Hochtief muss sich selbst helfen

... durch den ungeliebten Großaktionär ACS. Um die Fremdherrschaft zu verhindern, deklinieren Management und Berater jede mögliche Abwehrmaßnahme durch, von der kleinen „Giftpille“ bis zur ausgefeilten Komplettstrategie.

So könnte die Flughafen-Sparte Concessions an die Börse gebracht oder gesondert verkauft werden, um den Hochtief-Kurs nach oben zu treiben und das ACS-Angebot unattraktiver erscheinen zu lassen. Zu diesem Zweck wäre auch ein Aktienrückkaufprogramm denkbar. Eleganter ist der Versuch, den spanischen Angreifer zu einem gesonderten Pflichtangebot für die australische Tochter Leighton zu zwingen. Die beste aller Welten wäre der Einstieg eines Weißen Ritters als befreundeter Ankerinvestor.

Längst ist der Fall Hochtief zu einem Politikum geworden. Verbände wittern Unbill für die heimische Baubranche, Spitzenpolitiker die Chance, sich als Bewahrer deutscher Interessen aufzuspielen. Wir sehen die politische Einflussnahme kritisch. Feindliche Übernahmeversuche sind keineswegs per se verdammenswert. Wollte Hochtief ACS übernehmen, würden Angela Merkel und Sigmar Gabriel begeistert Beifall klatschen und die Tatkraft der deutschen Bauindustrie in den höchsten Tönen loben.

In freien Kapitalmärkten ist es aber ebenso möglich, dass sich der hässliche Verehrer ACS an die bildhübsche Prinzessin Hochtief heranschmeißt. Eine starke Marktstellung und ein dickes Cashpolster wecken nun einmal Begehrlichkeiten, gerade bei der hochverschuldeten Konkurrenz. Für eines sollte die Politik allerdings sorgen: Gleiche Spielregeln für alle! Dazu gehört auch, Märkte wie Spanien oder Frankreich nicht protektionistisch gegen deutsche Aufkäufer abzuschotten, sondern europaweit vergleichbare Übernahmegesetze und Meldepflichten durchzusetzen.

Christoph Frank leitet die Redaktion der „PLATOW Börse“ und die Beratung des von der Deutschen Bank aufgelegten DB Platinum III Platow Fonds. Die „PLATOW Börse“ erscheint 2-mal pro Woche. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.