schritt - also 0,25 Prozentpunkte. Mit Austan D. Goolsbee und Jeffrey R. Schmid stemmten sich nun zwei Mitglieder gegen eine Senkung; Schmid hatte bereits bei der Oktober-Entscheidung für die Beibehaltung des zuvor gesenkten Zinses votiert.
Der Vertraute von US-Präsident Donald Trump, Stephen Miran, stimmte wie bereits bei früheren Sitzungen für eine stärkere Zinssenkung. Trump hatte Miran auf einen vakant gewordenen Posten gesetzt und hofft dadurch, Einfluss auf die Geldpolitik zu nehmen und ungeachtet jeglicher Daten seine geforderten Zinssenkungen zu bekommen. Kritiker bezweifeln Mirans Unabhängigkeit - er wiederum bestreitet, zu nah an Trump zu sein.
Drei Zinssenkungen 2025 - was folgt im neuen Jahr?
Nach der letzten planmäßigen Zinsentscheidung in diesem Jahr richtet sich der Blick bereits auf 2026: An den Finanzmärkten werden im Durchschnitt zwei weitere Zinssenkungen um insgesamt 0,5 Prozentpunkte erwartet. Der Fed-Zentralbankrat gab sich vorsichtiger und signalisierte nur eine Zinssenkung für das nächste Jahr.
Dirk Schumacher, Chefvolkswirt der deutschen Förderbank KfW, zeigte sich dagegen abwartender: "Wir gehen davon aus, dass es zunächst zu einer Pause bei den Zinssenkungen kommen wird", schrieb er noch vor der Entscheidung. So rechne er mit einer signifikanten Verlangsamung des Wachstums und die Fed dürfte mehr Zeit benötigen, um die tatsächlichen Effekte durch Trumps Zölle zu evaluieren.
US-Notenbank erhöht Konjunkturprognose für 2026
Die US-Notenbank rechnet im kommenden Jahr mit deutlich mehr Wachstum als bislang. Für 2026 geht die Zentralbank im Median mittlerweile von einem Plus von 2,3 Prozent aus - noch im September hatten die Experten 1,8 Prozent für das neue Jahr vorhergesagt. Die Konjunkturerwartungen für das ablaufende Jahr stiegen die Fed leicht auf 1,7 Prozent (zuvor 1,6 Prozent).
Die Inflation dürfte 2026 unterdessen nachlassen: Trotz der aggressiven Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump erwartet die Notenbank nun einen Wert von 2,4 Prozent statt bislang 2,6 Prozent. Für 2025 hatten die Experten eine Teuerungsrate von 3,0 Prozent vorhergesagt - jetzt rechnen sie mit 2,9 Prozent.
Trump: Weiß bereits, wer neuer Fed-Chef werden wird
Mit Spannung wird erwartet, wer auf Fed-Chef Powell folgt, dessen Amtszeit im Mai 2026 endet. Jüngst hatte Trump gesagt, dass Powells Nachfolger bereits feststehe. "Ich weiß, wen ich wählen werde", sagte er gegenüber Journalisten. Seit langem ist klar, dass er Powell nicht ein weiteres Mal für das Amt an der Spitze der Notenbank nominieren wird - zu stark gingen die Meinungen über den geldpolitischen Kurs der USA auseinander.
Als Favorit auf den Chefposten wird der Vorsitzende des Nationalen Wirtschaftsrats im Weißen Haus, Kevin Hassett, gehandelt. Dieser hatte bereits angekündigt, die Aufgabe "gerne" übernehmen zu wollen, sofern Trump ihn denn tatsächlich nominieren sollte. Hassett gilt als Vertreter einer lockeren Geldpolitik und dürfte wie Trumps Vertrauter Miran dann regelmäßig für Zinssenkungen stimmen.
Zentralbankrat gehören zwölf Mitglieder an: Neben den sieben sogenannten Gouverneuren der Notenbank entscheiden fünf Regionalbankpräsidenten über den Leitzins. Unter den fünf Repräsentanten der regionalen Notenbanken ist der Fe
Redaktion finanzen.net mit Material von dpa-AFX
Weitere News
Bildquellen: tlegend / Shutterstock.com, Mesut Dogan / Shutterstock.com